Der CEO von Heimlich&Mächtig
Von Ulla Grünbacher
Der Modekonzern H&M ist ein Familienbetrieb. Seit 2009 ist der damals 33-jährige Enkel des Gründers, Karl-Johan, am Ruder und setzt neue Schwerpunkte. Damit das Unternehmen nicht ausschließlich als Billigschiene wahrgenommen wird, baut er neue Marken auf. Nach "Cos" folgen "Weekday", "Cheap Monday" "Monki" und "& other stories". Anfang des Monats hat die erste Weekday-Filiale mit ihrer minimalistischen Mode in der Wiener Mariahilfer Straße eröffnet. Frischer Wind ist auch erforderlich, denn im ersten Quartal des laufenden Jahres ist der Gewinn des Modeunternehmens um 30 Prozent eingebrochen. Der warme Winter und der starke Dollar seien schuld, argumentiert er bei der Bilanz-Pressekonferenz.
Den Grundstein für das Unternehmen legte sein Großvater, Erling Persson, als er im Jahr 1947 die erste Boutique namens "Hennes" in seiner Heimatstadt Västeras, mitten in der schwedischen Provinz, gründet und günstige Mode verkauft. Jahre später erwirbt er das angeschlagene Jagd- und Waffengeschäft Mauritz – und der Name für den wachsenden Konzern ist geboren. Sohn Stefan steigt 1972 ins Geschäft ein und baut es zum zweitgrößten Textilkonzern der Welt aus, nach Konkurrent Inditex, zu dem Zara gehört.
SIe und er
Der Name H&M steht für Hennes (für sie) und Mauritz (männlicher Vorname), für Fans ist es die Abkürzung für Hasi & Mausi, für Kritiker bedeutet es Heimlich & Mächtig. Was sein Wahres hat: Die Familie ist darauf bedacht, wenig an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Über die Kindheit von Karl-Johan ist kaum etwas bekannt. Das Älteste von drei Kindern will eigentlich Tennisprofi werden, sein Vorbild ist Mats Wilander. Doch nach einem Misserfolg bei einem Turnier besinnt er sich auf seine Wurzeln und besucht die European Business School in London. Nachdem er sein Studium 2002 abgeschlossen hat, gründet er zunächst mit einem Geschäftspartner eine Eventagentur, die sich zur größten in Skandinavien entwickelt. Nach wenigen Jahren verkauft sie Persson gewinnbringend. Bereits während des Studiums arbeitet er sich die Karriereleiter bei H&M empor und begleitet Vater und Großvater bei Geschäftsreisen rund um die Welt. Ab 2007 ist er verantwortlich für die Auslandsexpansion und die Entwicklung neuer Geschäftsfelder. 2009 ernennt ihn der Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender sein Vater – mit 21,7 Milliarden Euro reichster Schwede – ist, schließlich zum CEO. Der leise Manager, der als bescheiden gilt, führt das börsennotierte Unternehmen mit einem sehr langfristigen Ansatz. Er nimmt sich Zeit für die Ausrichtung des Familienunternehmens für die kommenden Generationen – aber auch für seine Familie. Gefragt, ob auch eines seiner drei Kinder in das Familienunternehmen eintreten wird, stellt er klar, dass er nie Druck auf seine Kinder ausüben würde, damit sie das Unternehmen eines Tages leiten.
Flott voran
An dem Expansionstempo, das sein Vater vorgelegt hat, hält Persson fest. Auch heuer werden zu den bestehenden 4000 Geschäften in 61 Ländern mit 148.000 Mitarbeitern (davon 72 in Österreich) 400 neue hinzukommen. Neuseeland, Zypern und Puerto Rico werden als neue Märkte erschlossen, außerdem wird der Onlineshop Land für Land ausgebaut. H&M besitzt keine eigenen Fabriken, sondern setzt auf enge Beziehungen zu Lieferanten. Das hinderte Persson jedoch nicht daran, sich mit den katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion auseinanderzusetzen und mit den Regierungen in Bangladesch und Kambodscha über Verbesserungen und Lohnerhöhungen in den Fabriken zu verhandeln.
Sein Ziel: Ein internationales Gütesiegel für faire Mode. Dazu passt auch, dass Persson in das Geschäft mit recycelten Stoffen einsteigt. In jeder Filiale können Altkleider zurückgegeben werden, wer das tut, bekommt Rabatte auf den Neueinkauf. Die Kritik, dass sein Unternehmen nur Magermodels herzeige, nimmt der Milliardär ernst und setzt neben den dünnen auch auf gesund aussehende Models.
Das Vermögen des 41-Jährigen wurde 2015 auf 2,3 Milliarden Euro geschätzt. Sein Fixgehalt beträgt bescheidene 1,62 Millionen Euro, die Boni muss er wie alle H&M-Manager in Aktien des Unternehmens anlegen und mindestens fünf Jahre halten. Die Familie Persson hält 37,7 Prozent der Aktien. Allein die Dividenden betrugen 2015 über 600 Millionen Euro.