Die Gehälter bleiben stabil
Von Nicole Thurn
Wer Java draufhat, hat ausgesorgt. Dieses Mantra geistert durch die Jobwelt. IT-Experten gelten als die Goldkinder am Arbeitsmarkt. Die Nachfrage ist hoch wie nie, je nach Spezialisierung sind Spitzengehälter von 95.000 Euro im Jahr und mehr möglich. Doch das goldene Zeitalter ist vorbei. Oder, wie es Gehaltsexperte Bruno Gangel formuliert: „IT-Positionen haben in den Krisenjahren ihre Teflonschicht verloren.“ Der Sparkurs habe mittlerweile auch die EDV-Abteilungen erreicht, es werde sehr genau zwischen systemrelevanten und „nur“ wichtigen Aufgaben unterschieden. Unternehmen würden vermehrt auf günstiges Outsourcing, Spezialisten auf Zeit oder auf „Halbwissende mit der Fähigkeit zu googeln“ zurückgreifen. Das treffe vor allem die vor wenigen Jahren teuer eingekauften Spezialisten: „Ihre gehaltliche Entwicklung wird eingefroren oder sie werden sogar durch weniger erfahrene Kollegen ersetzt“, sagt der Experte.
Die Erfahrung macht’s
Mega-Gehaltserhöhungen gibt es also eher nur noch in Einzelfällen. Andererseits ist die berufliche Praxis Goldes wert, wie Gangels aktuelle Statistik zeigt: Nach drei Jahren Berufserfahrung verdient ein Netzwerkadministrator jährlich zwischen 30.000 und 47.400 Euro brutto, zwei Jahre später sind es bereits zwischen 41.600 bis 60.200 Euro (siehe Grafik). Spezialistenfunktionen, deren Wissen nicht ständig vom Unternehmen benötigt wird, verdienen auch entsprechend weniger, meint der Experte: „Das sind etwa Datenbankadministratoren und Systemspezialisten für Großrechner.“ Andererseits seien Datenbank-Spezialisten mit Wissen im Storage (hierarchisches Speichermanagement) ebenso gefragt wie Systemadministratoren, die mit dem Thema Sicherheit vertraut seien.
Wer es in die Führungsriegen schafft, räumt nur in den niedrigen Etagen ab: Laut Vergütungsstudie der Beratung Kienbaum verdienen Teamleiter mit IT-Studium 86.200 Euro, Bereichsleiter 117.600 Euro – etwas mehr als der Durchschnitt aller Führungskräfte auf diesen Ebenen. Im Senior Management gibt es jedoch nur mehr 146.700 Euro Jahresgehalt – im Vergleich zu durchschnittlich 177.000 Euro.
Auch wenn die finanziellen Höhenflüge einzelner Positionen vorbei sei, beruhigt Gangel – Grund zur Panik vor dem finanziellen Aderlass bräuchten IT-Spezialisten künftig nicht zu haben: „Die Gehaltsentwicklung ist stabil gut und wird grundsätzlich auch so bleiben.“ Lernbereitschaft, mit den Tech-Trends firm zu sein und mehr als nur ein Teilgebiet zu beherrschen führe zur guten Positionierung am Arbeitsmarkt – und auch weiterhin zu guten Gehältern.