Studie: Der Wert der Arbeit
Von Sandra Baierl
Siebenundzwanzig Euro und Neunzig Cent kostet eine Arbeitsstunde in Österreich im Durchschnitt – wir liegen damit im Mittelfeld Europas. Im Zeitraum 2000 bis 2010 stiegen die Arbeitskosten hierzulande um durchschnittlich 2,6 Prozent pro Jahr. Im vergangenen Jahr (2010) hingegen fiel der Anstieg deutlich geringer aus: Die Kosten in der Privatwirtschaft stiegen nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in den EU-Ländern um 1,7 Prozent. Unter den Euro-Ländern gab es nur in den wirtschaftlich angeschlagenen Staaten Irland und Griechenland eine noch geringere Steigerung. In der Gruppe der Hochlohnländer nehme die Spreizung allerdings zu, heißt es in der Studie. Währung die Länder mit den höchsten Arbeitskosten – das sind Belgien, Dänemark, Schweden, Frankreich, Luxemburg und Niederlande – Anstiege zwischen 2,0 und 3,5 Prozent verzeichnet hätten, fiel der Zuwachs in der Privatwirtschaft in Finnland, Deutschland und Österreich mit 0,5 bis 1,0 Prozent nur gering aus.
Die Rechnung
Als Arbeitskosten definieren die Düsseldorfer Forscher des IMK neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen sowie bestimmte Steuern. Am höchsten waren die Kosten in Belgien mit 38,20 Euro. Dahinter lagen die Länder Dänemark, Schweden, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande.
Eine Arbeitsstunde in der deutschen Privatwirtschaft kostet rund 29,10 Euro. Für Österreich wird der Wert ebenso wie für Irland mit 27,90 Euro beziffert. Die beiden Länder liegen damit auf Rang neun. An achter Stelle ist Finnland gereiht. Der EU-Schnitt lag 2010 bei 22,50 Euro.
Ungleich
Deutschland habe durch die vergleichsweise geringen Kosten über Jahre hinweg seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert und vom gutem Exportgeschäft profitiert, sagte IMK-Direktor Gustav A. Horn. Allerdings habe dies zu Leistungsbilanzdefiziten anderer Euro-Länder und damit zu den Ungleichgewichten geführt, die die Schuldenkrise mitausgelöst hätten. Der Wohlstand, den sich Deutschland durch seine Überschüsse erworben habe, „basiert auf den Schulden der anderen“.
Arbeitsmarkt: Da punktet Österreich
Mal was Gutes Die österreichische Wirtschaft ist nach Einschätzung des „2011 Euro Plus Monitor“ weniger dynamisch als die deutsche, aber in „erheblich besserer Verfassung“ als die französische und italienische. Positiv gewertet wird die „ausgezeichnete“ Entwicklung des Arbeitsmarkts, besonders die geringe Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit. Weitere Stärken: Niedrige Privatverschuldung im Vergleich zum BIP, der sehr geringe Anstieg der Lohnstückkosten in den Jahren von 2002 bis 2010.