Wirtschaft/Karriere

Studentenleben in Manhattan

In den USA gibt es mehr als 5000 Universitäten – unter ihnen die besten der Welt. Und auch die madigsten. Thomas Rantasa studiert seit fünf Semestern an einer der Top-Unis, der Columbia University, Computer Science, im Nebenfach Wirtschaft und Industrial Engineering. Kostet: 54.000 Dollar pro Jahr. Studieren mit Stiglitz und Ausblick auf den Central Park.KURIER: Sie wollten nie in Österreich studieren? Thomas Rantasa: Im Idealfall nicht. Wieso nicht? An der Columbia muss man sich zu Beginn nur entscheiden, ob man in die Geisteswissenschaften will oder an die Engineering School. Dann hat man zwischen ein und fünf Semester Zeit – je nach Uni – sich zu entscheiden, worauf man sich spezialisieren will. Man kann sich das Studium gewissermaßen zusammenbasteln. Sie haben soeben das fünfte Semester beendet. Wie viele Semester kommen noch?Drei, dann habe ich den Bachelor. Acht Semester bis zum Bachelor? Ja. Es wird viel Wert auf eine breite Allgemeinbildung gelegt. Ich studiere zwar Computer Science, habe dementsprechend viel Mathematik und viel Programmieren, muss aber trotzdem Kunstgeschichte, Schreibseminare, Musik belegen. Nächstes Semester habe ich eine Buddhismus-Vorlesung. Sie wird von Uma Thurmans Vater geleitet. Wie muss man sich studieren in den USA vorstellen? In den USA siedeln viele für das Studium. Das heißt, alle werden aus dem sozialen Kontext gerissen. Dadurch sind sie sehr offen. An der Columbia leben 95 Prozent der Studenten am Campus. Eine kleine Stadt. Wir haben eine eigene Postleitzahl, ein eigenes Postamt, eine Polizeistation. Wie ist die Atmosphäre? New York ist ein wichtiger Teil der Columbia. Wir sind direkt in Manhattan. Es ist im positiven Sinn hektisch. Die Sportler stehen um fünf Uhr auf, um zu trainieren, die Computer Science Leute kommen um fünf Uhr Früh aus der Bibliothek.

Wie ist die Lebensqualität? Ich schlafe vier bis fünf Stunden pro Nacht. Man hat das ganze Semester hindurch Prüfungen und Hausaufgaben. Dementsprechend ist man immer auf den Füßen. Wenn ich schon hier bin und meine Mutter so viel Geld bezahlt, möchte ich das nutzen. Wie hoch sind Ihre Studiengebühren? Die Top-Unis finanzieren sich zu nur zwei Prozent aus Studiengebühren. Der Rest sind Forschungsgelder, Spenden et cetera. Wenn ich mich bei einer Top-Uni bewerbe, wissen sie zu Beginn nicht, wie viel Geld ich habe. Erst wenn man angenommen wurde, schickt man die Finanzen rüber. Dann wird das Studiengeld individuell berechnet. Inklusive Verpflegung und Wohnen beläuft sich mein Studiengeld auf 54.000 Dollar pro Jahr.Das ist eine stolze Summe. Ja. Aber viele meiner Freunde zahlen 10.000 Dollar und wohnen genau wie ich, besuchen die gleichen Vorlesungen und gehen in dieselbe Mensa. Wenn die Eltern gut verdienen, zahlt man eben mehr. Das System ist aber sicher nicht perfekt. Was ist Ihre Meinung zu der Studiengebühren-Diskussion in Österreich? Wenn ich wirklich studieren will, dann gebe ich mir Mühe, das Geld zu verdienen. Wenn aber jemand vom Studium abgehalten wird, weil er es sich tatsächlich nicht leisten kann, ist das traurig. Wie ist das Verhältnis zu den Professoren? Alle sind akademisch top. Aber nur weil jemand den Nobelpreis hat, heißt das nicht, dass er top unterrichten kann. Ist man ehrfürchtig? Ich war in einer Vorlesung von Joseph Stiglitz. Da überlegt man sich zwei Mal, ob man eine Frage stellt. Aber es sind alle supernette Leute. Herrscht in allen Kursen Anwesenheitspflicht? Nein. Bei Diskussionsvorlesungen – da sitzt der Professor am Tisch und die Studenten im Kreis – herrscht meist Anwesenheitspflicht. In 75 Prozent der Vorlesungen sind maximal 22 Studenten. In den Geisteswissenschaften wird oft verlangt, dass man 70, 80 Seiten pro Nacht liest. Wenn eine Diskussion mit 15 Leuten stattfindet und man nichts gelesen hat, schaut das ziemlich blöd aus. Gibt’s auch Partys? Ich habe Freunde von mir auf der Arizona State University besucht. Die Szenen aus American Pie sind ein Witz dagegen. An der Columbia ist das bei Weitem nicht so extrem, auch weil wir New York haben.Werden Ihnen mit einem Abschluss von der Columbia alle Türen offenstehen? Am Ende muss man ebenso kämpfen.

Columbia University: Die 4,8 Prozent Altes Haus Die Columbia University an der Upper Westside wurde 1754 gegründet und ist somit eine der ältesten in den USA. Und eine der renommiertesten: 79 Nobelpreisträger sind an der Columbia beschäftigt. Das Times Higher Education World University Ranking platzierte die Uni auf Platz zwölf. Nur die Elite Nur 4,8 Prozent der rund 40.000 Bewerber wurden im Herbst 2011 an der zur Ivy-League zählenden Universität angenommen. Derzeit sind rund 30.000 Studierende inskribiert, 15.000 sogenannte Undergraduates und 15.000 Master- beziehungsweise PhD-Studenten.