Töchterle: Hochschulen sollen Sponsoren suchen
Von Sandra Baierl
Die Unis brauchen mehr Geld. Das weiß Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Das bestätigt WIFO-Chef Karl Aiginger mit seiner neuen Studie "Hochschulen 2025: eine Entwicklungsvision" (siehe Bericht rechts). Das wissen die Studierenden jener Studienfächer, in denen es an Ressourcen mangelt.
Im Regierungsziel 2020 ist die notwendige Anhebung der finanziellen Mittel für den tertiären Bildungssektor berücksichtigt: auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) soll das Budget steigen, derzeit verwendet man in Österreich 1,4 Prozent des BIP für Hochschulen und Forschung. Karl Aiginger: "Das Ziel von zwei Prozent ist in Zeiten der Budgetkonsolidierung sehr anspruchsvoll. Aber selbst dann wäre Österreich in Europa nicht führend bei der Hochschulfinanzierung". Er argumentiert so: Österreich ist das drittreichste Land Europas (gemessen am BIP), die Hochschulen seien aber nicht einmal Top Fünf. Das müsse sich dringend ändern, weil der Bildungsstandard die Wirtschaftskraft eines Landes massiv beeinflusse. Und weil die Bedeutung der Hochschulen für die Wettbewerbsfähigkeit in den nächsten Jahren noch massiv steigen wird.
Woher das Geld kommen soll? Karlheinz Töchterle und Karl Aiginger sind sich einig, dass auch in Österreich, so wie in anderen Ländern üblich, private Sponsoren und Geld von Absolventen (Alumnis) den Hochschulen aushelfen sollen. "Geld ist wichtig. Die Hochschulmilliarde ist ein guter Beitrag, aber ich weiß auch, dass das zu wenig sein wird", so der Wissenschaftsminister. Er wünscht sich Sponsor-Programme, wie es sie etwa in den USA gibt: Firmen statten einen Hörsaal aus, der dann nach ihnen benannt wird. Oder sie geben Geld für ein Forschungsprojekt. Oder finanzieren ein ganzes Institut.
Keine Abhängigkeit
Dass die unabhängige Forschung mit dem Einfluss von privaten Sponsoren gefährdet sein könnte, sieht Töchterle nicht. "Da habe ich geringe Sorgen. Natürlich hat Sponsoring immer auch eine politische Dimension. Aber ich bin mir sicher, sie ist beherrschbar." Man müsse die Verträge dementsprechend aufsetzen, genaue Regeln festlegen, wo und wie weit sich ein Sponsor einmischen dürfe. Auch Karl Aiginger sieht das Problem der Einflussnahme nicht. "In den USA sind die Regeln sehr klar, was mit dem Geld aus privaten Töpfen geschieht". In Österreich sei man noch weit entfernt von einer privaten Mitfinanzierung der Hochschulen, das professionelle Spendensammeln sei an den heimischen Hochschulen nicht üblich. "Wenn die Amerikaner es schaffen, mit 50 Prozent privater Mitteln ihre Unis unabhängig zu halten, dann werden wir es mit einem viel geringerem Prozentsatz an privaten Geldern auch zusammenbringen", sagt Aiginger.
Der private Anteil an den Ausgaben für die Hochschulen ist in Österreich tatsächlich gering: elf Prozent sind privat finanziert. Im EU-Schnitt sind es 22 Prozent, im OECD-Schnitt sogar 31.
Auch die Studierenden sollen künftig stärker zur Finanzierung beitragen, schlägt die Studie vor. Nicht nur Studiengebühren, auch einkommensabhängige rückzahlbare Bildungskredite müsse man andenken. Denn Akademiker würden von ihrer Ausbildung stark profitieren: Ihr Lebenseinkommen sei um 40 Prozent höher als jenes von Maturanten, ihre Arbeitslosigkeit mit zwei Prozent viel geringer als jene der Pflichtschüler (15 Prozent).
227 Seiten Uni-Visionen
Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle und WIFO-Chef Karl Aiginger präsentierten diese Woche die Studie: "Hochschulen 2025: eine Entwicklungsvision". Die Eckpunkte:
Die Bedeutung der Hochschulen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes steige stetig.
Die Spitzenländer stünden in intensivem Wettbewerb um die besten Köpfe. Österreich müsse als Zielland für Akademiker attraktiver werden. Unis müssten sich bei Qualität und Professionalität steigern.
Unis müssten in Wettbewerb zueinander stehen, sie sollen sich die Studierenden aussuchen können, und umgekehrt.
Mehr Geld für den tertiären Bildungssektor sei notwendig: mindestens zwei Prozent des BIP. Es soll eine Studienplatzfinanzierung geben.
Die Unis müssten sich stärker voneinander differenzieren, nicht alle das Gleiche anbieten.