Wirtschaft/Karriere

Rückkehr ins Büro? Wenn der rechte Platz leer bleibt

Viele Wirkungsstätten großer österreichischer Schlüsselunternehmen sind bis heute nahezu verwaist. Denn auch wenn die meisten heimischen Firmen an einer "Rückkehr-ins-Büro“ arbeiten, sich dabei in der einen oder anderen "Comeback-Phase“ befinden, Homeoffice ist in zahlreichen Fällen die viel besprochene neue Normalität. Nur in Ausnahmefällen ziehen Angestellte den Schreibtisch im Büro dem eigenen Heim vor.

Das wundert nicht, hat doch die neue Flexible-Working-Studie von Deloitte, Uni Wien und Uni Graz, die dem KURIER vorliegt, gezeigt, dass Heimarbeit ungleich produktiver sein kann. Rund 80 Prozent der Befragten gaben an, dass konzentriertes Arbeiten zu Hause besser funktioniere als im Großraumbüro. Das bestätigen auch die Unternehmen Magenta, A1, Erste Group, der Dachverband der Sozialversicherungsträger und Microsoft Österreich, bei denen der KURIER nachgefragt hat, wo das Büro steht und wie dessen Zukunft aussieht.

Die Unternehmen arbeiten allesamt an neuen hybriden Arbeitsmodellen, an Mischformen aus Homeoffice und Präsenz. Mitarbeiter hätten bewiesen, dass sie mit der Ruhe und der Freiheit der Heimarbeit sehr gut arbeiten können. Daher soll das Homeoffice auch nach Covid ausgebaut und etabliert werden. Bereiche der Büroflächen würden umgewidmet: Mehr Platz für Teamwork und Meetings, weniger individuelle Arbeitsplätze. "Das alte Arbeiten wird es nie wieder geben,“ sagt Thomas Lutz, Mitglied des Corona-Krisenstabs bei Microsoft Österreich. Die obligatorische Dauerpräsenz ist vorbei, dabei sind sich alle befragten Key-Player einig. Auch die Arbeitskammer sagt über deren erklärten Langzeit-Feind: "Es zeigt sich jetzt noch deutlicher, wie überholt das Großraumbüro ist.“

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 Was geht im Büro

Auch wenn es immer wieder kontrovers diskutiert wird, in Österreich gibt es kein Recht auf Homeoffice.Vereinbarungen darüber sind zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu treffen.

Laut einer Umfrage der Arbeiterkammer Wien gaben 52 Prozent der Befragten an, dass Homeoffice in ihrem Beruf prinzipiell möglich ist. 22 Prozent davon erklärten, sie hätten das Homeoffice vor der Krise nie genutzt, jetzt aber schon. Zehn Prozent meinten, sie würden Homeoffice jetzt selten nutzen, vor  Covid nie. Zehn weitere gaben an, auch jetzt nicht im Homeoffice zu sein. Jeder Fünfte sei in der Krise zum ersten Mal   im Homeoffice.

Durch die Corona-Krise sind Arbeitgeber aber verpflichtet, ausreichende Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter zu schaffen, sollten diese wieder aus dem Büro aus arbeiten. Das sind etwa Abstand, Lüftungen und Desinfektion.

 

 Quo vadis Büro?

Nach Corona: Büros werden andersDer japanische Technologiekonzern Fujitsu hat angekündigt, seine 80.000 Mitarbeiter künftig im Homeoffice zu beschäftigen, das neue Arbeiten heißt bei Fujitsu "Work Life Shift“. Bis 2023 gibt der Konzern die Hälfte seiner Büroflächen auf. Auch in Österreich hat die Pandemie zu ähnlichen Überlegungen geführt. Experten gehen aber davon aus, dass das Homeoffice hierzulande keinen kompletten Ersatz der Büroflächen zur Folge haben wird.

Obwohl Christian Traunfellner von der Immofinanz erklärt, dass Unternehmen zukünftig wahrscheinlich nicht mehr 100 Tische für 100 Mitarbeiter anmieten werden. Denn: „Zum modernen Arbeiten gehört, dass nicht jeder von neun bis fünf im Büro sitzt.“  Das bestätigen auch die Recherchen  des KURIER:  Die neuen Konzepte werden Platzeinsparungen nach sich ziehen: Mehr Teamwork und weniger Schreibtische.