Wirtschaft/Karriere

Sechs Prozent: Teilzeit-Manager gibt es fast nicht

Manager sollen die Strategie vorgeben, lenken, Mitarbeiter führen, entlasten, Entscheidungen treffen, Atmosphäre schaffen. Sich um das große Ganze kümmern – managen eben. Kann er das nur vormittags? Mehr als ein skeptisches Lächeln ruft diese Frage bei den meisten Führungskräften nicht hervor.

Auch wenn posaunt wird, dass eine höhere Teilzeitquote im Management Frauen den Eintritt in die Führungsetage erleichtern würde, ist Teilzeit-Management in europäischen Ländern selten: In Österreich arbeiten nur sechs Prozent der Manager weniger als 30 Stunden pro Woche, in Deutschland sind es fünf Prozent, in den Niederlanden zwölf Prozent. Besonders selten kommt Teilzeitarbeit in den Führungsebenen großer Unternehmen und bei Selbstständigen vor. Und: Frauen in Managementpositionen arbeiten viel häufiger Teilzeit als Männer. Das geht aus einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin hervor. Der Wunsch wäre vorhanden: in Tschechien, Luxemburg, Österreich und Griechenland möchten zwischen 25 und 35 Prozent der Manager ihre Arbeitszeiten um mindestens fünf Wochenstunden reduzieren.

Nachteil Teilzeit

Aus Angst wagen viele den Schritt nicht: Zu wahrscheinlich ist der Karriereknick, zu präsent die Auffassung, eine Führungskraft sei unentbehrlich, muss überdurchschnittlich viel arbeiten, anwesend sein. Eine Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung 2011 machte deutlich, dass Teilzeit für Führungskräfte nur unter Umständen möglich ist.

Ilse Rapatz ist eine Führungskraft in Teilzeit. Als Personalchefin bei Philips am Standort Klagenfurt verantwortet sie 320 Mitarbeiter – in 25 bis 30 Stunden pro Woche. Sie sagt: „Zu Beginn war Skepsis da. Es hat gedauert, bis bewiesen war, dass Teilzeit als Führungskraft funktioniert.“ Wichtig sei, dass das Management die Teilzeit mitträgt. „Man kann alles planen. Es gibt nichts, das nicht bis zum nächsten Tag warten kann. Und wenn der Hut brennt, ich bin immer erreichbar“, sagt Rapatz. Es sei eine Frage der Unternehmenskultur. Gerade Technologieunternehmen ringen um Frauen, wollen sie im Management – die Branche wird erneut zum Pionier.