Die Gagen der Manager
Von Sandra Baierl
Managergehälter sind immer eine Schlagzeile wert. In der Schweiz wird gerade heftig über die Bonuszahlungen der Manager der Credit Suisse debattiert. Die Schweizer Großbank kappte nach scharfer Kritik der Aktionäre die Boni ihrer Topmanager um satte 40 Prozent. Dennoch wird, trotz tiefroter Zahlen, viel Geld ausgeschüttet – statt 73 Millionen Euro zahlt die Bank 45 Millionen Euro für die leistungsbezogenen Vergütungen aus. Konkret: Konzernchef Tidjane Thiam bekommt 7,7 Millionen Euro (statt 11,1 Millionen) – nach zwei harten Verlustjahren der Bank. Weiterer Widerstand der Anleger wird erwartet.
In Deutschland wollen die SPD und ihr Kanzlerkandidat Martin Schulz mit einem Gesetzesentwurf eine Einschränkung der Managergehälter bewirken. Inklusive Boni, so der Plan, soll die Gesamtvergütung eines Vorstands künftig nur noch bis 500.000 Euro als Betriebsausgabe steuerlich absetzbar sein. Alles darüber wäre "reiner Luxus" des Unternehmens – und deshalb nur bedingt praxistauglich. Gar nicht gefallen würde das wohl den Top-Verdienern der Dax-Unternehmen: Bill McDermott hat bei SAP Deutschland im vergangenen Jahr 15,33 Millionen Euro kassiert, Dieter Zetschke bei Daimler 13,78 Millionen Euro, Frank Appel bei der Deutschen Post knapp zehn Millionen Euro und Joe Kaeser bei Siemens 8,42 Millionen. "Die Gehälter der Chefs in Deutschland sind nach Berechnungen der Frankfurter Unternehmensberatung hkp Group im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen – ein Rekordjahr", meldet die Süddeutsche Zeitung.
Kleines Land, kleinere Gagen
In Österreich werden Gehälter in anderer Größenordnung bezahlt. Vergleichen kann man nur Regionen, die Gehälter in der Schweiz und in Deutschland liegen definitiv höher. "Das hat einen einfachen Grund: Größe wird bezahlt", so Günther Tengel, Geschäftsführender Gesellschafter der Amrop Jenewein Personalberatung und Executive Search. "Firmen in der Schweiz und in Deutschland sind oft fünf bis zehn Mal größer als bei uns. Damit steigt die Verantwortung der Manager und vor allem der Leverage: mit Größe kann man viel bewirken", sagt Tengel.
Zwar gibt es auch in Österreich Ausreißer nach oben hin – viel beachtet ist etwa Erste-Group-Chef Andreas Treichls Salär von rund 2,8 Millionen Euro oder die Gagen von OMV-Boss Rainer Seele, Post-Chef Georg Pölzl oder voestalpine-Vorstand Wolfgang Eder, die alle jeweils rund zwei Millionen Euro Gehalt beziehen. Das Gros der obersten und zweiten Managementebene bekommt allerdings weit weniger Gehalt, zeigt die aktuelle Studie des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF), die heuer zum 36. Mal durchgeführt wurde. 559 Führungskräfte wurden von Triconsult unter Studienleiter Felix Josef befragt.
WdF-Bundesvorsitzender Gerhard Zeiner kommentiert die diese Woche veröffentlichte Studie so: "Die Ergebnisse sind ernüchternd. Bei den Managergehältern geht nichts weiter: Im neunten Jahr in Folge stagnierten die Werte auch im vergangenen Jahr." Während die fixen Grundgehälter von 2015 auf 2016 leicht zugelegt haben, schrumpfte der variable Gehaltsanteil, also die Erfolgsprämien und Boni. Manager der zweiten Ebene seien nach Kaufkraft (also inflationsbereinigt) überhaupt nur dort, wo sie vor 35 Jahren standen. Studienautor Felix Josef: "Es ist ein Trauerspiel. Auf der zweiten Führungsebene hat sich seit 1982 in der Kaufkraft nichts verändert."
Im Detail heißt das:
Und die Frauen?
Ihr Durchschnittsbezug im Management ging 2016 nach unten, von 164.500 Euro brutto auf 141.000 Euro. Erklärbar ist das durch den Ausfall zweier gut verdienender Vorstandsdirektorinnen im vergangenen Jahr. Dass Frauen in Führungspositionen auffallend weniger verdienen als Männer, führt das WdF auf ihre Positionen und Lebensläufe zurück. Die Studie zeigt: wer viel verdient, hat ein technisches oder wirtschaftliches Studium, ist in höherem Alter und kann eine durchgehende Erfolgsbilanz vorweisen, hat in der Karriere mehrmals die Firma gewechselt und ist in einem ausländischen Privatunternehmen tätig (laut Statistik verdient die erste Ebene dort im Schnitt 210.200 Euro brutto im Jahr).
Die relative Nicht-Veränderung der Managergehälter ist für Zeiner "keine positive Entwicklung". In Österreich fehle der Impuls, die Vorwärtsbewegung, die Begeisterung in der Wirtschaft. Es geht nichts weiter – auf allen Ebenen.