Wirtschaft/Karriere

Der Ideenverkäufer

Als er den Bauer Holz schlichten sieht, hat Franz Riebenbauer die Idee für das Interieur des Welcome Centers am Red Bull Ring: geschlichtete Eichenbalken. Perfekt, um die Memorabilien und Pokale der Formel 1 zu präsentieren. Die Balken dienen auch als Bar im Café und umrahmen die Arbeitsplätze der Rezeption. Morgen werden sie von 65.000 Zuschauern des Grand Prix bewundert werden.

Einen Kontrast zu Stahl und Glas, zum "Hitech-Gedanken" soll das Mobiliar bilden, sagt der Designer Franz Riebenbauer. Zudem wollte er mit dem Einsatz von Holz die natürliche Umgebung ins Stahl-Glas-Gebäude bringen: Das schöne Murtal mit seinen Wäldern, das von Holz geprägte Handwerk. Auf der naturbelassenen Eiche ist noch der Abdruck der Säge zusehen. Das erinnert Riebenbauer an das Gemüt der Murtaler. Ein bisserl rau, ein bisserl eigen: "Der Obersteirer umarmt einen ja net glei", sagt er lachend. Und er muss es wissen, stammt er doch selbst aus dem Mürztal.

Tischler war sein Traum

Gegen vier Architekten setzte sich Riebenbauer in der Ausschreibung von Red Bull durch. Der 39-Jährige hat das Interieur geplant, obwohl er eigentlich gelernter Grafikdesigner ist. "Ich habe mich immer schon für Formen interessiert. Mit 16 wollte ich Tischler werden", erzählt er. Den Eltern war die Matura doch lieber. Danach ging er ans Communication College, die heutige New Design University in St. Pülten, um Grafik-Design zu studieren. Nach Jahren in Deutschland in den Agenturen Jung von Matt und DDB gründete er in Österreich 2003 seine eigene Agentur Riebenbauer Design. "Ich wollte wissen, ob ich es allein schaffe, eine gute Idee nicht nur zu haben, sondern sie auch zu verkaufen – ganz ohne den Hinterbau einer renommierten Agentur." Die ersten Jahre machte er grafische Umsetzungen und arbeitete als freier Art Director weiter für deutsche Agenturen, "denn die kannten mich ja schon."

2007 schließlich gab eine Kundenanfrage den Anstoß für die Neuausrichtung von "Riebenbauer Design". Das Café 220 Grad in Salzburg wollte alles aus einer Hand – vom Namen übers Packaging bis zum Interieur.

Preisträger

Riebenbauer hat sich auf das Branding, die komplette Gestaltung von Unternehmensmarken, verschrieben. "Das Wichtigste ist eine klare, einfache Idee", sagt er. Die verkauft er seinen Kunden aufwendig. Für das Café Rauwolf hat Riebenbauer mit seinem Team im vergangenen Jahr das Interieur gestaltet. Seine Ideen präsentierte er den Rauwolf-Gründern in einem eigens umgebauten Besprechungsraum – mit eigens designten Möbeln, Musik und eingespielten Kaffeehaus-Geräuschen. Dem Projekt Spielberg präsentierte er seine Idee mit Holzbausteinen und einem Film, der den Bauern beim Holzschlägern zeigt. Denn am Ende hilft die beste Idee nichts. Man müsse sie vor allem richtig verkaufen, sagt Riebenbauer: "In sich schlüssig und mit allen Sinnen erlebbar."

Mehr als 50 nationale und internationale Preise hat Riebenbauer mit seiner Agentur bisher insgesamt gewonnen. Heuer haben er und seine neun Mitarbeiter bereits zwei glänzende Preise abgeräumt: Ein Mal Silber und eine Auszeichnung beim European Design Award, zwei Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze auf der Gala des Creativ Club Austria (CCA). An diesen beiden Wettbewerben und am britischen D&AD nimmt Riebenbauer jährlich teil. "Das ist eine wichtige Sache für uns, die Preise sind ein Gradmesser für unsere Qualität. Und ein wichtiges Recruiting-Tool: So kriegen wir die besten internationalen Talente", sagt er. Die Vorbereitung auf einen Wettbewerb kostet ein bis zwei Mitarbeitern jeweils einen Monat Arbeitszeit. Seine Mitarbeiter – allesamt Grafikdesigner – sucht er nach folgender Eigenschaft aus: "Sie müssen etwas können, was ich nicht kann. Dann kann ich dem Kunden mehr bieten."

1. Mach Erfahrungen, bevor du gründest. Gründen direkt nach Studium ist wahrscheinlich nicht die beste Erfahrung. Es ist wichtig, verschiedene Herangehensweisen an gute Ideen kennenzulernen. Erst dann erkennt man seine eigene Herangehensweise.

2. Setze auf Qualität. Die Qualität deiner Arbeit ist das höchste Gut. Wenn du dich konsequent darauf fokussierst, hebst du dich automatisch von 80 Prozent der anderen Unternehmen ab. Durch den Qualitätsanspruch entwickelst du deine eigene Handschrift. Wir designen beispielsweise den Besprechungsraum für die Präsentation oder entwickeln Marken-Prototypen. Den Aufwand betreiben wir sicher als einzige in diesem Ausmaß, das kenne ich von anderen nicht.

3. Finde gute Partner und Mitarbeiter, mit denen du gern zusammenarbeitest und die dich inspirieren. Die Präsentation unserer Ideen vor dem Kunden kostet uns viel Geld. Das geht nur, weil wir mit Handwerkern arbeiten, die unentgeltlich Prototypen entwickeln.

4. Lass dich nicht entmutigen. Ein Unternehmen aufzubauen, ist ein steiniger Weg. Man muss ein bisschen verrückt sein. Kreativsein können viele, aber das Umsetzen ist schwierig. Man muss konsequent sein, einen langen Atem haben, stur sein. Und unternehmerisch denken. Die Hälfte meiner Zeit investiere ich in Geschäftsführertätigkeiten.

5. Ich habe alles immer aus dem Cashflow finanziert. Das war hart und hat gedauert. Doch jetzt sind die Zinsen günstig, jetzt sollte man einen Kredit nehmen (lacht).