„Permanente Veränderung gehört zu unserem Unternehmen“
Von Nicole Thurn
KURIER: Seit der Krise 2008 baute Henkel weltweit 8500 Stellen ab. Wie ist man mit dem Frust der Belegschaft umgegangen?
Kathrin Menges: Man muss den Mitarbeitern immer erläutern, warum man gewisse Dinge tut. Kommunikation ist sehr wichtig. Ein permanenter Veränderungsprozess gehört aber zu unserem Unternehmen. Wir arbeiten heute mit internen Shared Service Centers, standardisieren und globalisieren damit unsere Aufgaben und sind dadurch effizienter.
Die kürzlich präsentierte Bilanz 2012 ist positiv. Wie sieht jetzt die HR-Strategie aus?
Wir führen drei große Themen weiter: Wir brauchen eine starke Führungsmannschaft, wollen Mitarbeiter mit Potenzial früh identifizieren und in ihre Weiterentwicklung unterstützen. Hier schauen wir auch in die wachsenden Emerging Markets. Drittens brauchen wir bunt gemixte Teams.
Henkel vermarktet Diversity: Wie sieht die Vielfalt der Belegschaft aktuell aus?
Beim Anteil der weiblichen Führungskräfte sind wir bei 31 Prozent, in Osteuropa sogar bei 38 Prozent. Die Teams sind international aufgestellt. Ein wichtiges Thema ist Seniorität: Erfahrene sollen ihr Wissen an die Jungen weitergeben. Wir haben in jedem Land einen Diversity Ambassador.
Welche Zielvorgaben gibt es hier? Eine Frauenquote?
Wir sind gegen eine Frauenquote, wollen aber den Anteil der weiblichen Führungskräfte pro Jahr um ein bis zwei Prozentpunkte steigern, bieten Teilzeitarbeit, Home Office, Betriebskindergärten. Auch muss unter den letzten Kandidaten für eine Position eine Frau sein.
Wie wichtig ist die interne Besetzung von Führungsjobs?
Wir besetzen mehr als 80 Prozent intern.
Schmort man da nicht zu sehr im eigenen Saft?
Daher setzen wir punktuell auf externe Rekrutierung. Und wir forcieren unsere Triple-Two-Philosophie. Die Mitarbeiter sollten in ihrer Karriere zwei unterschiedliche Aufgaben übernehmen – z. B. Marketing und Vertrieb – , in zwei Ländern arbeiten, zwischen zwei Unternehmensbereichen wechseln. Am Ende haben wir einen Manager mit umfassendem Blick.
Wo liegen Unterschiede bei der Rekrutierung zwischen Ost- und Westeuropa?
In hart umkämpften Märkten wie Russland müssen wir alle Rekrutierungsmöglichkeiten ausschöpfen. Hier sind externe Personalberater häufiger im Einsatz. In Westeuropa haben wir eine geringe Mitarbeiterfluktuation, wir rekrutieren vorrangig über Universitäten.
Was tun Sie gegen hohe Mitarbeiterfluktuation?
Wichtig ist, den Mitarbeitern permanent interessante Aufgaben aufzutragen, ihnen Perspektiven zu bieten, gute Führung, tolle Unternehmenskultur. Dann können Sie Mitarbeiter gut halten.
Was tun Sie gegen den drohenden Fachkräftemangel?
In Deutschland haben wir die Anzahl der Ausbildungsplätze in chemischen Berufen erhöht, eine duale Ausbildung mit Hochschulen initiiert. Wir glauben, den Bedarf in den nächsten Jahren damit gut abzufangen.
Was halten Sie von Bachelor-Absolventen?
Der Bachelor ist bei uns eine gute Basis für den Berufseinstieg. Es geht uns weniger um den formalen Abschluss. Einige Mitarbeiter haben bei uns ohne Studium eine hohe Position erreicht.
Unternehmen
Der Konzern produziert Klebstoffe, Wasch- und Reinigungsmittel und Schönheitspflege. Das börsennotierte Familien unternehmen mit Sitz in Düsseldorf beschäftigt weltweit rund 47.000 Mitarbeiter.Sein Umsatz belief sich 2012 auf 16,5 Mrd. Euro. Die Zentrale von Henkel CEE mit Sitz in Wien ist für 9200 Mitarbeiter in 32 Ländern verantwortlich, der Umsatz lag 2012 bei rund drei Mrd. Euro (+7,6 Prozent). In Österreich beschäftigt Henkel 820 Mitarbeiter und nimmt 40 Praktikanten pro Jahr auf.