Naturpflege für Saubermänner
Von Nicole Thurn
Ich nehm` nur Seife." Diesen Satz haben Michael Sarnitz und Istvan Laszloffy von Freunden oft gehört. "Fragt man nach, ob sie Duschgel, Deo und Rasierschaum verwenden, geben sie es dann doch zu", sagt Michael Sarnitz. So auch Freund Leo. Die Verlobte protestierte, Leo klaue ihr ständig die teure Gesichtscreme. Soll öfter vorkommen.
"Unsere Philosophie ist es, Körperpflege zu machen, wie Männer sie wollen", sagt Sarnitz. Die beiden Freunde haben SA.AL Skincare gegründet, eine vegane Naturpflegemarke für Männerhaut. Tiroler Alpenwasser, österreichischer Birkensaft, internationale Macadamianuss, Shea- und Kakaobutter gehören zu den Ingredienzien. Anfangs rührten sie noch Gel und Cremes in Sarnitz‘ Küche, "das war unser Testlabor", lacht Sarnitz. Gemeinsam mit einem Ötztaler Produktionslabor experimentierten sie, bis sie zufrieden waren, holten Feedback von Freunden ein, führten selbst an einem Wochenende in den Bergen Blindtests durch, ließen die Rezeptur wieder und wieder verändern. "Der Tiroler Produzent verstand unseren Perfektionismus glücklicherweise", sagt Sarnitz. Eine befreundete Designerin schuf die puristisch-maskuline Verpackung, die man sich bald online mit Geschenk-Sprüchen personalisieren lassen kann. Im Produktsortiment finden sich die Basics für den Mann: Shampoo und Duschgel, Rasier- und Feuchtigkeitscremes, Aftershave-Balsam und Deodorant. Die Haltbarkeit von 12 bis 24 Monaten sei dank natürlicher Konservierung möglich.
Eine Marktlücke
"Wir wollen die Industrie verändern", sagt Michael Sarnitz. Zu viel Chemie, Erdölderivate, Tierversuche seien in billigeren Pflegeprodukten, zu teuer sei hochwertige Naturpflege für Männer – wegen der Zwischenhändler. "Für Männer gibt es hochwertige Produktlinien von teuren Marken wie Kiehl’s oder Aesop und niedrigpreisige Marken wie Nivea, dazwischen ist nichts." Mit SA.AL Skincare wollen Sarnitz, der Zahlenmensch, und Laszloffy, der Kreativkopf, eine hochwertige Pflege im mittleren Preissegment anbieten. "Wir verkaufen direkt über den Onlineshop an die Kunden, das soll auch so bleiben", sageben beide. In Drogeriemärkten werde man SA.AL nicht finden.
Den Hang zu Biopflege haben Laszloffy und Sarnitz seit Jahren privat. Dass ihr Unternehmen ihre Passion ist, merkt man an ihrem begeisterten Redeschwall. Dabei hatte die langjährigen Freunde ihr Wirtschaftsstudium – Sarnitz in St. Gallen, Laszloffy in Zürich – anfangs in die Investmentbranche geführt. Sarnitz arbeitete bei der Investmentberatung Partners Group in der Schweiz, beriet später bei McKinsey in Berlin Erdölkonzerne zum Thema Nachhaltigkeit. Laszloffy, Sohn eines ungarischen Handschuhfabrikanten, der heute im Familienunternehmen mithilft, fand sich in der französischen Bank Société Générale wieder und nahm später in London einen Job bei einer US-Investmentbank an. Doch der Wunsch nach dem eigenen Unternehmen wuchs bei beiden.
Erst selbst, dann die Crowd
Am Song-Contest-Wochenende 2014 setzten sie sich zum Brainstorming in Wien zusammen – und erkannten ihr Faible für Nachhaltigkeit und Körperpflege. Die Prototypen und den Produktlaunch finanzierten die Gründer aus eigener Tasche. Seit Donnerstag können Interessierte die Produkte auf der Crowdfunding-Plattform www.kickstarter.com/projects 60 Tage lang vorbestellen. 30.000 Euro muss das Duo erreichen, um eine Kleinserie zu produzieren, "wir peilen eine Großserie an, dazu brauchen wir 70.000 bis 90.000 Euro", sagt Sarnitz.
Bis das Geld beisammen ist, wollen sie in Berlin, London, Stockholm, Helsinki, eventuell in Paris und München verschiedene Concept Stores für ihre Produkte begeistern. Von verkaufsfreudigen Investoren möchten sie unabhängig bleiben: "Wir sind ein junges Unternehmen, kein Start-up", betont Sarnitz. "Wir wollen es unser Leben lang führen."
1. Hol dir Hilfe von Freunden. Laszloffy: Außer uns sind noch sieben andere Leute sehr stark ins Unternehmen involviert. Ein CNN-Regisseur hat unsere Werbefilme gemacht, eine befreundete Designerin hat die Tuben gestaltet, ein Anwalt berät uns, eine Freundin hat unsere Pressestrategie und Texte erarbeitet.
2. Hol dir Feedback und binde die Community ein. Laszloffy: Wir reden mit anderen über das Design, die Inhaltsstoffe. Sarnitz: Kickstarter ist sehr wichtig für uns, damit erreichen wir viele Leute und können die Community einbinden.
3. Mach ein Lean Start-up. Sarnitz: Halte die Fixkosten für dein Unternehmen möglichst gering. Über Crowdfunding ist die Erstfinanzierung gut möglich.
4. Such dir den richtigen Geschäftspartner. Sarnitz: Ein Unternehmen alleine zu gründen, kam für uns nicht infrage. Wir beide haben zwar einen ähnlichen Finanz-Background, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Laszloffy: Gründe das Unternehmen mit jemandem, den du lange kennst und vor dem du Respekt hast. Die Arbeitsbereiche muss man aufteilen.
5. Finde etwas, wofür du eine Passion hast. Laszloffy: So viele Technologie-Start-up-Gründer haben keinen technologischen Hintergrund. Der Markt für Körperpflege ist riesig, das ist für uns etwas scary. Aber wir identifizieren uns voll mit unserer Geschäftsidee, das sieht man auch am Markennamen – SA steht für Sarnitz und das verkehrte AL für Laszloffy.