Design, das aus Bäumen wächst
Von Nicole Thurn
Er klopft nicht auf Holz, er streichelt es. Georg Emprechtinger ist einer, der mit seinem Unternehmen wie verleimt ist. Seit 1999 ist er nun an der Spitze von Biomöbelhersteller TEAM 7, seit 2006 dessen Alleineigentümer. Heute ist er aus Ried im Innkreis angereist, sitzt am edlen Nusstisch im Flagship Store am Wiener Stubenring.
„Ich habe mir das erlaufen“, sagt Emprechtinger und schmunzelt zufrieden. Denn beim Joggen lernte der junge Häuslbauer in Ried vor 14 Jahren seinen neuen Nachbarn Erwin Berghammer kennen. Irgendwann sprach dieser über sein Möbelunternehmen und den Wunsch, in Pension zu gehen. Emprechtinger, MBA-Absolvent und bereits in Führungspositionen tätig gewesen, war als Nachfolger prädestiniert: „Ich bin mit Holz aufgewachsen, mein Vater hatte ein Sägewerk.“
Vom Schleiflack- zum Bioholzmöbel
Erwin Berghammer war in den 1960ern auf der Schleiflackmöbel-Welle geschwommen, 1980 stellte er radikal auf Bioholzmöbel um – die Leute verlangten nach Öko. Damals wie heute wird reines Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verwendet – die Hölzer – Nuss, Erle, Buche – stammen aus Europa. „Auf unser Holz kommt nur Kräuteröl, wir wollen es nicht mit Lackschichten vergewaltigen“, sagt Emprechtinger ruhig und streicht mit der Hand über die Tischplatte aus Nussholz.
Als Emprechtinger bei TEAM 7 als Geschäftsführer begann, war aus der kleinen Tischlerei anno 1959 längst ein florierendes Unternehmen mit 33 Millionen Euro Umsatz jährlich gewachsen. Nur: Die Möbel waren nicht nur öko, sie sahen auch so aus. Auch die Holzscharniere wollten den Zeitgeist nicht mehr so recht treffen.
Verwurzelt
So mancher Unternehmensberater riet Emprechtinger davon ab, beim Ökostil zu bleiben. „Geht doch in Richtung italienisches Design“, hieß es. Emprechtinger wollte Berghammers Erbe nicht verraten, sondern „die Wurzeln des Unternehmens vertiefen, damit der Baum wachsen kann.“ Also Bioholz statt modernem Plastik. Aber Design, das wollte Emprechtinger auch. Also blieb nur eines: Unter dem Motto „Natur trifft Design“ behielt er Produktionsweise und das bewährte Team aus Tischlern und Technikern bei. Und holte internationale Designer in den Betrieb.
Sie zu finden war nicht leicht: „Viele hatten gute Ideen, konnten aber mit dem Holz nicht umgehen“, sagt Emprechtinger. Mit Chefdesigner Jacob Strobel machte er einen Glücksgriff. Und traf mit dem puristischen Design den Geschmack der „LOHAS“ – Leute, die gesund, nachhaltig und ästhetisch leben wollen.
Diverse internationale Preise heimste der Möbelproduzent schon ein – wie den Green Good Design Award oder die dreifache Nominierung für den Designpreis Deutschland 2012. Heute werden die TEAM 7 Möbel in über 500 Möbelhäusern in 25 Ländern verkauft, die Hälfte wird nach Deutschland geliefert. In den vergangenen vier Jahren hat das Unternehmen seinen Umsatz mehr als verdoppelt – „für heuer rechnen wir mit 77 Millionen Euro“. Emprechtinger lächelt stolz. Und streicht andächtig über die Tischplatte aus geöltem Nussholz.
"Ich habe Vertrauen in meine Mitarbeiter
Wieso das Ganze? Ich folge meinem Herzen. Und ich habe ja immer schon mit Holz zu tun gehabt – mein Vater hat ein Sägewerk gehabt.
Die größten Hürden? Was ist eine Hürde? Gibt es das denn überhaupt?
Unser Glück war? Dass ich meinem Vorgänger und meinen bestehenden Mitarbeitern vertraut habe.
Gescheitert wären wir fast an? Externen Dienstleistern, die uns geraten haben, dass wir von den Biomöbeln weggehen sollen.
Das haben wir gefeiert? Unseren 50. Geburtstag am 7. September, mit 1000 Leuten in Ried. Eine tolle Fete.
Wohin soll’s gehen? Bis 2014 wollen wir 25 Millionen Euro in die Expansion investieren und 100 Millionen Euro Umsatz.
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