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ÖH-Wandertag: Auf dem Weg zu mehr Bekanntheit

Eine Gruppe junger Menschen vor der Technischen Universität Wien am Karlsplatz ist nichts Außergewöhnliches. Doch die hier tragen gelbe Sackerln mit der Aufschrift "Still loving the f-word– Feminism". Sie stellen sich für ein Gruppenfoto zusammen, reden miteinander, bis einer schreit: "Gemma!". Einige verabschieden sich von den anderen. Etwa zehn setzen sich dann erstaunlich schnell in Bewegung. Das nächste Ziel: Johannesgasse 4A im ersten Bezirk, das Konservatorium Wien. Vom Karlsplatz sind es bis dorthin nur zehn Minuten zu Fuß.

Es ist das fünfte Ziel, das die Vertreter der Österreichischen HochschülerInnenschaft an diesem Tag ansteuern – allen voran das Vorsitzteam der Bundes-ÖH: Julia Freidl, Florian Kraushofer, Bernhard Lahner und Viktoria Spielmann. Zuvor waren sie schon an der FH Campus Wien am alten Landgut in Favoriten, dann an der Pädagogische Hochschule in der Grenzackerstraße, weiter ging es in die ÖH-Bundesvertretung im vierten Bezirk, dann an die TU Wien. Nach dem Konservatorium werden sie weiter zur Hauptuni Wien ziehen, dann an die medizinische Uni und zuletzt an die Universität für Bodenkultur im 19. Bezirk. Um 20 Uhr wollen sie dort sein – es ist 17.30 Uhr.

Die ÖH ist auf Wandertag, "auf den Spuren der ÖH", wie am Flyer zu lesen zu ist. Ihr Ziel: Mehr Sichtbarkeit und Klarheit und die Beseitigung von Unsicherheiten.

Keine Sorge

Vorm Konservatorium wartet ein junger Mann. Er trägt ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck: Hauptdarsteller. Er stellt sich vor – ein Musical-Student. Und er ist in der Studierendenvertretung des Konservatoriums, die als Verein organisiert ist. Aber: Eine der Novellen im neuen Hochschulgesetz (HSG) 2014 ist, dass nun alle 13 Privatunis, wie es auch das Konservatorium der Stadt Wien ist, in die Österreichische HochschülerInnenschaft integriert werden.

Der Hauptdarsteller hat daher einige Fragen vorbereitet. Was heißt das für die Studierenden? Und für den Verein? Muss man sich auflösen? (Antwort: nein). Sind nun alle Studierenden über die ÖH automatisch unfall- und haftpflichtversichert? (Antwort: ja). Wer ist für die Einhebung des ÖH-Beitrags zuständig (Antwort: die Uni) und für die Finanzen? (Antwort: grob alle). Muss man politisch Position beziehen? (Nachsatz: "Wir sind doch Künstler" – Antwort: "Wie ihr wollt"). Es gibt viel zu bereden. Man geht dazu in die Mensa und setzt sich an einen hübschen Tisch, bedeckt mit Kürbissen und orangem Tischtuch.

Nach 20 Minuten sind alle Fragen beantwortet. Auch der Hauptdarsteller ist zufrieden, denn man darf weiterhin autonom bleiben, hat durch die Integration in die ÖH-Strukturen jedoch einige Vorteile bekommen.

Was hab ich davon?

Die Leistungen der Österreichischen HochschülerInnenschaft sind nach wie vor vielen Studierenden unklar: Sie vertritt die Studierenden gegenüber Professoren, der Hochschule und gegenüber der Bundesregierung. Sie ist hochschulpolitisch aktiv, bietet zudem Service, hilft etwa durch den Beihilfenirrsinn und achtet darauf, dass alle Studierenden dieselben Rechte und Pflichten haben, unabhängig von Geschlecht und Herkunft – so schreibt es die ÖH.

Trotz der Leistungen scheinen viele Studierenden an der ÖH wenig Interesse zu haben. Denn ihre Wahlbeteiligung bei den zweijährigen ÖH-Wahlen ist traditionell beschämend gering. Auch dagegen will man mit dem Wandertag, der den Auftakt zur Kampagne "Auf den Spuren der ÖH" darstellt, vorgehen. Bis Mai 2015 hat man dafür nun Zeit.