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Universität: Wo mancher Star gemacht wird

Schön!", formuliert der junge Schauspieler. Er trägt einen Bart, sein Blick trifft keinen Menschen, sondern geht ins Leere und doch wird der Zuseher Teil der Szene. "Stopp", sagt der Lehrende ruhig. Die Gesichtszüge der Protagonisten entspannen sich. In der Sekunde sehen sie um Jahre jünger aus. Der Leiter gibt Feedback. Und wieder sagt der Student: "Schön" – zum zwanzigsten Mal.

Minuten auf der Bühne werden hier, in dem Raum aus Spiegel und Glas, in vielen Stunden einstudiert. Jede Handbewegung wird bis ins kleinste Detail geübt, die Intonation in allen Facetten geprobt. Geduld ist eine Tugend – das begreifen die Besucher am Tag der offenen Tür des Konservatoriums schnell. Den älteren Besuchern steht ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht geschrieben – vermutlich Verwandte. Die jungen hingegen sind angespannt, sie beobachten den Ablauf genau – wahrscheinlich künftige Bewerber.

Das Vorspiel

Einmal im Jahr bittet die Privatuniversität zum Vorspiel. Tausende Bewerber aus dem In- und Ausland machen sich dann vorstellig: Sie singen, sie musizieren, sie schauspielen. Um die Jury zu überzeugen, geben sie alles. "Wir wählen unsere Bewerber sehr behutsam und sorgfältig aus. Wir sind sehr bemüht, die Studentenzahl am Explodieren zu hindern", sagt der kaufmännische Leiter des Konservatoriums, Gottfried Eisl. Im Studiengang Musical kommen mehr als 200 Bewerbungen auf acht Studienplätze. "Wir achten bei dem Aufnahmeprozedere genau darauf, ob jemand das nötige Rüstzeug mitbringt", sagt Eisl. Und tatsächlich ist jeder Studierende auf seine Weise markant. Ihre Präsenz wird, sobald sie ihr Studium beendet haben, ihr Kapital sein. Nur damit können Opernhäuser gefüllt oder Theaterbühnen zu fesselnden Schauplätzen werden. Ohne Übung wird hier niemand groß rauskommen. "Unseren Studierenden wird viel abverlangt", bestätigt Eisl. 196 Studierende wurden für das Studienjahr 2012/’13 neu zugelassen. Gesamt werden per 17. Oktober 924 Studierende am Konservatorium gezählt, darunter viele ausländische Studierende, etwa aus Japan.

Die Sänger

Im Raum 2.16 in der Singerstraße findet an diesem Tag der offenen Tür der Workshop Sologesang mit Künstlerin Uta Schwabe und Manfred Schiebel am Klavier statt. "Wer möchte heute noch vorsingen? Sie?", fragt Uta Schwabe. Zögerlich heben einige der Anwesenden die Hand. Uta Schwabe ist eine zierliche und ermutigende Frau – ihrer Beurteilung Vertrauen zu schenken, ist einfach. Eine Jusstudentin positioniert sich vor den rund 15 Zusehern, sie atmet ein und singt.

Eines ist klar: Alle, die sich heute hier vorstellen, um ihre Chancen bei der Aufnahmsprüfung im kommenden Frühjahr auszuloten, können singen. Gut genug? Man wird sehen. Jedenfalls gilt die Interessentin mit 23 Jahren bereits als alt. Uta Schwabe korrigiert ihre Haltung und gibt ihr Tipps.

Die Lehrenden hier zählen zu den Besten ihres Fachs. Immerhin wird jeder Posten international ausgeschrieben. Eisl sagt: "Nur mit den besten Lehrenden kommen die besten Studierenden."

KONSUni: Fakten zur Kunst

Der Weg zur Privatuni Das Konservatorium der Stadt Wien wurde 1945 gegründet. 2004 wurde es aus der Wiener Gemeindeverwaltung ausgegliedert, 2005 folgte die Akkreditierung als Privatuniversität. Die Studienpläne wurden auf das Bologna-System umgestellt.

Ausbildung Das Studienangebot umfasst mehr als 30 BA-, MA-, Universitäts- und Vorbereitungslehrgänge. Die Studienbeiträge liegen – da die Stadt Wien pro Studienplatz und -jahr ca. 19.000 Euro zur Verfügung stellt – bei 300 Euro für Studierende aus EU-Ländern.