Jugend ohne Plan
Von Ulla Grünbacher
Die Frage: Was willst du jetzt machen", steht bei vielen Jugendlichen auf der Beliebtheitsskala ganz unten. "Keine Ahnung", "weiß noch nicht", "mal sehen", sind die häufigsten Antworten. Das zeigt deutlich, was mit den Jungen los ist. Die einen sind völlig orientierungslos, andere haben Angst, dass sich ihre Träume nicht verwirklichen lassen. Die dritten halten dem Druck, den Anforderungen der Leistungsgesellschaft gerecht zu werden, nicht stand. Mehr als die Hälfte der Jungen – 56 Prozent – beurteilen ihre eigene Generation als planlos. Sie stehen vor den Fragen: Was interessiert mich? Was sind meine Stärken? Was kann ich besonders gut?
Was Eltern besser machen können
"Um eine Berufswahl treffen zu können, muss man wissen, was man kann", sagt Monika Wohlgemuth, eine der Initiatorinnen des Kern-Jahres (siehe Artikel rechts). "Früher waren die Berufe transparenter, ich konnte mir etwas darunter vorstellen. Wenn ich heute meinen Kindern erzähle, was ich mache, schauen sie mich groß an." Die Berufsbilder seien komplexer und weniger transparent geworden. "Wir müssen den Jugendlichen viel mehr Erfahrungsräume bieten, wo sie Fehler machen können, sich wehtun können", betont Wohlgemuth. Außerdem seien die Eltern in der Pflicht, mehr Vertrauen in die Jungen zu haben. Man musst den Jugendlichen das auch zutrauen, an sie glauben. "Viele Eltern haben eine Liste an Berufen im Hinterkopf, die sie für erstrebenswert halten", sagt Wohlgemuth. Das setzt die Jugendlichen unter Druck.
Qual der Wahl
"Gerade in den bildungsnahen Milieus spielen überzogene Erwartungen und wenig Wissen darüber, wie es in der Erwerbswelt wirklich zugeht und was von Erwerbstätigen in der Arbeitswelt heute erwartet wird, eine große Rolle", sagt Beate Großegger, wissenschaftliche Leiterin und stellvertretende Vorsitzende des Institut für Jugendkulturforschung. Junge Erwachsene erhoffen sich vom Beruf nicht nur eine Absicherung in materieller Hinsicht, sondern auch die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln und einer Tätigkeit nachzugehen, die Spaß macht. "In mittleren und niedrigen Bildungsgruppen beobachten wir Orientierungslosigkeit in der Phase der Berufswahl und bei der Entscheidung, welche Ausbildung man absolvieren soll", so Großegger. Denn es gilt, eine Berufsausbildung zu finden, die ein sicheres Einkommen und einen halbwegs guten Lebensstandard garantiert. Großegger: "Die Vielfalt an Ausbildungsmöglichkeiten und Berufen wird nicht als Bereicherung, sondern als Qual der Wahl empfunden." Das lässt sich nur verhindern, indem man Jugendliche frühzeitig viel Berufspraxis und Erfahrung sammeln lässt.
Lehre, Schule, Hochschule
- Die Kümmernummer bietet kostenlose Beratung für Jugendliche zwischen 14 und 21 ohne Lehrstelle oder Schulabschluss. Tel: 0800 / 20 20 22.
- Projekt KernJahr: Die Teilnehmer schnuppern in Berufen oder machen ein Auslandspraktikum. Drei Tage die Woche beschäftigen sich die Jugendlichen mit ihren Interessen, zwei Tage arbeiten sie, um die Monatsgebühr für das Kernjahr von 340 Euro zu bezahlen. www.kernjahr.at
- In der Jugend am Werk Berufsausbildung gibt es für alle unter 18, die keine Lehrstelle gefunden haben, Angebote: Lehre in den Bereichen Bekleidungsgestaltung, Metall, Elektro, Holz, Uhrmacher und Gastronomie. www.jaw.at
- An junge Frauen zwischen 21 und 25 Jahren, die nur über Pflichtschulabschluss verfügen, richtet sich das Projekt Futurefactory. Ziel ist eine erste berufliche Orientierung. www.jaw.at
- Für Jugendliche, die keine betriebliche Lehrstelle finden, besteht die Möglichkeit in einer überbetrieblichen Lehrausbildung einen Berufsabschluss zu erreichen. Für Jugendliche mit Behinderung oder Benachteiligung gibt es die Möglichkeit einer verlängerten Lehre oder einer Teilqualifizierung in einem Betrieb oder bei einem Bildungsträger. www.ams.at
- Der gemeinnützige Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB) unterstützt Arbeitsuchende beim Zugang zum Arbeitsmarkt und fördert ihre Entwicklungsmöglichkeiten.www.fab.at
- Das Jugendcoaching im Auftrag des Sozialministeriums hilft dabei, Schulabbruch- oder ausgrenzungsgefährdete Schüler zu beraten und längerfristig zu begleiten.
www.sozialministerium.at