Wirtschaft/Karriere

Die Bühne im Wohnzimmer

Auf diesem Tisch ist ziemlich sicher Gert Voss gestanden. Und auch Paul Hörbiger und Klaus Maria Brandauer. Denn die Tischfläche ist aus den Brettern gemacht, die für viele die Welt bedeuteten. Den Brettern des Burgtheaters.

Innenarchitektin Ulrike Nachbargauer hat die Bretter gekauft, die von 1955 bis 2011 dem Burgtheater als Bühnenboden dienten. Zehn Tische lässt sie derzeit daraus zimmern. Den exklusivsten von allen ziert eine Metallleiste aus Messing und Stahl mit einem eingravierten Zitat von Franz Grillparzers "Ottokars Glück und Ende" – das erste Stück, das 1955 nach der Wiedereröffnung des Hauses aufgeführt wurde. Diesen Tisch will Nachbargauer im Palais Dorotheum demnächst versteigern. Die geschichtsträchtigen Teile werden vom Burgtheater zertifiziert.

Andauernde Liebe

"Die Liebe zur Bühne hat mich nie verlassen", sagt Ulrike Nachbargauer voller Inbrunst, als würde sie gerade selbst auf der Bühne stehen. Als Architekturstudentin absolvierte sie nebenbei Schauspielkurse, wurde Statistin im Burgtheater. Sie schaffte es zur Hospitanz, schließlich zur Assistentin für Bühnenbild, dann zur Bühnenbildnerin und in die Produktionsbetreuung.

Das Theater hat sie nach fünf Jahren verlassen. "Ich wollte meine eigenen Ideen als Architektin umsetzen", sagt sie. Seit 2006 verschönert Ulrike Nachbargauer mit ihrem Planungsbüro "Una plant" die Innen-Gestaltung von Wohnungen und Häusern, sie baut um, konzipiert die Wohnräume und reorganisiert das Interieur, sie macht Shopdesign, ordnet Ausstellungen räumlich an und macht auch immer noch Bühnenbilder. An der Universität für angewandte Kunst bringt sie den Studierenden bei, wie sie ihre kreativen Ideen auf die Bühne bringen.

Ulrike Nachbargauers Weg in die Selbstständigkeit war nicht einfach. "Der Markt ist gesättigt", die Konkurrenz unter Innenarchitekten groß. Umso wichtiger sei es, sich von Mitbewerbern abzuheben, sagt sie.

Das tut sie unter anderem mit speziellen Paketen für ihre Kunden – und nun eben auch mit ihrer persönlichen Beziehung zum Burgtheater. Für Freunde hat sie bisher schon Requisiten des Theaters verarbeitet. Die Idee, sagt sie, hat sie schon als Studentin gehabt. Eine Metallplatte aus dem Bühnenbild der "Heiligen Johanna der Schlachthöfe" hat sie veredelt und in die Küche von Freunden als puristisch-elegante Kaminverkleidung eingebaut. Grün bemalte Bretter aus dem Boden von "Der Unbestechliche" hat sie zu einer Wandverkleidung zusammengefügt. Und der Blätterwald-Vorhang wanderte vom Stück "Vor dem Ruhestand" an die Wand und an ein Möbelstück eines Wohnzimmers. Die zehn Tische, die Nachbargauer gerade fertigt, sind die erste Produktion, mit der sie offiziell nach draußen geht – die Serie heißt passenderweise "Protagonist". Mit ihren Bühnenmöbeln will sie das Theater in den Wohnraum des geneigten Kunden bringen. "Meine bisherigen Kunden haben eine Beziehung zum Möbelstück, sie haben das Stück gesehen", erzählt die Innenarchitektin. Die Liebe zum Theaterstück, zu den Schauspielern, manifestiert sich im Wohnraum.

Anruf genügt

Am Material mangelt es der Innenarchitektin nicht. Mittlerweile bekommt Ulrike Nachbargauer einen Anruf vom Burgtheater, sobald ein Theaterstück abgespielt ist. Ehe die Requisiten im Restmüll oder auf den bekannten Flohmärkten des Theaters landen. Der Design-Trend zum Upcycling – also die kreative Neuverwendung von Abfall-Material – hat sie dabei nicht bewusst verfolgt. "Aber er kommt mir natürlich sehr entgegen."

Die findige Innenarchitektin will mit der Versteigerung des "Protagonist" im Dorotheum etwas an die Schauspielkunst zurückgeben. Der Reinerlös soll dem Burgtheater und seinen Schauspielern zugutekommen, sagt Ulrike Nachbargauer, denn: "Kunst und Kultur sind in Österreich bedroht."

1. Bilde dich weiter. Lerne Betriebswirtschaft, Autocad und alles über Patentrechte. Das sind Dinge, die du als selbstständiger Architekt benötigst, aber auch in anderen Sparten oder in angrenzenden Bereichen der Architektur nutzen kannst. Das macht dich flexibel und du bist am Markt nicht so verloren.

2. Fokussiere dich inhaltlich. Als Architekt musst du dich von den vielen Mitbewerbern abgrenzen. Such dir Spezialisierungen, biete etwas an, was andere nicht anbieten können.

3. Bau ein gutes Netzwerk aus Handwerkern auf. Als Architekt benötigst du einen Pool aus Handwerkern, mit denen du für deine Projekte zusammenarbeitest. Schau dir die Handwerker genau an und prüfe ihre Qualität. Es ist wichtig, dass du dich gut mit ihnen verstehst. Halte Kontakt mit ihnen, auch wenn du sie gerade nicht brauchst. Das ist wichtig, damit sie wissen, dass du auf sie zählst.

4. Such dir Kooperationspartner. Strecke deine Fühler in möglichst viele Richtungen aus. Mit bewährten Kooperationspartnern eröffnen sich neue Möglichkeiten für dein Unternehmen. Ich bin über meinen Kooperationspartner Lederleitner Home zu meinem Schlossatelier im Schloss Walpersdorf gekommen.

5. Nutze die Dienste deiner Freunde. Gerade als Gründer muss man genau auf seine Ausgaben achten. Lass dir von Freunden helfen, nutze ihre Berufe. Ein langjähriger guter Freund von mir ist Steuerberater. Dadurch habe ich viel Geld gespart.