Wirtschaft/Karriere

„Frauen wollen mitmischen, wo sie nicht zuständig sind“

Sie soll den stotternden Motor von Opel zum Laufen bringen: Seit einem Jahr ist Change-Managerin Dominique Döttling dem deutschen Automobilkonzern verpflichtet. Am „Tag der Frau in der Wirtschaft“ sprach sie vor 700 Wiener Unternehmerinnen über die freie Entscheidung. Im Interview spricht sie über Vertrauen, Verantwortlichkeit und sich einmischende Frauen.

KURIER: Wie haben Sie Opel vor einem Jahr vorgefunden?

Dominique Döttling: Opel hatte einige Herausforderungen und diverse Wechsel im Management hinter sich. Die Mitarbeiter sind seit Jahren in einer Ausnahmesituation. Viele sind abwartend.

Sie meinen blockierend?

Nein, beobachten ist vernünftig, bevor man auf den Zug aufspringt. Man muss Mitarbeitern ermöglichen, Vertrauen aufzubauen.

Im Changeprozess wird das Vertrauen erst einmal erschüttert.

Ja, aber man kann es auch leicht wieder aufbauen. Indem man Versprechen umsetzt und das kommuniziert.

Wie kommuniziert man drohenden Jobabbau?

Schlecht ist es über die Presse. Wichtig ist generell offene Kommunikation. Die Opel-Vorstände laden ein Mal im Monat Mitarbeiter unterschiedlicher Funktionen zum Gespräch.Wann tragen Mitarbeiter Veränderungen mit?

Wenn sie die Chance haben, mitzugestalten. Man muss ihnen Gestaltungsfreiraum zuweisen – und sie machen lassen. Typisch ist leider die Einstellung der Mitarbeiter: Solange der andere nichts macht, kann ich auch nichts ändern.

Weil man Angst vorm Fehler hat?

Wir lernen schon als Kinder, dass Drückeberger gut wegkommen. Die Übernahme von Verantwortung wird als Scheitern erlebt, wenn es nicht so funktioniert. Bei den Amerikanern heißt es dagegen „nice try“.

Nutzen Frauen ihren Gestaltungsfreiraum zu wenig?

Im Gegenteil. Tendenziell versuchen sie in Bereichen mitzumischen, für die sie nicht zuständig sind – sie fühlen sich für alles Mögliche verantwortlich. Dann sagt das System: Halt dich raus. Das erleben sie als Scheitern. Männer dagegen erkennen die hierarchische Situation an. Wir müssen unseren Gestaltungsspielraum nutzen – dann wird er auch größer.

Welt am Sonntag“ nannte Sie das „sanfte Gesicht der Veränderung“ – kann sie sanft sein?

Leben ist Veränderung, mal ruhiger, mal hektischer. Schlimm ist, wenn Firmen denken, dass Veränderung irgendwann zu Ende geht.

Seit 2012 ist Dominique Döttling bei Opel als Change Managerin beschäftigt (bis 2014). Die Geschäftsführerin der Döttling & Partner Unternehmensberatung ist Präsidentin des Landesverbands Rhein-Main-Saar des Beirats der Wirtschaft e.V. Zudem ist sie in der Rürup-
Kommission des deutschen Gesundheitsministeriums und im Mittelstandsbeirat des Wirtschaftsministeriums vertreten.