Wirtschaft/Karriere

Biotee ist alles, was sie brauchen

Die stylische Aludose mit dem knallgrünen Teeblatt sieht nicht nach öko aus. Daneben warnt der kecke Spruch auf dem Plakat „i don’t need to own you, all i need is to make love to you“ vor allzu viel Besitztum.

Dennoch ist viel Öko in der Dose. Erfunden haben den Bio-Teedrink „all i need“ Alexander Jiresch und Thomas Miksits. Seit zweieinhalb Jahren ist er im Biohandel, seit Kurzem auch in Supermärkten wie Interspar, Billa und Merkur erhältlich. Die beiden trafen einander als Koch (Miksits) und Kellner (Jiresch) in einer Wiener Bar. Ihre Wege dorthin waren konträr.

Lebenskünstler Jiresch, 41, durchwanderte nach der Matura mit einem Schamanen den Dschungel auf den Philippinen. Zurück in Österreich bewarb sich der Vegetarier als Koch in einem Veggie-Restaurant in Graz – und bekam die Stelle. Im Alter von 21 rief ihn ein Freund nach New York, um sein Restaurant zu leiten. Daneben entwickelte er vegane und vegetarische Produkte für die Schweizer Firma Soyana. Dann kam 9/11. Jiresch flüchtete vor Bush und der „Dummheit der Amerikaner“ nach Bali, baute ein Haus, lebte als Bildhauer. Für eine Ausstellung kehrte er nach Wien zurück, blieb hängen. Studierte Bildhauerei an der Wiener Kunstschule. Und arbeitete nebenher als Kellner.

Währenddessen war Thomas Miksits, 32, mit seinem Betriebswirtschaftsstudium beschäftigt, arbeitete bei Hewlett Packard im Customer Relations Management. Doch „die große Karriere war nie mein Ziel“, erzählt er. Also tauchte er als Barkeeper ins Wiener Nachtleben ab, „da hatte ich endlich mit Menschen zu tun.“

Als sich die beiden trafen, war schnell klar, dass sie etwas gemeinsam starten wollten. „Ich war gar nicht so auf bio, Alex war mein Mentor“, sagt Miksits.

Die Bioschiene gefiel beiden. Also gründeten sie die Firma Biolife, lieferten Automaten mit Biosnacks und -getränken an Universitäten und Schulen. Doch gegen die Cola-Lobby kamen sie nicht an. „Uns fiel aber auf, dass es in Österreich kaum ansprechende Biogetränke gibt“, erzählt Miksits. Also begannen sie in der Teeküche ihres Büros im 17. Bezirk zu hantieren. Verkosteten mit einem Teesommelier Biotees aus aller Welt. Reisten zu Agaven-Bauern nach Mexiko, fanden in Brasilien die Acai-Beere, die Aronia-Beere in Deutschland, Ingwer in Indien. Der Sencha-Grüntee kommt aus China. Die Bio-Zutaten wählen sie nach Nachhaltigkeit aus, sie achten auf fairen Handel. „Wir wollen, dass das Produkt für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette funktioniert“, sagt Jiresch. Die Dose ist nahezu völlig recyclebar, mit Pfanner fanden sie einen Abfüller. Die ersten 20.000 Test-Dosen finanzierten die beiden mit knapp 18.000 Euro mithilfe von Freunden und Familie, dann half eine Bank und ein stiller Investor. Den Break-Even wollen sie Anfang 2015 schaffen. Das geänderte Konsumverhalten der Kunden sei Erfolg versprechend: „Vor zehn Jahren hätten wir keine Chance gehabt“, sagt Miksits.

KURIER: War das Unternehmertum immer schon euer Ziel?

Alex Jiresch: Ich wollte immer nur reisen. Dann dachte ich, wenn ich schon Geld verdienen muss, dann lieber mit einer Sache, zu der ich stehen kann. Bevor ich eine Karriere in irgendeiner Firma gemacht hätte, wäre ich buddhistischer Mönch geworden.

Thomas Miksits: Als Student wollte ich eine Angestelltenkarriere im Konzern. Dort angekommen, wollte ich schnell wieder weg aus dem Büro. Ich bin nicht der Statustyp, habe mich selbstständig gemacht, weil ich von „all i need“ überzeugt bin.

Wie war die Zeit der Gründung?

Jiresch: Wir haben 60 bis 70 Stunden die Woche gearbeitet, an „all i need“, nachts in Bars, hatten noch die Biolife-Automaten.

Miksits: Die ersten zwei Jahre waren hart. Man ist als Start-up auf Mundpropaganda angewiesen. Im ersten Jahr habe ich 40.000 Dosen mit meinem Mazda 323 ausgeliefert. Mittlerweile haben wir Mitarbeiter.

Soll „all i need“ eine Art „Red Bull auf bio“ werden?Miksits: Wir wollen globale Relevanz, sponsern Kulturevents und Randsport. Insofern ja.

Jiresch: Wir sind in Deutschland, Norwegen, Kroatien, in der Türkei, der Schweiz, vertreten. „all i need“ wird ein Massenprodukt.