Online-Knigge: Eine Stil-Expertin gibt Tipps für gute Manieren im Netz
Von Ornella Wächter
In der analogen Businesswelt sind gute Umgangsformen im weitesten Sinne bekannt: Passende Kleidung, gepflegtes Auftreten, Höflichkeit. Anders in der digitalen Welt. Hier wird geduzt, getrollt und Grammatikfehler in Chats oder eMails sind die Regel.
Wie bringt man Ordnung in diese Wildnis? Die Stil-Expertinnen Elisabeth Motsch und Doris Schulz haben es in Form eines Buches gemacht. Im Gespräch mit dem KURIER klärt Expertin Motsch über einige Do’s und Dont’s in der digitalen Welt auf:
Erst Siezen, dann Duzen - auch auf Xing oder LinkedIn
Je nach Plattform variieren hier Anrede und Schreibstil. „Wer sich beruflich auf LinkedIn vernetzt und die Beziehung nicht privat ist, ist per Sie“, klärt Motsch auf. Eine elegante Möglichkeit, das vorschnelle „Du“ nach einer angenommenen Kontaktanfrage zu hinterfragen ist: „Zu antworten mit: Kennen wir uns, dass Sie mich Duzen?“, so die Expertin. „Man muss nicht in die gleiche Kerbe schlagen.“
Auf beleidigende Kommentare in sozialen Netzwerken reagieren zu müssen, ist nach Meinung der Expertin keine Verpflichtung. „Hier gibt es keinen richtigen Tipp. Wenn man reagiert, dann besser als Direktnachricht, treten Sie den Konflikt nicht in den Kommentaren breit.“
Foren- und Gruppenadministration
Anders verhält es sich in Foren und Gruppen: untergriffige, beleidigende Kommentare hat ein Gruppen-Administrator bzw. eine Administratorin umgehend zu moderieren. „Dem muss sofort Einhalt geboten werden, und Umgangsformen klar kommuniziert werden. Ansonsten gehören Kommentarfunktionen gelöscht. Wird eine Person nach einer Ermahnung erneut auffällig, sollte sie aus der Gruppe entfernt werden.“
eMails: Gute Betreffzeile, passende Anrede
„Bei eMails gibt es klare Regeln: Eine gute Betreffzeile, eine passende Anrede – überlegen Sie, ob Ihr Gegenüber mit Sehr geehrte/r oder Liebe/r angesprochen werden möchte.“ Kennt man sich nicht, greift man auf Ersteres zurück. „Es folgt eine Einleitung, der Hauptteil und der Schluss.“ eMails müssen nicht ausschweifend sein. Völlig in Ordnung sei auch, den Inhalt kurz und prägnant verfassen.
#gerneperdu
Smileys in eMails? Unpassend. Außer: Der Kontakt ist vertraut. Das „Du“ kann man in der Korrespondenz auch irgendwann schriftlich anbieten, etwa als Nachsatz: „Gerne per Du.“ Im Chat macht es Motsch so: #gerneperdu. „Das kommt sehr gut an.“ Im Chat sind Smileys erlaubt, wennd der Kontakt vertraut ist. Beipotenziellenen KundInnen eher vermeiden.
Video-Konferenzen: Ordentlicher Hintergrund, richtige Kameraeinstellung
Vor jedem Call sollte die Technik geprüft werden, dazu gehört auch die Beleuchtung (erkennt man das Gesicht gut?), die Kamera-Position (nicht von unten nach oben) und, ob das Mikrofon (wenn nötig) auf stumm geschaltet ist. Zum Hintergrund: „Er gehört aufgeräumt. Unordnung, oder unpassende, bunte Hintergründe lenken vom Gespräch ab.“
Gänzlich abzuraten seien Online-Vorlagen. „Da wirken die Konturen der Person immer ausgefranst.“ Besonders wichtig: Augenkontakt halten, mit Blick direkt in die Kamera. „Das machen leider die wenigsten.“ Auch die Farbwahl der Kleidung ist wichtig. „Schwarze Blazer wirken mächtig, sie vermitteln keine Nähe, sondern Distanz.“
Smartphones stummschalten, Anrufe schriftlich vereinbaren
Smartphones, unsere täglichen Begleiter, gilt es in Webinaren im Zaum zu halten. „Sie gehören stummgeschaltet und liegen idealerweise nicht mit auf dem Tisch. Das Aufleuchten des Screens bei neuen Nachrichten lenkt ab“, so Motsch. „Wenn ein dringender Anruf erwartet wird, sollte man vorher darüber informieren.“ Auch wichtig: „Keine Kuhglocken oder Kinderlieder als Klingelton.“
Aufgrund der potenziellen ständigen Erreichbarkeit rät Motsch dazu, Anrufe auch schriftlich zu vereinbaren. „Viele wollen entscheiden, wann sie erreichbar sind.“