Tipps von Unternehmen: Wie man Superpraktikant wird
Der Ferialjob kann zweierlei sein: Eine Beschäftigung die man widerwillig in der heißesten Zeit des Jahres auf sich nimmt – und absitzt. Weil es im Curriculum der Uni steht, weil die Eltern darauf pochen, weil man das Konto aufstocken will. Der Ferialjob kann aber auch ein wertvoller erster Schritt in den Arbeitsmarkt sein. Eine wichtige Station im Lebenslauf. "Wird einem die Möglichkeit geboten, einen Einblick in die Arbeitswelt zu gewinnen, muss man sie nutzen", sagt die ehemalige Job-Praktikantin Ricarda Lassy (mehr dazu unten).
Warum? Durch Praktika lernt man Strukturen in Betrieben, den Umgang mit Chefs, Kollegen und Verantwortung. Man lernt, wie es sich anfühlt, eigenständig zu arbeiten und dafür Feedback zu bekommen. Damit es so weit kommt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. Drei heimische Firmen – die Werbeagentur Jung von Matt (nehmen drei bis vier Ferialpraktikanten auf), die Post AG (nehmen im Sommer 2500 Praktikanten auf) und der Handelskonzern Rewe (hat rund 1100 Ferialjobber) – verraten, wie man vom Büro-Einsteiger zum Profi-Kollegen wird.
"Lehne keine Aufgabe ab"
Fachliche Fähigkeiten sind bei einem Ferialpraktikum zweitrangig. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Softskills“, sagt Christian Meister, Leiter HR-Management der REWE International AG. „Bei Manieren und beim höflichen Umgang haben wir sehr hohe Erwartung an unsere Ferialpraktikanten. Respekt und das gesellschaftliche Regelwerk sollen eingehalten werden.“
Christiane Toperczer, verantwortlich für Personalagenden bei der Werbeagentur Jung von Matt, geht noch weiter: „Mit guten Softskills und Taktgefühl kann man sogar fachliche Schwäche wettmachen.“
„Wir wünschen uns junge Menschen mit Persönlichkeit, die auch mitdenken, nicht nur auf Anweisungen warten und auch wirkliches Interesse an der Arbeit zeigen“, sagt Post-Personalchef Franz Nigl. Christiane Toperczer von Jung von Matt: „Es ist schön, wenn sie sich in Projekte einbinden, nicht nur passiv dasitzen, sondern bereit sind, etwas zu leisten.“ Faul sein und herumlungern käme weder bei Chef noch Kollegen gut an. Christian Meister von Rewe schätzt an Sommerjobbern frische Ideen, gerne auch Verbesserungsvorschläge zu Abläufen. Wer Hilfe anbieten kann, sammle viele Pluspunkte.
Verantwortungsbewusstsein, Neugierde, Lernbereitschaft, Team- und Kommunikationsfähigkeit seien Softskills, die man bei Praktikanten gerne sieht, so Post-Personalchef Franz Nigl. Von besonderer Motivation zeuge eigenverantwortliches Arbeiten, zeitliche Flexibilität, Hilfsbereitschaft und die Proaktivität „Es ist schön, wenn ein Praktikant mit Einsatz und Eifer dabei ist. Das freut den Vorgesetzten und das freut das Team“, sagt Toperczer von Jung von Matt. „Wir erwarten von einem Praktikanten nicht, dass er jeden Tag Überstunden macht. Aber wir finden es schön, wenn er auch mal über die normale Arbeitszeit hinaus da ist und nicht um 16 Uhr den Bleistift fallen lässt.“
Ordentlichkeit und Pünktlichkeit sind keine Bonus-Fähigkeiten . „Sie sind ein absolutes Muss“, so der Rewe-HR-Chef Meister. Zudem sei das Beobachten und Verinnerlichen von Strukturen in einem Betrieb essenziell. Meister: „Hierarchien gibt es nicht grundlos, sie sollten natürlich eingehalten werden. Es empfiehlt sich auch, vorsichtshalber zu Siezen.“ Das Duwort des Kollegen oder Vorgesetzten solle man abwarten. Nicht immer muss es kommen.Toperczer von Jung von Matt: „Der Praktikant muss erkennen, wo sein Platz im Team ist. Er sollte jedenfalls die Aufgaben erfüllen, die für ihn gedacht sind. Erfüllt er sein Soll gut, bekommt er als Nächstes eine außergewöhnlichere Aufgabe.“
Es muss für Praktikanten nicht gleich der Business-Look sein, sagt Post-Personalchef Franz Nigl. Saubere Kleidung, dezentes Styling und nicht allzu viel Haut müssen es aber sein. Auch in der legeren Werbeagentur darf man es nicht übertreiben. „Keine Hotpants oder tiefdekolletierten Ausschnitte“, so Toperczer. Rewe-HR-Chef Meister ergänzt, der Auftritt müsse jedenfalls dem Arbeitsbereich angemessen sein.