Wirtschaft/Karriere

Die Muster der Vielfalt

In einem offenen Brief an eine Gratiszeitung schrieb Andra Slaats: "Ich lese so oft davon, was Rumänen, Serben, Türken usw. schlecht machen. Jedoch hört man nie etwas Positives davon, was MigrantInnen für dieses Landes tun." Dabei gebe es genug Beispiele von Migranten, die einen positiven Beitrag leisten, Unternehmen gründen, Arbeitsplätze schaffen und Werte hochhalten. Andra Slaats ist eine von ihnen: Österreicherin mit rumänischen Wurzeln und seit Kurzem Unternehmerin. Mit Younited Cultures trägt sie Erfolgsgeschichten von Migranten in die Gesellschaft – mit Schals.

Accessoires mit Mehrwert

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Einer der Schals erzählt die Geschichte von Selma Prodanovich: Die in Sarajevo geboren wurde, in Tunesien und Spanien aufwuchs, vor mittlerweile 25 Jahren nach Wien kam und seit Jahren als Business-Angelina die Start-up-Szene maßgeblich mitgestaltet. Auf ihrem Schal ist ein Baum abgebildet, sehr verzweigt, weit verwurzelt. Er steht für das Netzwerk, mit dem Prodanovic andere unterstützt. Oder die Geschichte des Rumänen Vlad Gozman: Auf seinem Schal sind verschiedene Versionen des Buchstabens X verarbeitet – es steht für Wirkung, Ideen, ein Ziel und TedX Vienna, das er hier gründete. Der dritte Schal erzählt die Geschichte der Polin Adela Kuliga, die in ihrer Heimat im Marketing tätig war und hier als Putzfrau und Babysitterin arbeitete. Dann perfekt Deutsch lernte und vor vier Jahren Networking Youth Career gründete, um jungen Migranten in Österreich Perspektiven zu schaffen. Seit 2012 veranstaltet sie die CareerFAiR, eine Karrieremesse für Menschen mit Migrationshintergrund (am 24. März; Austria Center Vienna; Anm.).

Andra Slaats selbst kam der Liebe wegen vor zehn Jahren nach Wien. Zuvor beendete sie ihr Bachelor-Studium in Französisch und Englisch. In Wien begann sie in einem Kosmetikunternehmen zu arbeiten, das sich internationalisieren wollte. Und begegnete dort zum ersten Mal in ihrem Leben Diskriminierung. "Dort waren Menschen, die wollten, dass alles so bleibt, wie es war." Andra Slaats war ein Feindbild. Sie ließ sich nicht einschüchtern und blieb sechs Jahre im Unternehmen.Während einer Bildungskarenz machte sie den Sales&Marketing-Lehrgang vom WIFI, ging zum Lernen ins Impact Hub Vienna. In diesem Co-Working-Space für Menschen, die die Welt ändern wollen, erfuhr sie die Begeisterung für Unternehmertum und verließ endgültig die Komfortzone. Dort lernte sie auch ihre Co-Gründerin Iulia Mugescu kennen. Sie kam vor fünf Jahren mit der internationalen Studierenden-Organisation AIESEC nach Wien und wurde deren Präsidentin.

Unternehmen mit Sinn

Seit Anfang 2014 arbeiten die beiden gemeinsam an Younited Cultures. Um das Konzept zu testen, stellten sie sich bei Gründerevents den kritischen Augen von Investoren und Mentoren. Und gewannen den Social Impact Start Award, der ihnen ermöglichte, intensiv an ihrem Unternehmen zu arbeiten, Erfolgsgeschichten zu finden, ebenso wie Designer, die diese auf die Schals bringen. Die ersten drei Modelle wurde vor einer Woche in Wien vorgestellt. Pro Modell werden bloß hundert Stück produziert – allesamt in Österreich, was den hohen Preis von bis zu 139 Euro erklärt. Verkauft werden sie im Concept Store "Vienna Globe" in der Zieglergasse 65 in Wien und auf ihrer Webseite younitedcultures.eu.

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Eben dieser Preis verlangt jedoch nach Käufern, die sich nicht fragen müssen, wie das restliche Monat mit wenig Geld in der Tasche zu schaffen ist. Die Schals suchen Besitzer, die sich etabliert haben, die Nachhaltigkeit schätzen und sozialpolitisch ein Statement abgeben: Das Bekenntnis zu Chancengleichheit, Vielfalt und Nachhaltigkeit.

Mit dem Gewinn werden gemeinsam mit den Botschaftern Projekte gestartet, die jungen Migranten Perspektiven geben sollen.

1. Keine Angst vorm Scheitern. Das bringt dich nur einen Schritt näher an deinen Traum.

2. Nimm Feedback an, aber lass dich nicht von deinem Weg abbringen. Zu viele Meinungen können auch schaden.

3. Hab Spaß bei deinem Vorhaben. Wenn du ein Unternehmen gründest, die ganze Zeit nur gestresst bist und viel mit deinem Team streitest, dann machst du etwas falsch. Du bist auch Unternehmer geworden, weil du keine schlechten Bosse mehr ertragen wolltest. Also achte darauf, dass du nicht einer von ihnen wirst.

4. Privatleben nicht vernachlässigen. Wenn du jeden Tag erst um zehn Uhr abends zu Hause bist, dann wirst du deinen Durchbruch wahrscheinlich alleine feiern. Unternehmer zu sein, heißt nicht, Workaholic zu werden. Du bist dein eigener Boss. Also plane den Arbeitstag bis 18 Uhr, den Rest widme der Familie. Bei Veranstaltungen nimm ruhig deinen Partner oder deine Partnerin mit. Es hilft, glaub mir.

5. Netzwerken! Lass von dir hören und sehen. Geh zu Veranstaltungen und lerne neue Menschen kennenlernen. Und ganz wichtig, danach mach einen Follow-up. Wenn du diese Menschen brauchst, dann musst du dranbleiben. Sie müssen sich an dich erinnern können. Und glaub mir, irgendwann wirst du sie brauchen.
Und nicht vergessen: Das Gleiche tu auch für andere. Am Anfang warst auch du von Kontakten anderer abhängig. Also teile dein Netzwerk und hilf Gründern durch die Anfangsphase.