Wirtschaft/Karriere

Mein Meister-Werk: Handwerker in der Denkmalpflege

Er hätte mit seiner Mutter nie und nimmer tauschen wollen. Seine Mutter wurde wohl als begabte, leidenschaftlich genaue Buchhalterin geboren. Doch ihre penibel erstellten Zahlenkolonnen haben maximal ihr Chef und ein Finanzer zu Gesicht bekommen.

Bei ihm sei das anders. "Ich kann meine Arbeit überall sehen und herzeigen", erklärt der 58-jährige Holz- und Steinbildhauermeister, während er an einem alten Grabstein fräst.

Ewiger Stein

Schmeiser restauriert alten Stein. Er hat die Bildhauerei nicht an der Akademie, sondern in der Berufsschule gelernt. Manchmal sagt er daher auch: "Ich bin ein Handwerker in der Denkmalpflege."

Sein Betrieb besteht seit dem Jahr 1964, wurde von seinem Vater gegründet. Selbst hat er ihn 1988 übernommen. Und inzwischen lassen auch zwei seiner drei Söhne in seiner Firma keinen Stein auf dem anderen. Zu den Söhnen, vor allem zu seinen Kunden sagt der Meister gerne: "Was wir schaffen, das bleibt. Steine erheben den Anspruch auf Ewigkeit." Auch seine Referenzliste erhebt Anspruch auf eine gewisse Ewigkeit. Allererste Adressen der Republik sind darunter. Schmeiser tut sich schwer, seine bisherigen Highlights aufzuzählen. Er hat da irgendwie den Überblick verloren.

Wir helfen ihm gerne. Stolz sein kann er etwa auf die Komplettsanierung der Steinfassade des Palais Ferstel. Auch nicht von schlechten Eltern: Im Innenhof der Evangelischen Schule auf dem Karlsplatz hat er die Fenster wieder mit Stein umrandet – so wie das ursprünglich der dänische Architekt Theophil Hansen vorgesehen hatte. In der ägyptischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums hat er die Kultkammer umgebaut und in der Antiken- Sammlung den Steinboden saniert.

Schöner Stein

Sehr liebevoll spricht der Steinbildhauer über seinen Werkstoff, der ihn schon seit seiner Kindheit intensiv beschäftigt. Jeder Stein ist für ihn ein Unikat: "Da hat sich Mutter Natur einiges einfallen lassen. Steine sind für mich quasi lebende Wesen, jeder Einzelne ist anders zu behandeln."

Selten arbeitet er in seiner Werkstatt. Auch wenn die eine vornehme Adresse hat: Schlosspark Schönbrunn. Im alten Steinbruch, wo zu Kaisers Zeiten das Gemüse gelagert wurde, stehen ihm zwei Kellerröhren zur Verfügung. Dort arbeitet er aber nur an ganzen Figuren, an Modellen, Armen und Köpfen. "Die meiste Arbeit spielt sich draußen, direkt bei den Gebäuden, ab."

Manchmal ist Schmeiser auch auf dem Hietzinger Friedhof zugegen, dann, wenn wieder einmal alte Grabsteine verkauft werden. Die Steine sind für ihn Basis "für so vieles".

KURIER-Leser auf der MEISTERSTRASSE

Martin Schmeiser ist Mitglied der "Meisterstrasse Austria".

Das österreichweite Netzwerk stellt außergewöhnliche Handwerksbetriebe und Manufakturen einer breiteren Öffentlichkeit vor. Alle Mitgliedsbetriebe finden Sie auf: www.meisterstrasse.at. Nächster Ausflug für KURIER-Leser am Sonntag, 30. 9.: Von 10 bis 18 Uhr im Renaissance-Schloss in 3463 Stetteldorf am Wagram, Schlossstraße 1, wo am „Tag des Denkmals“ unter anderem auch Martin Schmeiser Einblicke in sein Handwerk gibt. Eintritt frei!