Zum Weltfrauentag - Lise Meitner: Ohne sie, wäre die Welt heute eine andere
Von Roxanna Schmit
Fünf Entdeckungen, ohne die wir heute nicht leben könnten oder wollten. Fünf österreichische Pionierinnen, die die Geschichte mit ihren Neuerkundungen geprägt haben. Fünf bemerkenswerte Frauen, die diese Woche - zum Weltfrauentag am 8.3. - vor den Vorhang geholt werden.
Pionierin Nummer eins: Lise Meitner
(E)lise Meitner war Kernphysikern und maßgeblich an der Entdeckung und Erforschung der Kernspaltung beteiligt (der Begriff ist sogar auf sie zurückzuführen). Zu ihren Forschungsbereichen gehörten unter anderem Radioaktivität und radioaktive Isotope. Durch die Entdeckung der Kernspaltung wurde auch der Bau von Kernkraftwerken möglich.
Ein guter Forscher muss Tatsachen anerkennen, gleichgülig, ob diese seinem Denken und seinen Wünschen entgegenkommen oder nicht, das heißt, er muss selbstlos sein. Und er muss die Fähigkeit haben, sich über das Naturgeschehen zu wundern und es zu bewundern.
Ihr Leben zeichnete sich durch harte Arbeit aus, denn als Frau in der Physik (selbst mit Vorreiterinnen wie Marie Curie) war es schwer Fuß zu fassen. So stand sie lange Zeit im Schatten ihres langjährigen Kollegen Otto Hahn (im Bild oben). Obwohl ihre Mitarbeit an der Kernspaltungs-Forschung zentral und maßgäblich zu ihrer Entdeckung begetragen hat, wurde nur Hahn 1944 mit einem Nobelpreis geehrt. Ihr Name wurde dabei fast gänzlich ausgelassen. Sie wäre bloß eine "einfache Mitarbeiterin" gewesen.
Aber nun zu ihrem Werdegang.
Lise Meitner wurde am 7. November 1878 in Wien als eines von acht Kindern geboren. Ihr -sehr liberal eingestellter- Vater war Rechtsanwalt und unterstützte sie bei ihrem Wunsch ein Studium nach ihrem Abschluss an einem Mädchengymnasium, anzufangen. Zuvor legte sie jedoch noch die Staatsprüfung als Französischlehrerin ab.
Die damals 22-jährige Meitner trat am Akademischen Gymnasium Wien zur Matura an, um später Physik, Mathematik, Botanik und Philosophie an der Universität Wien zu studieren. Als erste Frau Österreichs besuchte sie eine Physikvorlesung an einer Hochschule und als zweite Frau in Wien promovierte sie im Hauptfach Physik.
Meitners Zeit in Berlin
Nach einem Gastvortrag Max Plancks (sie war von 1912 bis 1915 die inoffizielle Assistentin des Begründers der Quantentheorie) zog es sie nach Berlin, wo sie Otto Hahn kennen lernte. 30 Jahre verbrachten sie gemeinsam als Forschungspartner und entwickelten am Chemischen Institut in Berlin, Theorien zur Radioaktivität und entdeckten neue radioaktive Nukleotide. Ab 1913 war Meitner im Institut für theoretische Physik tätig und wurde dort wissenschaftliches Mitglied (wurde also für ihre Arbeit als Physikerin auch bezahlt).
1918 übernahm sie die Leitung ihrer eigenen radiophysikalischen Abteilung am Chemischen Institut und wurde 1926 zur außerordentlichen Professorin berufen. 1938 musste sie vor dem Nazi-Regime in die Niederlande flüchten und später nach Schweden, wo sie am Nobel-Institut weiterarbeitete.
Erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Lise Meitner (in den USA) für ihre Leistungen geehrt und 1946 zur "Frau des Jahres" gewählt. Sie kehrte 1947 nach Stockholm zurück und arbeitete an der Königlich-Technischen Hochschule. Bis zu ihrer Pension blieb sie in Schweden und zog 1960 nach Cambridge zu ihrer Familie, wo sie dann 1968 verstarb.