Sieben Tage Abstand von Arbeit und Druck - ein Erfahrungsbericht
Von Sandra Baierl
Eine Woche Reduktion, Langsamkeit, Abschalten – in der F.X.-Mayr-Klinik in Maria Wörth, Kärnten, arbeiten Ärzteteam, Therapeuten und der Gast selbst an bewusster, tiefer Erholung. Das klingt im ersten Moment nach einer lockeren Angelegenheit, ist aber harte Arbeit – weil Körper und Geist das Abschalten mit heftigen Reaktionen beantworten.
Wer immer (und gerne) auf Hochtouren läuft, kommt nur schwer wieder herunter. Ich bin Wiederholungstäterin und weiß, was auf mich zukommt: heftige, migräneartige Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit. Aber dann, in der zweiten Wochenhälfte, ein Aufschwung und neue Energien.
Der Check-In: Sobald man im Vivamayr eincheckt, beginnen die professionellen Klinikabläufe. Heißt: ärztliche Anfangsuntersuchung, individuelle Erstellung des Therapieplans, Erstellen eines Behandlungsplans für die Woche. Das führt bei Neulingen durchaus zu Irritationen, weil die Behandlungen „eingeteilt“ werden. Man bezahlt aber jede einzelne Therapie gesondert. Im Vivamayr gibt es keine Inklusiv-Pakete, eine Woche kommt auf rund 5.000 Euro.
Die Behandlungen: Der Arzt verordnet eine Kur, eine Kombination aus Schul-, Alternativ- und Mayr-Medizin. Die Therapie stützt sich auf Schonung (Reduktion der Nahrung), Säuberung (Darmreinigung), Schulung (Kautraining, langsam essen) und Substitution (Zugabe von Mineralstoffen, Vitaminen).
Ein Tag im Vivamayr: Ist eine Mischung aus Behandlungsprogramm und Auszeiten zum Erholen und Schlafen. Mein Tag 2 sah zum Beispiel so aus: 7:30 Uhr Morgentrunk zur Darmreinigung, Mundpflegeöl. 8 Uhr Frühstück. 8:50 Uhr Nasale Reflextherapie nach Röder. 9:15 Uhr Elektrolysefußbad. 10 Uhr Massage. 10:45 Uhr Mineralstoffanalyse und Freie-Radikale-Messung. 11 Uhr ärztliche manuelle Bauchbehandlung. 12:30 Uhr Mittagspause. 13:30 Uhr Stresstest. 18 Uhr Abendessen. 21 Uhr Leberwickel und Nachtruhe.
Das Essen: F.X. Mayr wird oft mit Milch und Semmeln in Verbindung gebracht. Im Vivamayr verfolgt man einen modernen Ansatz. Zum Frühstück gibt es für mich (weil nach Schwangerschaft und dem ersten Babyjahr Fasten nicht im Vordergrund steht) Rührei, Avocado und ein Stück Brot aus Dinkel oder Buchweizen. Mittags eine pürierte Gemüsesuppe, danach Gemüse und Fisch. Abends eine Suppe und ein Stück Brot. Dazu immer hochwertiges Leinöl und die verordneten Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel.
Körper und Geist: Die ersten Tage sind hart, weil das System runterfährt und das Kopfschmerzen und Müdigkeit verursacht. Ich fühlte mich matt, antriebslos, mürrisch und traurig. Die Entgiftung ist deutlich spürbar. Hunger habe ich aber nicht. Ich hatte sichtbar ein paar Kilo weniger, der Bauch war plötzlich flach. Nach dem Tief kommt das Hoch: Mit Tag vier und fünf stellen sich die positiven Effekte der Kur ein. Die Energie kommt zurück, Freude und ein Glücksgefühl stellen sich ein.
Fazit: Die Kur hat große Effekte auf Körper und Geist. Man konzentriert sich in den Tagen auf sich selbst, schiebt Arbeit und Alltag weg, lernt, wieder auf den Körper zu hören. Man trainiert sich neue Gewohnheiten an, die man in den Alltag mitnehmen kann: gut essen, langsam essen, nicht spät essen; wenig Fleisch, dafür mehr Fisch und Gemüse; Pausen machen, früh schlafen gehen, auf den Energiehaushalt achten. Das Körperbewusstsein nimmt man als neue Lebenseinstellung mit.