Wirtschaft/Karriere

Entwirrungsversuch: Job-Kürzel und ihre Bedeutung

Wissen Sie, was ein Vision Clearance Engineer tut? Oder ein Treasurer? Und worin genau besteht die Aufgabe eines Technical Horticultural Maintenance Officers? Einen Dispatch Services Facilitator aber kennt fast jeder, oder?

Dispatch Services Facilitator alias Postler

Ersterer ist nicht der strategische Visionär eines Unternehmens, sondern eine – ebenso wichtige – Fensterreinigungskraft sprich Fensterputzer, ein Treasurer hat nichts mit der internen Schatzsuche zu tun, sondern sorgt in der Firma dafür, dass immer genug Geld da ist, optimiert und bewahrt also die Finanzmittel, und ein Technical Horticultural Maintenance Officer ist schlicht der Gärtner. Den Dispatch Services Facilitator kennt tatsächlich jeder, wenn auch eher im ursprünglich einfachen Wirtschaftsdeutsch alias Postler.

Businesskürzel

Sich in der neuen Welt der vielfältig skurrilen Businesskürzel zurecht zu finden, in der selbst der Praktikant als Specialist, Hero oder Associate bezeichnet wird und sich ein Non Profit Manager als Ehrenamtler entpuppt, fällt in der Tat schwer.

Environment Improvement Technician
Putz-/Reinigungskraft

Head of Verbal Communication
Chefsekretär/in

Knowledge Navigator
Lehrer/in

Master of Welcome
Rezeptionist/in

Petroleum Transfer Engineer
Tankwart/in

Space Consultant

Immobilienmakler/in

Listbroker
Adressensammler/-verwalter/in

Outreach Manager
Lobbyist

Waste Removal Engineer
Müllmann/-frau

Ein Freiberufler firmiert heutzutage als Freelancer, fast jeder Abteilungsleiter ist ein Manager. Immerhin weiß man inzwischen, dass jemand, der „Senior“, „Head of“ oder „CEO“ auf seinem kleinen Kärtchen stehen hat, im beruflichen Kontext einflussreich und in der Hierarchie eines Unternehmens eher oben angesiedelt ist.

Internationalisierung

Die Internationalisierung sowie die zunehmende Spezialisierung mögen die Hauptgründe dafür sein, dass Hinz und Kunz heute oft wohlklingende, englische Jobtitel tragen. Manche behaupten, dass ein solcher dem Träger zu (scheinbar) mehr Bedeutung verhilft, ganz nach dem Motto: Je mehr man vorgibt, ein hohes Tier zu sein, umso besser stehen die Chancen, zu einem solchen aufzusteigen.

Nicht zuletzt wollen einige Unternehmen durch spektakuläre Anglizismen in ihren Stellenausschreibungen besonders „trendy“ wirken und so ihr Employer Branding stärken. Fallweise machen sie sich hochtrabende Jobtitel strategisch zunutze, um die Motivation ihrer Mitarbeiter zu erhöhen. Schließlich weiß man: Wer einen wichtig klingenden Jobtitel trägt, fühlt sich auch wichtiger. Das wiederum soll das Selbstbewusstsein stärken, die Performance steigern und die Mitarbeiterbindung fördern.

CEO, CPO, CTO

Unbestritten und relativ klar ist inzwischen die „C-Suite“, die ihren Namen aus dem Anfangsbuchstaben der Stellenbezeichnungen bezieht – das „C“ steht für „Chief“. Hier ist der CEO (Chief Executive Officer) am bekanntesten, der die höchste Position im Unternehmen inne hat, entsprechend dem deutschsprachigen Geschäftsführer. Alle anderen „Chiefs“ berichten an den CEO.

Darunter finden sich z. B.: CPO (Chief Product Officer, verantwortlich für die Produktentwicklung), CTO (Chief Technology Officer, leitet die technologische Entwicklung), CIO (Chief Information Officer, hat die strategische und operative Leitung der Informationstechnologien inne), CFO (Chief Financial Officer, für Finanzen und Buchhaltung hauptverantwortlich), CSO (Chief Sales Officer, zuständig für Verkauf und Vertrieb), COO (Chief Operating Officer, regelt das operative Tagesgeschäft), CCO (Chief Culture Officer, zuständig für Unternehmenskultur und Personal), CGO (Chief Growth Officer, kümmert sich um die Unternehmensentwicklung bzgl. Märkte, Beteiligungen), CMO (Chief Marketing Officer, leitet die Produkt- und Kommunikationspolitik).

Junior, Senior, Lead, Head of

Weniger speziell verhält es sich mit den Jobtiteln „Junior“, „Senior“, „Lead“ und „Head of“. Mit diesen Zusätzen wird nicht nur die Hierarchie-Ebene, sondern auch die Erfahrung umrissen. Ein Junior ist ein Anfänger im jeweiligen Job, während ein Senior bereits seit vielen Jahren tätig und damit Vollprofi ist.

Ein „Associate“ ist ein Angestellter ohne Führungsverantwortung, in der Regel Facharbeiter oder Spezialist auf seinem Gebiet. Leads bzw. Head-ofs leiten ein bestimmtes Segment eines Geschäftsbereichs samt Finanz- und Personalverantwortung – sie agieren über dem „Manager“ (Abteilungsleiter), jedoch unter dem „Director“, der einen ganzen Geschäftsbereich verantwortet. Dieser ist wiederum dem „Vice President“ unterstellt, der als führender Ressortleiter (Leiter einer Business Unit) zwischen der Director-Ebene und der „C-Suite“ fungiert.

Fest steht: Menschen, die durch ihre Expertise überzeugen, brauchen keine pompösen Jobtitel. Jene, die viel Wert auf Äußerlichkeiten und Status legen, werden sich hingegen immer damit brüsten. Und, jederzeit bereit, eine entsprechende Visitenkarte zücken.

Englische Jobbezeichnungen in Stellenanzeigen

Asset Manager: Verwaltet große private oder institutionelle Vermögen, verfolgt dabei ein langfristiges Konzept.

Brand Consultant: Kümmert sich um die Etablierung einer Marke bzw. sorgt dafür, dass ein angestaubtes oder beschädigtes Image wieder aufpoliert wird.

Claim Manager: Kümmert sich um Nachforderungen und Reklamationen zwecks bester Lösung für beide Seiten.

Content Manager: Plant und positioniert unternehmensrelevante Inhalte über vorhandene (Online)-Kanäle.

Data Scientist: Analysiert die Daten eines Unternehmens, um tief greifende Erkenntnisse über Zielgruppen, deren Verhalten und Entwicklung zu gewinnen.

Digital Workplace Engineer: Sorgt als IT-Profi dafür, dass digitale Arbeitsabläufe reibungslos funktionieren.

Executive Assistant: Arbeitet einer wichtigen Führungskraft in einem größeren Unternehmen zu.

Full Stack Developer: Ein Allround-Programmierer, der in der Softwareentwicklung bewandert ist und oft eine begleitende oder überwachende Funktion einnimmt.

Key Account Manager: Betreut die „Schlüsselkunden“, also den wichtigsten Kundenstock des Unternehmens.

Lean Manager: Sorgt dafür, dass alle Prozesse im Unternehmen optimal aufeinander abgestimmt sind, damit niemand Zeit und Ressourcen verschwendet.

Payroll Specialist: Ist als Teil des Buchhaltungsteams dafür zuständig, dass Gehälter, Steuern und Sozialabgaben fristgerecht bezahlt werden.  

Regulatory Affairs Specialist: Betreut den Zulassungsprozess von (medizinischen, kosmetischen) Produkten.

Scrum Master: Hat die Aufgabe, komplizierte Projekte schrittweise, rasch und zielführend umzusetzen. Scrum („Gedränge“) kommt aus der Softwareentwicklung, gilt heute aber fürs Managen aller komplexen Bereiche.

Solution Architect: Entwirft als „spezialisierter Developer“ den Aufbau von Software-Lösungen.

Supply Chain Manager: Ist für die erweiterte Logistik im Unternehmen verantwortlich, also den effizienten Weg von Waren, Dienstleistungen oder Informationen.

Workplace Transformation Officer: Sorgt für die zukunftstaugliche Gestaltung des  Arbeitsbereichs.