Krise und Unsicherheit: 5 Tipps, die uns jetzt wieder Mut machen
Unsicherheit definiert Ökonom Werner Hölzl vom österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung nüchtern als „Zustand, in dem man mit einer Situation konfrontiert ist, die man nicht bestimmen kann.“ Und wenn uns die vergangenen zwei Jahre etwas gelehrt haben, so der Ökonom weiter, dann das: In der Zeit, in der wir leben, ist nichts stabil und berechenbar.
Ungewissheit verursacht Stress
Ungewissheit, also das Nichtwissen darüber, wie es in Zukunft weitergeht, ist freilich belastend und verursacht Stress – und zwar sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben. Doch nicht bei allen Menschen im gleichen Maße, denn manche kommen mit Unsicherheit besser klar als andere.
Resilienz
Der Grund: Die sogenannte Resilienz, also die innere Stärke oder auch psychische Widerstandsfähigkeit, ist bei uns Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Ein Thema, mit dem sich Gabriele Liebl, Business- und Personal-Coachin, beschäftigt: „Resilienz ist nicht angeboren, aber das Gute ist: Man kann sie lernen und verbessern.“
Belastungen besser aushalten
Die Kraft der Psyche, Belastungen auszuhalten und sich von Schicksalsschlägen und Krisen nicht aus der Bahn werfen zu lassen, brauchen jetzt gerade auch Führungskräfte. Und das hat nichts damit zu tun, dass man Situationen schönreden soll, erklärt Liebl: „Vorgesetzte haben jetzt die Aufgabe, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Und zwar mit klarer und offener Kommunikation.“ Ein empathisches „Es ist gerade schwierig, aber wir meistern das zusammen “, kann Wunder wirken, so die Coachin.
Tipp 1: Ehrliche Kommunikation
In diesem Sinn setzt man auch bei A1 auf Offenheit und ehrliche Kommunikation, versichert Personalchef Fred Mahringer und bringt ein Beispiel, wie es gehen kann: „Wir haben seit der Corona-Pandemie unternehmensweit sogenannte ’Dailys’ eingeführt. Das heißt, man trifft sich jeden Tag in der Früh für fünfzehn bis dreißig Minuten zum digitalen Austausch.“
Mentale Gesundheit
Laut Mahringer hat das Corona-Virus nach und nach dafür gesorgt, dass in vielen Unternehmen auch die mentale Gesundheit zunehmend in den Fokus gerückt wurde. „Wir bieten Resilienz-Trainings, Coachings, Beratungen und Workshops an. Das wird häufig von internen Kollegen des betrieblichen Gesundheitsmanagements übernommen, wir haben aber auch externe Coaches, die die Mitarbeiter buchen können. Die Kosten dafür übernimmt er Arbeitgeber“.
Tipp 2: Vom Großen ins Kleine
Worauf es bei diesen Coachings ankommt, damit man davon profitiert, erklärt Anbieterin Gabriele Liebl: „Bei akuten Krisensituationen muss man vom Großen ins Kleine gehen. Es gibt Dinge, die kann ich einfach nicht ändern oder beeinflussen. Ich kann den Krieg leider nicht beenden. Aber ich kann helfen. Ich kann zum Beispiel eine Spendenaktion in der Firma organisieren. Wichtig ist, die Dinge proaktiv anzugehen.“
Tipp 3: Chancen sehen
Zielgerichtetes Handeln macht auch aus wirtschaftlicher Sicht in unsicheren Zeiten Sinn, ist Ökonom Hölzl überzeugt: „Was für das eine Unternehmen eine Krise ist, ist für das Andere eine Gelegenheit, unternehmerisch tätig zu sein. Beispiel: Das auf PCR-Tests spezialisierte Labor Lifebrain in Wien.“ Veränderungen passieren aber auch unabhängig von Krisen immer wieder, erklärt Hölzl weiter: „Solche Prozesse kommen ständig vor, weil sich die Technologien permanent verändern. Man kann es im Kleinen beobachten, in der Restaurantlandschaft zum Beispiel. Immer wieder gibt es hier Veränderungen, neue Unternehmen, die neue Kundenbedürfnisse abdecken, andere verschwinden wieder.“ Krisen können einerseits eine Gefährdung sein, andererseits aber neue Möglichkeiten eröffnen.
Krisenplan
Auch die Vienna Insurance Group hat schnell auf die aktuelle Krisensituation reagiert: Das Versicherungsunternehmen ist seit 2014 in der Ukraine vertreten, hat dort drei Versicherungsgesellschaften. Vom Krieg ist man somit besonders betroffen. „Schon vor dem Ausbruch der kriegerischen Handlungen haben wir einen Krisenplan umgesetzt und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen, speziell im IT-Bereich, getroffen“, sagt Wolfgang Haas, Sprecher des Unternehmens. Aktuell würden aber ohnehin die rund 1.400 ukrainischen Mitarbeiter im Fokus stehen, ein eigens eingerichteter Fonds soll direkt für den Wiederaufbau zerstörter Wohnungen und Häuser genutzt werden. „Wir sind froh, dass die Hilfsbereitschaft innerhalb unserer Gruppe enorm ist.“
Tipp 4: Rituale schaffen
In unsicheren Zeiten ist das Stresslevel bei Mitarbeitern ohnehin groß. Gabriele Liebl empfiehlt daher: „Man sollte sich fixe Rituale schaffen. Zum Beispiel vor dem Schlafengehen fünf Dinge aufschreiben, die am Tag schön waren. Oder nach der Arbeit zum Yoga oder zu Freunden gehen. Alles, was mit Stress nichts zu tun hat.“
Guter Stress
Apropos Stress: Stress ist nicht gleich Stress. Expertin Liebl erklärt: „Es gibt guten Stress, zum Beispiel die aufgeregte Anspannung eines Sportlers vor einem wichtigen Wettkampf oder ein Adrenalinschub nach einem Erfolgserlebnis. Dieser motiviert, steigert das Selbstwertgefühl und macht glücklich.“ Schlechter Stress hingegen entsteht, wenn wir uns überfordert, machtlos oder ohnmächtig fühlen. Das versetzt uns in Panik und körperliche Anspannung: „Hier gibt es mehrere Methoden um seine Gefühle selbst zu regulieren. Man kann mit Atemübungen arbeiten, man kann sich aber auch gedanklich in eine positive, bereits erlebte Situation zurückversetzen.“
Gewöhnungseffekt
Ob wir uns in Zukunft an permanente Phasen der Unsicherheit gewöhnen müssen? „Das ist wohl die neue Normalität“, ist Personalchef Fred Mahringer überzeugt, „Damit werden wir lernen müssen umzugehen. Auch wenn die Pandemie vorbei ist, wird das wohl nicht aufhören.“
Unsichere Zukunft
Ähnlich sieht das Ökonom Werner Hölzl vom WIFO: „Ganz ehrlich, Unternehmen müssen mit permanenten Krisensituationen umgehen, sonst müssen sie zusperren. Covid, Krieg, Lieferengpässe bei Unternehmen – das sind alles Vorgänge, denen man sich nicht entziehen kann. Die Zukunft ist eben immer unsicher.“
Tipp 5: Entspannung bewusst suchen
Und was heißt das für den Einzelnen? Life- und Business-Coachin Gabriele Liebl macht Mut: „Es gibt immer wieder Entspannungsphasen, auch, wenn sie nur ganz kurz sind. Wichtig ist, sich darauf zu besinnen: Was kann ich in der Situation im Kleinen tun?“ Und was besonders wichtig ist: In Zeiten wie diesen darf man sich Hilfe holen.