Wirtschaft/Karriere

Was können Chefs von Queen Elizabeth II. lernen?

Unabhängig davon, ob man sich als stolzer Monarchist sieht oder wenig mit dem englischen Königshaus anfangen kann: Queen Elizabeth II. hat ihre Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen. Besonders ihre Rolle als leitende Kraft bleibt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, in Erinnerung.

70 Jahre Regentschaft machen Queen Elizabeth II. zur am längsten regierenden Monarchin Großbritanniens und in diesen sieben Jahrzehnten erhielt sie sowohl laute Kritik als auch Lob für ihre Leistungen als Königin. Der ehemalige Premierminister David Cameron nannte sie sogar einen "Fels in der Brandung in einer Welt des ständigen Wandels". Was die Queen selbst als erfolgreiche Führung sieht, erklärt sie in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen in New York im Jahr 2010:

"Ich kenne kein Patentrezept für den Erfolg.

Aber im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass einige Eigenschaften von Führungskräften allgemeine Gültigkeit haben und dass es oft darum geht, Wege zu finden, um Menschen zu ermutigen

- ihre Bemühungen, ihre Talente, ihre Einsichten, ihren Enthusiasmus und ihre Inspiration zu bündeln -

um zusammenzuarbeiten."

Queen Elizabeth II
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Barbara Stöttinger zufolge kann man die Führungsstärke der Queen an sechs "skills" erkennen. Welche das sind und was sich die nächste Generation an Führungskräften abschauen kann, erfahren Sie hier:

Resilienz und Anpassungsfähigkeit

Dass sich auf der Welt viel bewegt, lässt sich vor allem an den letzten zwei Jahren erkennen: Krieg, Energiekrisen und die Corona-Pandemie. Als Führungskraft muss man sich anpassen können, ohne dabei seine Prinzipien zu vergessen. Diese Eigenschaft soll Queen Elisabeth II., laut Stöttinger auszeichnen: "Sie hat Beständigkeit bewiesen, ist ihren Prinzipien treu geblieben und hat sich aber über die Jahre hinweg immer wieder neu erfunden. Sie war am Ende ihres Lebens – wenn Sie so wollen – dieselbe, aber dennoch ein völlig anderer Mensch. Es gab Zeiten, in denen sich die Königin angesichts bestimmter Herausforderungen einfach "durchgebissen" hat. In anderen Situationen hat sie ihren Kurs geändert, Ratschläge angenommen, oder zugegeben, dass sie sich geirrt hat. Eigenschaften, die auch moderne Führungskräfte auszeichnen."

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"Keep calm and carry on"

ist nicht nur ein Slogan, den die britische Regierung vor allem 1939 häufig verwendete: „Nicht ohne Grund heißt es ‚in der Ruhe liegt die Kraft‘ - Gelassenheit im Chaos zu kultivieren, ist für Menschen in Führungspositionen eine der wichtigsten Eigenschaften überhaupt“, sagt Stöttinger.

„In hektischen oder unsicheren Zeiten haben wir die Tendenz, rasch zu reagieren, um unserem Bedürfnis nach schnellen Lösungen und Klarheit nachzukommen. Besser ist es allerdings, Abstand zu gewinnen, um nicht vorschnell zu handeln. Führungskräften, denen es gelingt, auch in Ausnahmesituationen Ruhe zu bewahren, übertragen diese auf ihre Mitarbeiter. So lässt sich das gesamte Team nicht von Emotionen leiten, sondern schafft einen Raum, in dem Entscheidungen abgewogen und effektiver gehandelt werden kann.“

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"Mit gutem Beispiel vorangehen"

Es braucht nicht immer große Gesten und Revolutionen, um eine positive Veränderung herbeizuführen. Stöttinger nennt hier als Beispiel den Auftritt der Queen im Parlament nach der Brexit Debatte: "Sie erschien im blitzblauen Kostüm mit einem Hut mit gelben Blumen – für die Welt außerhalb des Königreichs ein deutliches Zeichen für ihr Einstellung zur Europäischen Union. Verbal konnte und wollte sie sich nicht äußern, deshalb setzte sie auf die Kraft der Symbole. Eine Strategie, die es im Übrigen auch Führungskräften erlaubt, in bestimmten Situationen auf subtile Art zu zeigen, wofür man steht."

"Dienen, um zu führen"

Oder wie es auf Englisch heißt „Serve to lead." „Queen Elisabeth II. sah sich selbst als Dienerin ihres Volkes und nicht als dessen Anführerin. Sie traf Menschen, ermutigte sie in ihren Bemühungen und machte vor allem eines: Sie nahm sich die Zeit, mit Menschen in Kontakt zu treten“, sagt die Dekanin.

Man sollte sich als Führungsperson fragen welche Haltungen, Werte und Leitlinien man als Manager hat und wie man wirksam werden möchte. Denn, so Stöttinger, Macht komme mit der Position, das Vertrauen der Mitarbeiter durch das Wirken und die Ausgestaltung der Führungsrolle. „Beim Servant Leadership geht es darum, Menschen und Organisationen zu dienen und diese als Führungskraft bestmöglich zu unterstützen und nicht, um die Rolle oder Position für die eigenen Interessen auszunützen.“

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"Machen Sie Ihre Hausaufgaben"

Die Königin wird vielerorts als exzellente Gesprächspartnerin, die gut informiert und immer up-to-date war, bezeichnet. Auf jedes Gespräch oder Event soll sie sich akribisch vorbereitet haben. Diese Eigenschaft kann man sich als Führungskraft zu eigen machen, denn "wer seine Hausaufgaben macht, zeigt, dass er seine Kollegen respektiert, und gleichzeitig über ein fundiertes Wissen über aktuelle Themen verfügt."

Gleichzeitig trifft man, je mehr man über sein Umfeld und den Markt weiß, auch bessere Entscheidungen für das Unternehmen: "Was wir  beobachten ist, dass gut vorbereitete Menschen offener gegenüber Neuem sind und Veränderung eher als Chance und nicht als Gefahr sehen. Leider neigen viele Führungskräfte nach wie vor dazu, nur in der eigenen Suppe zu schwimmen und keinen Blick über den Tellerrand zu riskieren. Ein sicheres Rezept übrigens, um Trends und Innovationen und jegliche Chance auf Weiterentwicklung zu verpassen“, sagt Barbara Stöttinger.

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Offen sein

Queen Elisabeth stand bekanntlich neuer Technik offen gegenüber. Beispielsweise bestand sie darauf, dass ihre Krönung im Fernsehen übertragen wird. Sie war auch eines der ersten Staatsoberhäupter, die eine E-Mail versendete.

Offenheit zu Neuem sei für Führungskräfte ein "Must-Have", aber man sollte dabei niemanden überfordern: „Gerade, wenn wir neu in einer Führungsposition sind, haben wir die Tendenz, alles umkrempeln zu wollen. Das ist legitim, jedoch gilt auch hier, dass ‚weniger mehr ist‘. Die wichtigsten Fragen, die sich Führungskräfte in diesem Zusammenhang stellen können, sind:  Wo bringt Innovation und der Einsatz von Technologien Vorteile? Vereinfacht er Bürokratie und können Menschen dadurch leichter zusammenarbeiten? Und schließlich: Welche Perspektiven eröffnen uns die Digitalisierung und Change, die wir vorher noch nicht hatten?“