Wirtschaft/Karriere

Uni Wien: Die besten Profs des Jahres

Als rote und schwarze Spitzenhöschen auf die Bühne flogen, wurde es still. Eine junge Frau in der ersten Reihe sprang auf, schwenkte ein Plakat und rief: "STS took our innocence!"

Nein, das war kein überreizter Fan auf einem Konzert der Altpopmusiker STS. Sondern eine Studentin bei der Vergabe der Teaching Awards an der Universität Wien. Fan war Victoria Neumann dennoch – nämlich von den Lehrenden ihres Master-Studiums "Science – Technology – Society", die mit dem Lehrpreis ausgezeichnet wurden. Sie stürmte jubelnd auf die Bühne, legte sich fürs Gruppenfoto zu Füßen ihrer Professoren. Rektor Heinz W. Engl befand schmunzelnd: "Akademische Lehre will Studierende zur Selbstorganisation bringen, das hat ja wunderbar funktioniert."

Nicht selbstverständlich

Gekommen waren nur wenige Studierende und viele Professoren, Dozenten, Tutoren. Forschung und Lehre seien gleichrangig, sagte Rektor Heinz W. Engl in seiner Rede, doch: "Bei der Forschung werden seit Jahrzehnten Preise vergeben, gute Lehre wurde immer als selbstverständlich gesehen." Mit dem Teaching Award will die Uni Wien das ändern. Engl plädiert auch dafür, bei Evaluierungsverfahren die Lehre stärker zu berücksichtigen.

Sieben Lehrende und Teams wurden in den Kategorien "Erfolgreicher Studieneinstieg" und "Gelebte Modularisierung" ausgezeichnet. Die Kategorie "Studieneinstieg" habe man gewählt, so Engl, weil "die Studieneingangsphase eine Entscheidungsphase für die weitere Studienkarriere ist, daher ist eine gute Gestaltung wichtig."

Doch was macht gute Lehre aus? Darunter verstehe jeder etwas anderes, meinte Vizerektorin Christa Schnabl, die durch den Abend führte: "Gute Lehre rückt den Lernprozess der Studierenden in den Mittelpunkt."

Das tut auch Preisträger Richard Hartl von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Er wurde für seine Einführungsvorlesung "Produktion und Logistik" ausgezeichnet. 400 Studierende sitzen bei ihm im Hörsaal, "eine Herausforderung", wie er sagt. Hartl arbeitet mit Tafel, Excel-Sheets, YouTube-Videos und viel Abwechslung. "Ich halte mich an einen Regisseur, der gesagt hat, eine Szene darf nur 45 Sekunden dauern, sonst wird es langweilig." Nachsatz: "Bei der Vorlesung sind es 30 Minuten." Er bindet die Studierenden trotz ihrer Vielzahl in den Unterricht ein, lässt sie per Handzeichen zu Fragestellungen abstimmen. Didaktikkurse hat er nie besucht. "Ich habe durch positive Beispiele von Lehrenden, aber vor allem durch negative gelernt, habe mich gefragt, wie kann ich besser vermitteln."

Victoria Neumann, die Award-Crasherin, fand die Kursgestaltung bei STS gut: "Wir haben das Risikomanagement beim Erdbeben in L’Aquila in vier forschungsbezogenen Kursen – in der Einführung, Methodik, Wissensmanagement, Theorie behandelt." Die Studierendenteams wurden bewusst sehr unterschiedlich zusammengesetzt. "Mikrobiologen waren ebenso dabei wie Wissensmanager, 23-Jährige wie 43-Jährige – die Lehrenden haben daraus einen Vorteil gemacht."

Mathematiker und Preisträger Christoph Dellago, der wegen einer Tagung die Verleihung versäumte, bekam von seinen Studierenden ein Gedicht geschenkt. Ein Auszug schaffte es in Schnabls Power-Point-Präsentation: "Bei seinen Vorträgen handelt es sich nicht um Gedankenquälerei, vielmehr handelt es sich dabei um Wissensvöllerei." Germanistik-Professorin Renate Faistauer wurde für ihr Modul "Methoden der Sprachvermittlung" gewürdigt, in dem Studierende selbst unterrichten. "Ich brenne schon viele Jahre für mein Fach", sagte sie. In ihrer Lehre setze sie auf viel Selbstreflexion der Studierenden. Auch das 20-köpfige STEOP-Team der Sozialwissenschaften wurde ausgezeichnet, wegen seiner interdisziplinären Einführungsveranstaltungen samt Mentoring.

Je 2000 Euro Preisgeld gab es für die Ausgezeichneten. Doch nicht fürs Privatvergnügen, sondern für Lehrprojekte.

Der UNIVIE Teaching Award wurde heuer zum zweiten Mal am Tag der Lehre an der Uni Wien vergeben. Dekane für Lehre, Kollegen und Studierendenvertreter nominierten Lehrende für den Preis, eine universitäre Jury wählte die besten Einreichungen aus. Auch andere Hochschulen zeichnen mit Teaching Awards ihre besten Lehrenden aus.

Staatspreis 2013 rief Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle den Staatspreis für exzellente Lehre, den „Ars Docendi“ ins Leben, im Vorjahr ging der Preis an Uni-Lehrende, im Mai 2014 an jene von FH und Privatunis.