Wirtschaft/Karriere

Mit 50 schon zu alt für den Job?

Wir müssen länger arbeiten, wird von der Regierung, die das Pensionsalter nach oben schraubt, seit Jahren getrommelt. Doch das ist gar nicht so leicht. Denn wenn in einem Unternehmen Stellen abgebaut werden, stehen ältere und damit auch teurere Arbeitnehmer schon Jahre vor ihrem Pensionsalter auf der Kündigungsliste. Und einen neuen Job zu finden, ist ab einem gewissen Alter sehr schwierig geworden.

Schwer vermittelbar

Auf dem Arbeitsmarkt gilt die Generation 50+ als schwer vermittelbar. Derzeit sind 121.184 Menschen in dieser Altersklasse ohne Job, Tendenz steigend. Die Arbeitslosenquote für diese Altersgruppe liegt mit 11,6 Prozent deutlich höher als die allgemeine. Und das, obwohl bereits im Jahr 2020 jeder dritte Arbeitnehmer in Österreich dieser Altersgruppe angehören wird. Im Alter von 50 Jahren ist man also zu alt für den Arbeitsplatz – aber deutlich zu jung, um in Pension zu gehen. Männer haben noch 15 Arbeitsjahre vor sich, Frauen mindestens zehn, in Zukunft auch 15. "Während ältere Mitarbeiter in den Unternehmen durchaus geschätzt werden, wird ihnen diese Bereicherung abgesprochen, sobald sie auf Jobsuche sind", analysiert AMS-Chef Johannes Kopf. Ein großes Problem. Mit der neuen Initiative, die die Regierung aktuell beschlossen hat, soll sich die Situation aber deutlich verbessern (siehe Artikel rechts).

Es gibt Ausnahmen

Doch schon jetzt gibt es löbliche Ausnahmen: Unternehmen, die die Qualitäten älterer Mitarbeitern erkennen. Der Hörgeräte-Hersteller Hansaton etwa stellt bewusst Arbeitnehmer über 40 Jahren ein. Das hat einerseits mit der Kunden-Zielgruppe zu tun, die Hörgeräte benötigt. "Hauptgrund ist aber der eklatante Fachkräftemangel", betont Michael Mugrauer von Hansaton. Denn die Unternehmen am Markt werben einander Mitarbeiter ab, da in der Branche nur fundiert ausgebildete Fachkräfte Beratungen für Hörgeräte anbieten dürfen. "Wir sprechen daher gezielt Menschen über 40 an, die sich neu orientieren wollen. Mit ihnen kann man anders arbeiten als mit jungen Menschen, denn sie bringen eine höhere Motivation und mehr Lebenserfahrung mit."

Die Wiener Sicherheitsfirma Baecker & Partner beschäftigt seit Jahren bevorzugt ältere Mitarbeiter. Allein 2016 wurden 35 Personen, die über den Verein zur Förderung von Beschäftigung und Arbeit (FAB) vermittelt wurden, angestellt. Seit 2013 sind es sogar über 100 neue Mitarbeiter über 50. "Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Menschen dieser Altersgruppe gemacht", betont Mario Primik, Personalleiter der Wiener Sicherheitsfirma Baecker & Partner. "Sie haben sich die Hörner schon abgestoßen und sind in der Regel sehr zuverlässliche Kräfte." Eingesetzt werden sie vorwiegend im Empfangsbereich, in der Telefonzentrale, als Portiere, im Wachdienst und im mobilen Revierstreifendienst.

Im neuen Regierungsprogramm wurden Verbesserungen für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer beschlossen. Konkret sollen 20.000 Jobs pro Jahr für Langzeitarbeitslose über 50 Jahren in Gemeinden, bei gemeinnützigen Vereinen und in Unternehmen geschaffen werden. Bereits ab Juli dieses Jahres soll die Initiative starten. Das Projekt ist auf zwei Jahre befristet, 400 Millionen Euro werden dafür bereitgestellt. „Konkret gemeint sind damit zum Beispiel Heimhilfetätigkeiten wie Einkaufen, Haushaltshilfe und soziale Betreuung“, sagt AMS-Chef Johannes Kopf.

Eine Einstellungshürde ist die Sorge, Ältere bei Neueinstellung nicht mehr so leicht loszuwerden. Aus diesem Grund soll der strenge Kündigungsschutz für Mitarbeiter über 50, die neu ins Unternehmen kommen, etwas gelockert werden.