Wirtschaft/Karriere

Kampf den guten Vorsätzen

Wieder ist Jahresbeginn. Und wieder schwirren die typischen „Ich müsste mal“-Vorsätze durch unsere Köpfe. Und noch immer ist alles beim Alten. Damit die guten Vorsätze zu konkreten Zielen werden – und dann zur Wirklichkeit – treten Sie ihnen kräftig in den Allerwertesten. Das setzt voraus, dass Sie auch wirklich wollen, dass der Vorsatz Realität wird. Denn manchmal ist es gar nicht der eigene Vorsatz, dem man nachhechelt, sondern jener von Freunden, Eltern, Kollegen.

Wir stellen sechs „gute Vorsätze“ für das Berufsleben vor – der deutsche Karriereexperte Martin Wehrle erklärt, wie sie 2014 Wirklichkeit werden.

1. Vorsatz: Ich will mehr Gehalt.

Ein höheres Gehalt. Das ist laut Manpower-Umfrage unter tausend Deutschen der meistgenannte Vorsatz für das Jahr 2014. Wer mehr Gehalt will, muss dafür sorgen, dass der Arbeitgeber das bemerkt. „Ein guter Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen ist der Jahresbeginn“, sagt Gehaltsexperte Martin Wehrle. Hier sei in der Regel im Unternehmensbudget noch viel vom Kuchen übrig. Wichtig: „Sprechen Sie nicht von einer Gehaltserhöhung – denn hier hat der Chef das Gefühl, Sie werden einfach nur teurer. Sprechen Sie von einer Gehaltsanpassung.“ Sie ist die faire Gegenleistung für das, was sie in den vergangenen eineinhalb Jahren zusätzlich geleistet haben: für die Verantwortung, die Sie übernommen haben, die Kontakte und Erfahrungen, die Sie gewonnen haben.

2. Vorsatz:Ich sage öfter Nein.

Das kennt jeder: Der Chef hat eine dringende Aufgabe für Sie, und Sie haben eigentlich gar keine Zeit. Sie sagen dennoch pflichtbewusst Ja – und ärgern sich insgeheim über den zusätzlichen Stress. Das Neinsagen ist Thema in Wehrles neuem Buch „Bin ich hier der Depp?“ (Mosaik, € 15,50). Er rät: „Antworten Sie nicht gleich auf eine Bitte des Chefs. Kommen Sie später darauf zurück und machen Sie ihm einen Vorschlag: Sie erledigen die Aufgabe noch heute und schieben anderes auf. Oder Sie schlagen vor, die dringende Aufgabe gleich morgen früh zu erledigen.“ Bei einem konstruktiven Nein wird der Chef nicht böse sein, im Gegenteil: „Er respektiert Sie dafür umso mehr.“

3. Vorsatz: Ich bilde mich weiter.

Weiterbildung wäre nötig, aber irgendwie verschiebt man sie immer auf den Sankt-Nimmerleins-Tag? Wehrles Tipp: „Überlegen Sie, was die ideale Fortbildung für Ihre fehlenden Qualifikationen ist – und finden Sie sie innerhalb einer selbstverordneten Frist. Dann argumentieren Sie Ihr Vorhaben gegenüber dem Arbeitgeber und treffen mit ihm eine schriftliche Vereinbarung zur geplanten Weiterbildung. Das hat Verbindlichkeit – Sie kommen unter Zugzwang.“

4. Vorsatz: Ich arbeite effizienter.

„Effizienter arbeiten bedeutet, Wichtigkeiten zu erkennen“, meint der Karrierecoach. Das bedeutet: Beginnen Sie mit der wichtigsten Aufgabe des Tages am Morgen „und führen Sie sie zu Ende“. Weniger Wichtiges am Nachmittag erledigen. Dann sind Sie am Feierabend frei im Kopf. Wehrle rät zu einem Gedankenspiel, um prioritäre Aufgaben leichter zu identifizieren: „Stellen Sie sich vor, Sie können krankheitsbedingt nur vier Stunden pro Tag arbeiten. Was müssten Sie in dieser Zeit unbedingt erledigen?“

5. Vorsatz: Ich übernehme mehr Verantwortung.

Hat man es auf einen Führungsjob im Unternehmen abgesehen, rät Wehrle: „Agieren Sie bereits als Angestellter wie ein heimlicher Chef, übernehmen Sie Verantwortung, schieben Sie Projekte an, entwickeln Sie Ideen.“ Besser, als auf eine freie Stelle zu warten sei, eine zu schaffen. „Überlegen Sie, von welcher neuen Abteilung Ihre Firma profitieren könnte, und besprechen Sie Ihre Idee mit der Geschäftsleitung.“ Das könnte beispielsweise eine Abteilung für Ideenmanagement sein, wenn Innovationen fehlen.

6. Vorsatz: Der Job nervt – ich such’ mir einen anderen.

Jeder fünfte Österreicher denkt daran, den Job zu wechseln, ergab eine aktuelle Umfrage des Portals Monster. Bevor man das tue, müsse man identifizieren, was genau am Job nervt, sagt Wehrle: „Sind es die aufwendigen Entscheidungswege im großen Konzern, ist es besser, in ein mittelständisches Unternehmen zu wechseln.“ Ist es der typische Zwölf-Stunden-Arbeitstag in der Werbebranche, sollte man einen Branchenwechsel erwägen. Häufig sei der Vorgesetzte der Grund für die Unzufriedenheit im Job. Ist das der Fall, rät der Karrierecoach zur Vorsicht im Bewerbungsprozess: „Dann prüfen Sie den potenziellen neuen Vorgesetzten beim Bewerbungsgespräch genau. Haben Sie ein ungutes Gefühl, bleiben Sie lieber im alten Job.“