Wirtschaft/Karriere

Mahlzeit, Herr Nobelpreisträger

„Wenn wir nicht über Wirtschaft sprechen wollen, dann vielleicht über Pub-Crawls?“, fragt Finn Y. Kydland keck. Er verrät, dass er gestern aus war. „Mit meiner Frau, in drei Pubs.“ Kydland wartet auf Anerkennung. Kriegt er. Bier und Wirtschaft, das mag der 70-Jährige Norweger – einer von drei Wirtschaftsnobelpreisträgern 2004 beim gemeinsamen Lunch. Wie angenehm.

Im Rahmen des 8. Wiener NobelspreisträgerInnenseminars, mitveranstaltet von der Initiative „go international“ des Wirtschaftsministeriums und der WKO, waren in der vergangenen Woche gleich drei Nobelpreisträger in Österreich. Zwei davon, Kydland und der Amerikaner Roger B. Myerson, sind zu einem exklusiven Mittagessen ins Plachutta gekommen.

Mathe war logisch

Es wird Tafelspitz serviert. Mit der Suppe beginnend, erzählt Kydland von seiner Kindheit. „Ich bin mit meinen fünf Geschwistern am Land aufgewachsen. Das nächstgrößere Dorf mit 4000 Einwohnern war eine halbe Stunde entfernt.“ Ohne Druck, etwas werden zu müssen, entschied er sich in der Schule für den naturwissenschaftlichen Zweig. „Mathematik war für mich immer einfach, immer logisch“, sagt er. Er ging an die Uni – verbrachte sogar einige Monate in Wien, um Deutsch zu lernen. Bald wurde er von einem Professor als Assistent angefragt. Als Finn Kydland 2004 zur Nobelpreisverleihung anreiste, nahm er ihn mit, Sten Thore, seinen Professor und Mentor. Er sei für seine Karriere sehr wichtig gewesen.

Als Finn Y. Kydland vom Kellner gefragt wird, ob er das Innere vom Markknochen will, sieht er zu seiner Frau. Sie, eine Amerikanerin, nickt. „And what...“ Sie sagt: „On your bread.“

Ob er während seiner Forschungstätigkeit je wusste, dass es brillant sei? „Nein. Natürlich nicht“, antwortet er. Er habe immer nur getan, was ihm Spaß machte, was sein Interesse weckte. Es sei schön, dass seine Arbeit Anerkennung fand. Mehr, so sagt er, würde ihm der Nobelpreis nicht bedeuten.

Mit eben dieser Gelassenheit und Freundlichkeit ist auch Roger B. Myerson, einer der Wirtschaftsnobelpreisträger 2007, gut ausgestattet. Er erzählt, dass er am Vorabend der Bekanntgabe der Preisträger mit dem Gedanken zu Bett ging: Was wäre wenn? Wenn morgen tatsächlich das Telefon läuten würde und jemand vom Nobelpreis-Kommitee dran ist. Um fünf Uhr früh klingelte es tatsächlich. Myerson sagt: „Es war überwältigend. Als wir zur Verleihung flogen, fühlte ich mich als Professor einmal im Leben wie ein Rockstar.“

Roger B. Myerson wurde 1951 in Boston geboren. Er studierte Mathematik in Harvard, war Dozent und später Professor an der Northwestern University. Heute lehrt er an der University of Chicago.

2007 erhielt er gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftern den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für die sogenannten Mechanism-Design-Theorie, eine Unterkategorie der Spieltheorie. Sie wurde von Leonid Hurwicz entwickelt und von Eric Maskin und Roger Myerson in den Siebziger- und Achtzigerjahren verfeinert.

Volkswirt Hans Peter Grüner erklärt die Theorie so: „Es geht darum, die Rahmenbedingungen und Regeln zu finden, die gelten müssen, damit Ressourcen effizient genutzt oder verteilt werden. Und darum, wie man an die privaten Informationen von Marktteilnehmern herankommt, die ein solches effizientes Funktionieren von Märkten und Institutionen oft verhindern.“ Roger Myerson erforscht, wie sich Reformen leichter durchsetzen lassen.

Anfang der Woche wurde er mit der Oskar-Morgenstern-Medaille der Uni Wien geehrt.

Finn Y. Kydland wurde 1943 in Gjesdal, Norwegen geboren. Er studierte an der Norwegian School of Economics und Business Administration und promovierte an der Carnegie Mellon University, wo er bis 2004 auch unterrichtete. Derzeit lehrt er an der University of California. Der 60-jährige Kydland lebt seit den 70er-Jahren in den USA.

Finn Kydland erhielt 2004 gemeinsam mit Edward Prescott den Nobelpreis für seine Arbeiten zur dynamischen Makroökonomie. Die beiden Preisträger zeigten in ihrer Studie „Rules Rather than Discretion: The Inconsistency of Optimal Plans“ 1977 auf, dass Geld- und Finanzpolitik in Inflation mündet, wenn das Ziel stabiler Preise nicht klar umrissen ist und es nicht entschlossen durchgesetzt wird.

Das andere große Forschungsfeld von Kydland und Prescott sind Wirtschaftszyklen. Ihr Modell berücksichtigte auch Schocks auf der Angebotsseite und den Einfluss technischer Neuerungen auf die Volkswirtschaft.

Finn Y. Kydland ist der dritte Norweger, der den Wirtschaftsnobelpreis erhält.