Homeoffice-Flucht: Wie Microsoft die Mitarbeiter zurück ins Büro holt
Von Theresa Kopper
Man sollte meinen, dass Technologiefirmen gut mit der Flucht ins Homeoffice klarkämen. Digitalriesen wie Microsoft oder Google haben während der Pandemie immer ausgefeiltere Videokonferenzprogramme für das dezentrale Arbeiten herausgebracht und damit vielen Betrieben geholfen, selbst in der Isolation den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dass es funktionieren kann, haben die vergangenen zwei Jahre bewiesen. Mit dem Erfolg drängt sich allerdings auch die Frage auf: Sind die Arbeitsplätze der Zukunft ausschließlich virtuell?
Die Antwort darauf lautet nein.
Zumindest, wenn es nach den großen Digitalkonzernen geht. Branchenriese Google zum Beispiel kaufte in London laut Medienberichten für knapp 900 Millionen Euro einen Bürokomplex, den man noch aufwendig renovieren will. Auch Microsoft Österreich investiert nach wie vor in seine Bürostandorte. Erst vor Kurzem hat man die umgebauten Büroräumlichkeiten am Wienerberg eröffnet. Damit wolle man vor allem auf die neue Arbeitsrealität und die veränderten Mitarbeiterbedürfnisse reagieren, wie Ingrid Heschl, HR Lead bei Microsoft Österreich im KURIER-Gespräch erzählt.
Konkret bedeutet das, dass das gesamte Haus auf hybrides Arbeiten ausgerichtet wurde. Das beginnt bei der Ausstattung mit allen notwendigen Technologien über die Schaffung großer Meeting-Räume, in denen Innovation gefördert werden soll, bis hin zur Einrichtung eines eigenen Broadcasting-Studios, in dem Mitarbeiter- und Kundenevents professionell gestreamt werden können. Auch ein eigener Yoga- und Fitnessraum darf nicht fehlen. Damit will man das sogenannte „Well-being“ der Mitarbeitenden adressieren und das Arbeiten im Büro attraktiver machen.
Mit Anreizen zurück ins Büro
Denn Fakt ist: Das Arbeiten im Homeoffice hat für Arbeitnehmer Vorteile gebracht. Viele haben sich an die damit einhergehenden Bequemlichkeiten wie wegfallende Anfahrtswege gewöhnt. Das beweisen auch die Zahlen. Eine von Microsoft intern durchgeführte Umfrage zeigt, dass Mitarbeiter auch in Zukunft rund 70 Prozent ihrer Arbeitszeit in den eigenen vier Wänden verbringen möchten. „Das unterstützen wir als Organisation auch ausdrücklich, gleichzeitig ist es uns aber ein Anliegen, dass die Mitarbeitenden zumindest für einen gewissen Prozentsatz ihrer Arbeitszeit wieder ins Büro zurückkommen.“
Wie man das angesichts der Beliebtheit des Homeoffice schaffen will? „Anreize“, sagt Heschl. Das neue Büro inklusive Fitnessraum sei in diesem Zusammenhang nur ein Aspekt. In naher Zukunft plane man beispielsweise eine Gesundheitswoche für alle Beschäftigten im Büro.
Von einer Rückkehr ins Büro im wörtlichen Sinn will Heschl ohnehin nicht sprechen. „Weil es in gewissem Maße impliziert, dass die Mitarbeiter die vergangenen Jahre weniger gearbeitet hätten. Und das ist nicht der Fall.“ Vielmehr gehe es darum, die Chancen nach der Pandemie zu identifizieren, zu implementieren und das hybride Arbeiten zu leben.
Führungskräfte müssten sich außerdem vom Irrglauben, dass Anwesenheit im Büro mit Leistung gleichzusetzen ist, verabschieden. „Das Schöne an der neuen Arbeitswelt ist doch, dass wir von überall arbeiten können. Es ist Zeit, dass dies auch in den Unternehmenskulturen ankommt. Denn die Zukunft der Arbeit ist hybrid.“
Vertrauen ist die Basis
Bei Microsoft Österreich jedenfalls ist die Auseinandersetzung damit nichts Neues. Seit 2011 werde hybrides Arbeiten intensiv verfolgt. Heschl weiß , worauf es ankommt. „Als Organisation gilt es, grundsätzliche Fragen zu klären: Wie und wo stelle ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Informationen zur Verfügung? Welche Werkzeuge nutze ich, um die Beschäftigten im Büro und Zuhause etwa für Meetings zu verbinden? Und wie schaffe ich es, das Arbeiten auch im Büro attraktiv zu gestalten?“ Das alles gehe natürlich mit einer Unternehmenskultur einher, die auf Vertrauen basiert. Ohne diese gehe es in Zukunft aber ohnehin nicht. „Ansonsten wird es schwierig, auf dem Arbeitnehmermarkt bestehen zu können.“