Hygiene Austria: Geboren in der Krise, und jetzt?
Von Diana Dauer
In der Krise galt es "sofort zu reagieren“. Und vielerorts wurde sofort, spontan und kreativ nach Lösungen gesucht. Schneider nähten Masken statt Kleider, aus Autoteilen wurden Beatmungsgeräte entwickelt, Messehallen wurden zu Lazaretten umgebaut. Und auch in Wiener Neudorf wurde aus einer alten Dessous-Fabrik eine Schutzmaskenproduktion.
Doch mit 15. Juni ist nun die Maskenpflicht gefallen. Österreich hat über 100 Millionen Masken bestellt, ein Großteil kam noch nicht in Österreich an. Für einen Teil davon würde jetzt versucht werden, sie gegen Schutzanzüge umzutauschen, da man diese eher benötige, wie die ZIB 1 berichtet hat.
Wie sieht die Zukunft für heimische Maskenhersteller aus? Werden die Produktionsstätten wieder zurückgebaut?
Die Produktion der Schutzmasken im Werk in Wiener Neudorf soll sogar erweitert werden, heißt es von Tino Wieser, Geschäftsführer der Hygiene Austria LP, auf Anfrage des KURIER. Bis zu 25 Millionen Masken will man bei der Hygiene Austria im Monat produzieren. Tatsächlich wurde sogar ein weiterer Standort in Großbritannien aufgebaut. "Eine weitere Expansion ist bereits in Umsetzung“, heißt es. Obwohl die Maskenpflicht gelockert wurde, verzeichne das Unternehmen keinen Bestellungsrückgang. "Viele Österreicherinnen und Österreicher tragen weiterhin Masken.“
Wieviel Prozent des österreichischen Schutzmaskenbedarfs von der Hygiene Austria produziert wird, wolle man nicht beantworten. Allerdings habe man das Gefühl, dass das Masken-Angebot des Unternehmens in Österreich nicht ausreichend angenommen werde. "Wir erfüllen alle Zertifizierungs- und Qualitätsstandards, die in Österreich für den Gesundheitsbereich erforderlich sind und das zu einem weltweit wettbewerbsfähigen Marktpreis. Dennoch werden in Österreich nach wie vor teurere Masken mit weit schlechterer Qualität gekauft“, heißt es aus dem Unternehmen.
Hauptabnehmer der in Wiener Neudorf produzierten Masken seien Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich, aber auch aus dem Handel und dem Industriesektor. "Einer der bekanntesten Einkäufer ist die Firma Würth, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Schutzmasken ausstatten.“
Wirtschaftlich gehe es dem Unternehmen, nach eigenen Angaben, gut, man befinde sich weiterhin auf einem Wachstumspfad. Das Produktsortiment wurde um FFP2 und Kindermasken erweitert, außerdem werde man zukünftig noch weitere Produkte ins Portfolio aufnehmen.
Die einst leeren Hallen der Dessousfabrik wurden mit Maschinen zur Produktion von Schutzmasken ausgestattet. Für die Umrüstung der Hallen investierten Palmers und Lenzing "einen Beitrag im Millionenbereich.“ Und man werde hier, trotz Lockerungen der Schutzmaßnahmen, die Produktion nicht einstellen.
Wie sieht also die Zukunft aus?
"Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir haben die Hygiene Austria zwar während einer Pandemie gegründet, dennoch haben wir von Anfang an beschlossen, das Unternehmen auch nach der Krise fortzuführen. Dafür haben wir zahlreiche Innovationen im Auge, die wir auch umsetzen werden.“
Das Unternehmen ist aus der Krise geboren
Im Palmers-Haus in Wiener Neudorf wurden früher BHs hergestellt. Jetzt werden dort Masken für den Mund- und Nasenschutz produziert. Palmers und der heimische Faserhersteller Lenzing gründeten dafür das Gemeinschaftsunternehmen "Hygiene Austria LP“, bestellten Maschinen in Asien, engagierten gut hundert neue Mitarbeiter und stürzten sich in die Produktion von MNS und sogar FFP2-Masken für den medizinischen Bereich. Die Masken für den Weltmarkt sollen sich für Palmers zu einem zweiten Umsatz-Standbein entwickeln. Binnen kürzester Zeit wurden die Hallen des leer stehenden Palmershauses wieder in Betrieb genommen. Bis 25 Millionen Masken im Monat sollten hier zu Spitzenzeiten für den Weltmarkt produziert werden. Im Gemeinschaftsunternehmen gilt Arbeitsteilung. Lenzing ist zuständig für Technik und Rohstoffe, Palmers übernimmt die Produktion und den Vertrieb.