Im Bett mit der Kreativbranche
Von Nicole Thurn
Niemand hier ist älter als 35. Vor dem Showroom von Saffron Betten im Wiener Stilwerk drängen sich 60 junge Leute. Eine Glaswand trennt sie von sieben Doppelbetten. Auf jedem sitzen oder liegen zwei Menschen, plaudern angeregt. Alle fünf Minuten ertönt die Pfeife, die Teilnehmer wechseln das Bett. Speeddating einmal kuschelig.
Heuer im April veranstaltete der Modefotograf Michael Dürr auf seiner Geburtstagsfeier gemeinsam mit Innenarchitektin Riki Wieland ein Speeddating. Ein Spaß, aber nur den Single-Freunden vorbehalten. Daher beschlossen beide, das Speeddating für alle auf die berufliche Ebene zu verlagern – in ihre Branche.
Bett statt Tisch
Es ist das sechste „Creative Job Speed Dating“, das Dürr und Wieland in Wien veranstalten. Bisher in Hotels wie dem Sofitel an langen Tischen. Jetzt holten sie bei Saffron die Kreativbranche ins Bett. Diesmal kostenlos. „Vor Weihnachten wollten wir etwas Spezielles“, sagt Dürr. Nicht nur Selbstständige – Grafiker, Fotografen, Designer, Architekten – seien dabei, betont Dürr. Sondern auch Geschäftsführer und Angestellte von potenziellen Kunden.
Eine Stunde später. Der zweite Durchgang beginnt. Diesmal teilt sich jeder mit vier bis fünf anderen das Bett. Eine Notwendigkeit, denn der Andrang ist mit 200 Anmeldungen doch groß. „Fünf Minuten zu fünft, das ist schon kurz“, kritisiert Grafikdesigner Rene. Er hat sich mehr Teilnehmer aus Industrie und Wirtschaft erhofft: „Hier sind viele Kreativleute auf der Suche.“ Zumindest in dieser Runde. Das Netzwerken sei dennoch ganz nett, „vielleicht ergeben sich ja Synergieeffekte.“
Im Bett nebenan erzählt Modedesignerin Regina Volgger, dass sie von Vorarlberg nach Wien übersiedle, eine neue Wohnung und einen Webdesigner brauche. „Ich kann dir vielleicht helfen“, erklärt Herbert Rohrmair-Lewis, Partner der Werbeagentur Lobster und designierter Chef der Jungen Wirtschaft. Er will sich ein Bild von den Problemen der jungen Selbstständigen machen.
Keramikerin Lilith Matthews hat ihre Freundin hierher begleitet. „Das war eine Überwindung für mich.“ In fünf Minuten zu erklären, was man macht, sei gar nicht so einfach. Auch sie meint, viele seien auf der Suche nach Kooperationen – wie sie selbst auch. Das stört sie nicht weiter: „Ich habe mir eh nicht erwartet, hier den großen Job aufzureißen.“
Die Pfeife ertönt ein letztes Mal. Draußen wartet die nächste Runde. Einen Auftrag werden wohl die wenigsten ergattern. Aber wer weiß schon, was sich nach dem ersten Date ergibt?