Wirtschaft/Karriere

Ein Meister seines Fachs: Bertram K.

Seinen Werdegang hat Bertram K.  schnell erzählt. Nicht, weil er ohne Höhen und Tiefen oder  mangelhaft an  Erlebnissen ist.  Er spricht  schnell im Takt des Radetzkymarsches, aber mit dunkler, feiner Stimme.  Unbemerkt beobachtet er dabei. Er nimmt den belanglosen Griff in den Nacken wahr,  um die Haare  über die Schulter nach vorne zu streifen.  Die Bewegung, die verirrte Stirnfransen aus den Augen verweist.  „Das wichtigste Organ eines Friseurs sind die Augen. Ich lasse die Leute gerne ein bisschen sitzen und beobachte sie dabei, wie sie sich angreifen.  Wenn ich nicht weiß, wie sie mit ihren Haaren umgehen, kann ich  meine Arbeit  nicht machen. Außerdem bin ich ein Voyeur“, sagt Bertram K., merklich ohne Unwohlsein. Wer Kate Moss an den Haaren rumfummelt  und  Models bei Fashionshows von Dior stylt,  braucht  sich Unsicherheiten nicht leisten.

Heuer feiert Bertram K. sein  25. Berufsjubiläum. Das vergangene Vierteljahrhundert verbrachte der Wiener zumeist im Ausland. Nach der Lehre ging er nach  London, zu Tony & Guy, stieg rasch ins Art-Team auf, verbrachte viel Zeit auf der Bühne. „Ich bin viel gereist,  habe  Seminare auf  der ganzen Welt gehalten. Es hat sich damals ein neuer Berufsstand entwickelt, der von Land zu Land tingelte, um die Freude am Beruf zu vermitteln“,  erzählt er.  Bertram K. scheint sein  Beruf nicht anzustrengen, jede Handbewegung ist natürlich und nonchalant – eine Voraussetzung für Entertainer.

Mit 29 Jahren kehrte  Bertram K. zurück nach Wien. Kurz darauf suchte  L’Oreal die Zusammenarbeit – für den französischen Konzern ist er nach wie vor als  internationaler Markenbotschafter  unterwegs. Arrogant hat ihn das  Ansehen nicht werden lassen. „Wir sind Frisöre, wir haben einen Kamm und Schere und wir werden damit nicht die Welt verändern. Aber wenn ich damit am Tag zehn Leute glücklich machen kann, dann hab’ ich eigentlich mehr erreicht, als viele andere.

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Wieso gerade Bertram K.?

Weil er rationalisiert, Prozesse vereinfacht, mit nur fünf Handgriffen dasselbe Ergebnis erzielt, wie andere mit 15.  „Das Traurige ist, dass wir in Österreich in einer Neidgesellschaft  leben. Die Leute hauen dir lieber ein Hackl ins Kreuz, als dass sie dir auf die Schulter klopfen und fragen ,Wie hast du das gemacht, das würde ich auch gerne können‘“.  
Im Mai eröffnete der heute 40-Jährige  sein neues Geschäft  in der Neubaugasse. Nur ein dezentes  Schild   in Schwarz-Weiß gehalten, deutet auf die Oase im Innenhof hin.  „Das hat eine andere Wertigkeit als ein Salon im Shoppingcenter“, sagt Bertram K.

Abgehoben mutet hier nichts an, eher aufgeklärt,  authentisch. „Ich will  Kunden  haben, die  in denselben Boutiquen einkaufen wie ich oder die ich beim Fortgehen treffe. Ich will kein Preisniveau, bei dem  nur die Generaldirektorin bei mir Platz nehmen kann – mit einem Klunker am Finger, der mehr kostet als der Jahresumsatz meiner Mitarbeiter beträgt“, sagt er. 
Bertram K. polarisiert irgendwie. Alleine der Wiener Spruch konterkariert das gestylte Äußere.  „Mir ist lieber es sagt mir jemand ,Du bist ein Trottel‘, als  er sagt gar nichts.   Mitschwimmer  mag ich nicht“, untermalt er.