Wirtschaft/Karriere

Originell kann jeder

Als Michelangelo den Auftrag des Papstes erhielt, das Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle zu malen, setzte er sich für zwei Jahre ab. Nach Florenz. Aus Überforderung. Das behauptet der Organisationspsychologe Adam Grant in seinem Buch "Nonkonformisten". Auch die großen Macher mit ihren genialen, revolutionären Ideen sind oft durchschnittlich und voller Zweifel gewesen. Umgekehrt kann jeder origineller sein, mit diesen Tipps:

Vujà-De-Erlebnis

Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu sehen, nennt Grant das Vujà-De-Erlebnis. Ein Beispiel: Vier Studenten gründeten, inspiriert von Online-Schuhhändler Zappos, den Internet-Brillenhandel Warby Parker. Trotz großer Skepsis aus dem Umfeld (es sind Brillen, die muss man probieren!) funktionierte die Idee. Der Unternehmenswert wurde im Vorjahr auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt. Erfolgreich wurde das Start-up, als es begann, die Ideen seiner Mitarbeiter umzusetzen. Stellen Sie also Vorgegebenes infrage, lassen Sie sich von anderen inspirieren.

Risiko? Nur mit Sicherheit

Viele Kreativköpfe, die reich wurden, waren weniger mutig, als man denkt: Nike-Co-Gründer Phil Knight arbeitete im Brotjob als Wirtschaftsprüfer weiter, die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin schrieben weiter an ihrer Dissertation. Apple-Gründer Steve Wozniak hatte Angst vor der Gründung. Er wollte seinen Job bei HP auch nicht an den Nagel hängen, als ein Investor 250.000 Dollar bot – ließ sich aber doch von Steve Jobs überreden.

Blick von außen

Neue Erfahrungen schärfen den Blick. Insider und Branchenexperten haben selten die originellsten Ideen. Also: Gehen Sie raus, sammeln Sie Erfahrungen auch anderswo, sagt Grant.

Einmal originell, oft fad

Genies wissen oft nicht, wann sie ein Meisterwerk geschaffen haben, so Psychologe Dean Simonton. Ludwig van Beethovens Lieblingswerke sind nicht die, mit denen er berühmt wurde. Die meisten Vordenker hatten nicht nur ein paar geniale Einfälle, sondern sehr viele durchschnittliche. Laut Simonton seien die originellsten Menschen auch die produktivsten. Also rät Grant: "Verdreifachen Sie die Zahl Ihrer Ideen."

Erst Status, dann abweichen:

Der Psychologe Edwin Hollander hat herausgefunden: die Freiheit, von den Erwartungen der Gruppe abzuweichen, steht nicht jedem zu. Man muss sich erst Respekt und Status erarbeiten. Ein erfolgreicher Teamleiter in Turnschuhen beim Meeting der Anzugträger ist cool, ein einfacher Mitarbeiter rasch peinlich. Verdienen Sie sich Respekt und kommen Sie dann mit innovativen Ideen.