Wirtschaft/Karriere

Die Leiden der Manager

Pünktlich zum Herbstbeginn erschien die neue Studie zur Gesundheit von heimischen Managern. Fazit der Umfrage von 219 Managern der oberen und mittleren Ebene: Die Hälfte von ihnen ist gestresst, klagt über mangelnde Bewegung, 32 Prozent sind auch mit ihrem Gewicht unzufrieden. Experten überraschen die Ergebnisse der bereits zum viertel Mal erschienenen Studie des Wirtschaftsforum der Führungskräfte und der Wiener Städtischen Versicherung nicht.

Arbeitspsychologe Christian Blind führt die starke Überforderung der Manager auf die gestiegenen Anforderungen der Umwelt an ihren Alltag zurück. „Manager müssen heute eine Art Über-Multitasking bewältigen. Es wird von ihnen erwartet, immer und überall über Dutzende Kanäle erreichbar zu sein. Führungskräfte werden ungeschützt und ungefiltert mit Informationen geradezu bombardiert“, so Blind, der psychische Belastungen evaluiert und unter anderem Burn-out-Präventionen in Unternehmen betreut.

Trotz der schlechten Ergebnisse der aktuellen Studie muss man festhalten, dass die Unzufriedenheit der Manager über die eigene Gesundheit bei der Umfrage in 2011 noch deutlich schlechter ausfiel. Sind heute „nur mehr“ 51 Prozent gestresst, waren es damals noch 59 Prozent. Eventuell hat das mit den Folgen der Krise und Restrukturierungsmaßnahmen zu tun.

Leise und für sich leiden

Heimischen Managern geht es also alles andere als blendend. Zeigen wollte das von ihnen aber niemand: Kein einziger von den 219 befragten Chefs sprach jemals über den Arbeitsdruck mit seinen Kollegen oder Mitarbeitern. „So ein Verhalten mag in anderen Positionen besser funktionieren. Beschwert sich allerdings ein Chef, wird das als Zeichen der Schwäche verstanden – solche Probleme kann er in seiner Funktion einfach nicht thematisieren.“

Manager leiden also lieber leise, sie schenken ihrer Gesundheit im Alltag aber auch nicht unbedingt die angemessene Aufmerksamkeit. „Gesundheit ist für uns das Wichtigste, aber nur eine theoretische Nebensache“, sagte Viktor Wagner, WdF-Vorsitzender der Landesgruppe Wien bei der Präsentation der Studienergebnisse. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Nur fünf Prozent der Manager haben eine Pflegeversicherung abgeschlossen.

Abschalten, bewegen

Nur knapp ein Viertel gab in der Studie an, mit dem eigenen Privat- und Berufsleben tatsächlich zufrieden zu sein. Zu wenig, findet Christian Blind. Auch den Managern ist das bewusst, sie wollen ihrem eigenen Glück aktiv entgegensteuern. 73 Prozent der Befragten möchte dies mit Sport versuchen. Knapp die Hälfte der Befragten gehe ohnehin schon regelmäßig Wandern oder Laufen. Auch Radfahren zählt zum beliebten Ausgleich. Gut die Hälfte der 219 befragten Führungskräfte geht auch regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung und will ihre Ernährung umstellen.

Für weitere Regenerierung empfiehlt Christian Blind eine Drosselung der vielen Arbeits-Kanäle. „Es muss nicht jeder rund um die Uhr erreichbar sein“, sagt er. Er weist auch auf die neue, seit 1. Jänner 2013 verpflichtende Evaluierung der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz hin, die diesen Herbst noch viele Erkenntnisse zum psychischen Zustand der Mitarbeiter in heimischen Betrieben bringen wird.