Eine Ausbildung, zwei Abschlüsse
Von Anita Staudacher
Das Ziel: Aufwertung der dualen Berufsausbildung, um sie auch guten Schülern schmackhaft zu machen. Die Lösung: Lehrlingen parallel zur Lehrausbildung die Berufsmatura kostenfrei ermöglichen. Seit nunmehr drei Jahren gibt es österreichweit das Programm "Lehre mit Matura" - und langsam beginnen die Maßnahmen zu greifen.
Aktuell streben 7750 Jugendliche parallel zur Lehre auch die Matura an. Das sind um 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Teilnehmer für "Lehre mit Matura" gibt es in Oberösterreich (1785), Wien (1424) und der Steiermark (1355). Bei österreichweit rund 130.000 Lehrlingen ist die Anzahl aber (noch) gering. Experten rechnen, dass zumindest zehn Prozent der Lehrlinge für eine Reifeprüfung infrage kämen.
Seit 2008 haben 95 Lehrlinge die Matura erfolgreich abgelegt. Gleich mehrere davon kommen vom Handelsriesen Spar, der seit Jahren die Lehre mit Matura fördert. Schon jeder zehnte Spar-Lehrling peilt auch die Berufsmatura an. "Neben dem Job noch Prüfungen abzulegen ist kein geringer Aufwand, wir fördern unsere Lehrlinge daher aktiv bei diesem Karriereweg", erläutert Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Den Maturanten stehen im Unternehmen höherwertige Berufe wie Marktleiter oder Filialgebietsleiter offen.
Bachelor
Die Wirtschaftskammer will die Höherqualifizierung von Lehrlingen noch weiter verbessern und schlägt eine duale Höhere Berufsausbildung vor. Diese soll an einer eigenen Berufsakademie stattfinden und einem Bachelor-Studium an einer Universität oder Fachhochschule gleichgestellt werden. Für Absolventen gäbe es dann den akademischen Grad "Bak. Prof".
Die Gewerkschaft pocht auf eine höhere Durchlässigkeit zwischen Schule und Lehre, etwa bei der Anrechnung von Qualifikationen.
Voraussetzungen: Lehrbetrieb muss der Ausbildung zustimmen
Die Berufsmatura, die wie jede andere Matura zu einem Studium berechtigt, umfasst insgesamt vier Teilprüfungen. Verpflichtend sind die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch sowie ein Fachbereich, der sich auf das erlernte Berufsfeld des Lehrlings beziehen muss. Drei Teilprüfungen können vor der Lehrabschlussprüfung absolviert werden, die letzte danach. Die geförderten Maturalehrgänge werden in Berufsschulen bzw. bei WIFI oder bfi angeboten. Bedingung dafür ist aber, dass es eine Mindestanzahl an Lehrlingen für den jeweiligen Kurs gibt.
Voraussetzung für die Lehre mit Matura ist ein Aufnahmeverfahren sowie die Zustimmung des Ausbildungsbetriebes. Dieser kann dafür die Lehrzeit bis zu maximal 18 Monate verlängern und um Förderungen ansuchen. Die Höhe der Förderung ist je nach Bundesland unterschiedlich.