Teilzeit: Warum die Vier-Tage-Woche Frauen verdrängt
Von Jennifer Corazza
Die Diskussion um kürzere Arbeitszeiten kocht regelmäßig hoch. Jetzt ist es wieder passiert: Die Arbeiterkammer forderte mehr Pilotprojekte für die Vier-Tage-Woche von der Regierung. Anstoß gab ein oberösterreichischer Elektrotechnik-Betrieb, der im Testlauf auf vier Arbeitstage (36 Stunden) umsattelte und damit sehr zufrieden war.
Die Wirtschaftskammer, konkret Generalsekretär Karlheinz Kopf, konterte darauf in traditioneller Manier mit Personalengpässen. Und Arbeitsminister Martin Kocher? Bemüht sich um eine zeitnahe Beantwortung der Arbeiterkammer-Vorschläge. Gesetzliche oder behördliche Maßnahmen würde man im Ministerium jedoch nicht für nötig halten.
Neuer Vorschlag
Neue Impulse brachte am Donnerstag ein Mediengespräch von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“. Hier schlossen sich die Uni Graz und die WU Wien zusammen, um das Teilzeitphänomen, das vorrangig Frauen trifft, sowie Varianten für kürzere Arbeitszeiten zu ergründen. Die wichtigsten Erkenntnisse: Je mehr planbare und selbstbestimmte Zeit, desto besser geht es uns. Einer Vier-Tage-Woche schieben die Expertinnen und Experten des Mediengesprächs dennoch überraschend den Riegel vor.
„Eine Vier-Tage-Woche bei gleichbleibender Arbeitszeit ist abzulehnen“, sagt Bettina Stadler der Uni Graz. Und Nora Dornis der WU Wien ergänzt: „Aus feministischer Perspektive ist es sinnvoller, Arbeitsstunden täglich zu reduzieren.“ Aber bei fünf Tagen zu bleiben.
Das Argument? Die tägliche Stundenreduktion macht es möglich, die Care-Arbeit im Haushalt fairer aufzuteilen. Muss aber an vier Tagen alles abgearbeitet werden, besteht die Gefahr, dass eine Person aus dem Arbeitsmarkt verdrängt und in den Haushalt zurückgeworfen wird. Und so nur einer geringeren Teilzeit statt einer vollzeitnahen Teilzeit nachgehen zu können.