Wirtschaft/Karriere

Gehalt: Nicht mehr.Nicht verhandelbar.

25.373 Euro brutto im Jahr verdient der durchschnittliche Österreicher laut Statistik. Oder 1812 Euro brutto pro Monat. In der Realität sind die Gehälter ungleich verteilt – zwischen Mann und Frau, Jung und Alt, unter den niedrig und höher Ausgebildeten.

Deutlich kommen die Unterschiede zum Vorschein, wenn sechsstellige Managergehälter veröffentlicht werden oder Berichte zum Gender-Pay-Gap. Dann zeigt sich, wo das große Geld zu Hause ist – und wer viel weniger verdient.

Eine Debatte ohne Fackel und Heugabel, ohne Emotion, würde so aussehen: Die vergangenen fünf Jahre brachten keine großen Zuwächse, in keinem Einkommenssegment. Auch die Gehaltssteigerungen der Führungskräfte waren nicht wesentlich höher als die der Mitarbeiter. 2013 wuchsen die Gehälter um 2,7 Prozent. Das Leben aber ist teuer geworden: Von 2008 bis 2013 stiegen die Verbraucherpreise um 10,5 Prozent, die Gehälter sind in diesem Zeitraum um 13,4 Prozent (Tariflohnindex Statistik Austria) angewachsen. Für Gehaltsexperten Bruno Gangel ist das ein unerklärlich positiver Verlauf in einer langen und heftigen Wirtschaftskrise. „Es müsste uns viel schlechter gehen, aber offenbar hat die Wirtschaft die richtigen Maßnahmen gesetzt.“

Nicht verhindert werden konnte der Höchststand der Arbeitslosigkeit seit 60 Jahren: Fast 450.000 Österreicher waren im Jänner ohne Job. Die rund 3,48 Millionen Beschäftigten haben – aufgrund reduzierter Teams – dafür sehr viel Arbeit und sehr viel Stress bekommen.

Miese Einstiege

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Die gröbste Veränderung hat es bei den Einstiegsgehältern gegeben. Sie sind nicht nur nicht gestiegen, sondern in vielen Fällen sogar gesunken. Conrad Pramböck, Buchautor und Gehaltsexperte bei Pedersen & Partners: „Die Anforderungen, vor allem an Berufseinsteiger, sind enorm gestiegen: Gefordert werden Masterabschluss, perfekte Fremdsprachen- und Computerkenntnisse, viel Erfahrung. Aber die Einstiegsgehälter sind trotzdem niedrig.“ Gehaltsexperte Bruno Gangel pflichtet bei: „Die Firmen wollen keine Anfänger sondern nur noch Personen mit Berufserfahrung.“ Für Einsteiger ist es fast unmöglich geworden, überhaupt einen Job zu finden. Personen mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung finden schlecht bezahlte Arbeit. „Erst danach sind sie auf dem Jobmarkt überhaupt etwas wert“, so Gangel. Akademiker ohne Berufserfahrung würden mit 2000 bis 2500 Euro brutto abgespeist, häufig ohne Vertrag und fixe Anstellung. Die besten Chancen haben laut einer Pedersen & Partners Studie Master-Absolventen eines technischen Studiums, aber auch sie können nur mit rund 35.000 Euro brutto im Jahr rechnen.

Ende der Verhandlungen

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Der Blick auf das Brutto- Lebenseinkommen zeigt: Rund 2,3 Millionen Euro verdient ein Akademiker mit guter Karriere im Laufe seines Erwerbslebens, rund 1,3 Millionen die erfolgreiche Fachkraft mit abgeschlossener Lehre. Diese Werte werden immer mehr zu Fixgrößen. Denn in der Position, um das Gehalt zu verhandeln, ist heute kaum jemand. Das hat die Krise angestellt. Fragen nach dem Gehalt werden im Bewerbungsprozess von beiden Seiten erst ganz am Ende behandelt. „Faktum ist: Es wird nicht mehr verhandelt“, sagt Gangel kühn. Kandidaten suchen den richtigen Job, einen, der sie emotional befriedigt. Ihr Fokus liegt weniger auf Geld. Die Firmen wiederum haben fixe Gehaltsstrukturen. Die Asymmetrien von früher wollen sie sich nicht mehr eintreten. „In der Vergangenheit hat man sich teure Leute geleistet, das hat dann in der Konjunkturdelle Probleme verursacht. Heute suchen Firmen lieber eine Runde länger nach dem passenden, preislich richtigen Kandidaten“, so Gangel. Pramböck erklärt, dass es nur noch zwei Gründe gibt, um mehr Gehalt zu bekommen: Wenn Mitarbeiter eine außergewöhnliche Leistung belegen können, der Verkäufer etwa zehn Prozent mehr Umsatz gebracht hat. Oder der Verantwortungsbereich vergrößert wurde.

Umfragen belegen immer wieder, dass die Jungen weniger Wert aufs Gehalt legen. Dass sie bei der Jobsuche stärker nach Entwicklungsmöglichkeiten suchen. Eine Abkehr vom Geld? Vielleicht haben sie bereits aus der Not eine Tugend gemacht und die Forderung nach guter Entlohnung einfach schon aufgegeben.

Personen mit höherem Einkommen bewerten ihr subjektives Wohlbefinden höher als ärmere Personen. Sie sind glücklicher. „Diese positive Korrelation zwischen Einkommen und Glück ist statistisch gut gesichert“, sagt Ökonom Bruno Frey. Aber es ist der Vergleich mit anderen, der die ganze Ausprägung des Glücks bestimmt. „Uns interessiert letztlich nicht die absolute Höhe unseres Einkommens, sondern unsere Position im Vergleich zu den anderen“, so Frey. Dass Menschen mit viel Geld ein höheres Glücksniveau haben, hängt aber auch mit anderen, korrelierenden Faktoren zusammen: Wer mehr Geld hat, ist oft besser gebildet, ernährt sich besser, ist gesünder, erfreut sich eines höheren Prestiges.

Forscher der Princeton University (USA) haben 450.000 Personen befragt und herausgefunden, dass bei rund 55.000 Euro Jahreseinkommen Schluss ist mit dem Glücksgewinn: Bis zu diesem Wert steigert sich die Zufriedenheit mit höherem Einkommen. Ab 55.000 Euro Jahresgage wird das persönliche Wohlbefinden nicht mehr signifikant von noch mehr Geld bestimmt.

Glücksgewöhnt

Der Mensch passt sich an das Glück an und gewöhnt sich an Geld. Deshalb macht Geld meist nur kurzfristig einen Unterschied im Glücksempfinden, worauf auch Vermögensschocks wie ein Lottogewinn oder eine Totalpleite hinweisen: Man gewöhnt sich schnell an Verbesserungen (ein gewisser Status quo bringt immer neue Ansprüche), erholt sich aber auch rasch von Tiefschlägen.