Wirtschaft/Karriere

Gastronomin Irmgard Querfeld vor der Gastro-Öffnung

KURIER: Am 19. Mai dürfen Sie die Türen Ihrer zahlreichen Kaffeehäuser und Restaurants in Wien wieder öffnen. Wie groß ist die Vorfreude? 
Irmgard Querfeld:
Wir fiebern diesem Tag schon seit Monaten entgegen. Es fühlt sich nach dieser langen Zeit fast wie eine Neueröffnung an. Wir sind alle ganz aufgeregt und können es kaum erwarten, wieder Gäste begrüßen zu dürfen.

Haben Sie schon alles vorbereitet?  
Wir stehen in den Startlöchern. Alles wird noch geputzt und gereinigt, Ware wird bestellt und geliefert. Auch unsere Mitarbeiter bereiten sich vor. Das Öffnen unter den geplanten Sicherheitsvorkehrungen wird für uns alle  eine  neue und bestimmt auch sehr herausfordernde Situation.

Sie sprechen es an: Die Gastronomie öffnet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Sind diese überhaupt praktikabel?
Es wird sich zeigen, wie schwer es sein wird die Maßnahmen im Alltag umzusetzen. Wir bereiten unsere Mitarbeiter jedenfalls so gut wie möglich darauf vor. Aktuell unterziehen wir alle einer Corona-Kulturschulung, in der unser Personal gemeinsam mit Schauspielern den Umgang mit dem polarisierenden Thema Corona im Kaffeehaus-Umfeld übt. Es geht dabei um Fragen, wie man mit kontroversen Meinungen  am besten umgeht, aber auch darum, wie man Gäste charmant nach dem letzten Covid-Test oder der letzten Impfung fragt. Grundsätzlich hoffen wir aber auch, dass unsere Gäste Verständnis zeigen.

Worin sehen Sie die größten Schwierigkeiten?
Zu schaffen macht uns vor allem die Zwei-Meter-Abstandsregel zwischen den Tischen. Speziell in Kaffeehäuser kommen Gäste oft alleine oder nur zu zweit. Das nimmt dann schon ordentlich Platz ein, den wir nicht unbedingt immer haben. Ich muss sagen, auch die Ein-Meter-Abstandsregel war schon viel, obwohl unsere Kunden und auch wir gemerkt haben, dass es durchaus  Qualität haben kann, wenn nicht alles so eng zusammen steht. Der neue Zwei-Meter-Abstand ist wirtschaftlich für uns aber nicht ganz so einfach zu tragen. 

Und wie sieht es mit dem Personalmangel aus? In den vergangen Monaten sind viele Mitarbeiter aus der Gastronomie in andere Branchen abgewandert. War es denn schwer, wieder genug geeignete Fachkräfte für die Öffnungen Mitte Mai zu finden?
Zwar konnten wir mit Beginn des ersten Lockdowns all unsere Mitarbeiter in die Kurzarbeit mitübernehmen, trotzdem haben wir über diese lange Zeit natürlich auch einige verloren. Die Krisensituation hat sicher vielen gezeigt, dass die Gastronomie doch nicht das Richtige für sie war. Aber ich glaube auch, dass jene, die geblieben sind, mit Herz und Seele Gastronomen sind. Das merken wir und das stärkt uns richtig. Und natürlich: Neues Personal zu finden war vor der Krise schwierig und ist es auch jetzt.  

In der Zeit des Lockdowns waren Sie alles andere als untätig. Sie haben einen Torten-Onlineshop auf die Beine gestellt, eines Ihrer Kaffeehäuser in ein Covid-Test-Café verwandelt oder ein Salonformat im Café Museum ins Leben gerufen. Woher dieser große Tatendrang?
Nach der ersten Schockstarre vergangenen März habe ich schnell gesehen, dass man aus einer Krisensituation immer auch Chancen und Möglichkeiten für Neues ziehen kann. Schauen wir uns beispielsweise unseren Torten-Onlineshop an. Damit  ist es uns möglich Torten und Mehlspeisen zu unseren Gästen zu bringen, wenn diese schon nicht ins Kaffeehaus kommen können. 
Weiters entwickeln wir gerade besonders feine Torten, für Menschen mit Schluck- und Kau- Beschwerden. Und das angesprochene Salonformat im Café Museum namens „Salon 7“. Das ist ein Angebot für Menschen, die nach neuen Bildern, Perspektiven, Visionen und Möglichkeiten suchen. Es handelt sich dabei um eine Neuauflage der Salonkultur, die voraussichtlich ab Juni weitergeführt wird.

Apropos Perspektive: Wird  ab dem 19. Mai wieder alles gut?
So einfach ist es  nicht. Auch die Zeit nach der Öffnung wird wohl wirtschaftlich  noch schwierig sein. Aber  wir werden alles dafür tun, dass sich unsere Gäste und Mitarbeiter sicher fühlen. Ob die Zukunft nur Positives für unsere Betriebe bereit hält und welche Schwierigkeiten auf uns zukommen, weiß ich nicht. Aber ich, meine Familie und unsere Mitarbeiter – wir sind aus vollem Herzen Gastgeber. Das stimmt mich positiv.  Jetzt wissen wir auch, dass wir in schwierigen Zeiten noch mehr zusammenwachsen.

Zur Person: 

Irmgard Querfeld ist Miteigentümerin der traditionellen Wiener Querfeld Kaffeehäuser. Ihr Café-, Patisserie und Gastronomie- Imperium umfasst  zehn Betriebe und rund 350 Mitarbeiter. Irmgard Querfeld selbst führt dabei nicht nur das  Café Museum, sondern hat auch die Geschäftsführung des Café Residenz, des Café Hofburg, Landtmann“s feine Patisserie, Landtmann“s Parkcafé, Landtmann“s Jausen Station und  des Bootshaus inne. 
Um die Zeit des Lockdowns zu überbrücken, ließ sie sich einige kreative Aktionen einfallen. Darunter die Verwandlung des Café Museum in ein Test-Café. Zum Gratis-Antigen-Schnelltest gibt es dort Kaffee und  Mehlspeisen zum Mitnehmen.