Wirtschaft/Karriere

Den Meislmichl machen sie groß

Wie so oft kauft Student Markus Christöphl im Bioladen nebenan in Graz ein und plaudert mit dem Inhaber. Erich Falschegger verkauft im "Meislmichl" viel Bio-Ware und auch Fertiggerichte und Sugos, die er von der Sozialeinrichtung Aufwind produzieren lässt. Die Kunden würden mehr davon wollen,erzählt er. Markus Christöphl meint: Eine richtig gute Marketingstrategie, ein modernes Design, ein Onlineshop müssten her. Denn was bringt ein gutes Produkt, wenn es keiner kennt? Gute Idee, meint der Inhaber. Aber allein würde er sich das nicht antun. Dazu bräuchte er einen Zahlenmenschen, einen "Rechner". Was für ein Zufall, dass Markus Christöphl BWL studiert.

Christöphl begann also, sich mit Business- und Finanzierungsplänen herumzuschlagen. In der gesamten Steiermark suchten die beiden nach einem geeigneten Produktions-Standort. 2014 wurde die Idee Realität: Im März eröffneten sie die Meislmichl Manufaktur im oststeirischen Pöllau bei Hartberg, nahe dem Schlosspark, umrahmt von idyllischen Hügeln.

Slow Food

Nicht nur die Umgebung wirkt entschleunigend, auch das Essen tut es. Die Meislmichl Manufaktur stellt ihre Produkte in Slow-Food-Tradition her: Alles wird von Hand gemacht, die Zutaten kommen aus der Region, aus nachhaltiger Produktion und Landwirtschaft. In den Sugos – frei von Gluten und Konservierungsmitteln – finden sich etwa pannonisches Mangalitzaschwein von Thomas Krispel, Weizer Weidelamm von Schafbäuerin Karina Neuhold, Gemüse vom Grazer Biobauern Kollmann und vom Lebenbauer in Hartberg und Wild aus dem Gesäuse. "Zu 99 Prozent kommt alles aus der Steiermark", sagt Christöphl.

Die Rezepte – wie Sugo von Mangalitza, Lamm oder Wild, Erdäpfelgulasch oder Mangalitza Chili – kreierte Erich Falschegger in der eigenen Küche. Jahrelang experimentierte er, bis er die Haltbarkeit von 18 Monaten durch Erhitzen erhielt.

Eingemietet ist der Meislmichl am Wochenende in der dann freien Küche vom Fleischer Buchberger, der unter anderem das Pöllauer Weiderind beisteuert. Dort sorgt Erich Falschegger von acht Uhr früh bis drei Uhr nachts mit Markus Eder – heute bei der Sozialeinrichtung Aufwind, früher Haubenkoch im Steirereck am Pogusch – dafür, dass die Steiermark ins Glas kommt. Handarbeit und edle Zutaten haben ihren Preis: Ein Sugo für zwei kostet 7,50 Euro. Abfüllung und Versendung der Gläser übernimmt die Lebenshilfe in Pöllau. Dafür hat Standortleiterin Doris Dremmel ein Team zusammengestellt. "Wir sind sehr glücklich darüber", sagt Christöphl.

Feinkostläden

Der erfahrene und der Neo-Unternehmer ergänzen einander gut, sagen sie. Christöphl, der Kopf- und Zahlenmensch, träumte schon während des Studiums vom "eigenen Ding". Während Falschegger ("ein Angestelltenverhältnis? Das ist mit mir immer schiefgegangen") sich um die Produktion und Lieferanten kümmert, ist Markus Christöphl für den Vertrieb zuständig. Er akquiriert Feinkosthändler, fährt auf Messen, wartet Webseite und Onlineshop.

Anfangs konzentrierten sie sich auf den österreichischen Markt: "Wir sind in Feinkostgeschäften in allen Bundesländern vertreten", sagt Christöphl, etwa beim Wiener Meinl am Graben oder in der Greißlerei am Taubenkobel. Jetzt sind Deutschland und die Schweiz dran. In München und Düsseldorf ist Meislmichl gelistet und bald in Berlin. Die Händler seien wichtig, um bei den Kunden bekannter zu werden. Über den Onlineshop www.meislmichl.at liefert Meislmichl in 13 europäische Länder, etwa nach Finnland, Frankreich, Italien, Schweden oder Großbritannien. "Den Direktvertrieb wollen wir ausbauen", sagt Falschegger. Steigt die Nachfrage, brauchen sie wohl einen neuen Standort, an dem dann täglich gekocht wird. Und einen weiteren Koch.

Hol dir Förderungen.
Christöphl: Wir haben über das aws Förderungen bekommen. Es ist irrsinnig viel Arbeit, man sitzt wochenlang an den Ansuchen, aber ohne den Förderkredit vom aws hätten wir das nie machen können.

Jeder soll das machen, worin er gut ist.
Christöphl: Er ist der Chaot und ich bin übergenau.
Falschegger:Er ist ein Rechner, ich bin kein Kopfmensch.

Diskutiere viel mit deinem Geschäftspartner.

Christöphl: Keine Ahnung, wie viele Stunden wir in Erichs Laden geredet haben, wahrscheinlich ein Jahr ganzes lang. Man plant viele Sachen,die dann doch anders kommen.
Falschegger: Planen kann man in dem Sinn nix. Man kann sich nur die Mitbewerber anschauen.

Bleib dran und zieh es durch.
Christöphl: Vor allem in der Gründungsphase ist man öfters kurz davor, es am liebsten hinzuschmeißen. Man steckt irrsinnig viel Energie unbezahlt in etwas, von dem man hofft, dass es später irgendwann mal funktionieren wird. Es ist ein Risiko. Mein Umfeld war darüber nicht begeistert. Aber man muss es einfach durchziehen. Wenn man an die Idee glaubt und hart dafür arbeitet, funktioniert es. Man muss ein gewisser Risikotyp sein.

Such dir gute Lieferanten und Kooperationspartner, die zu deiner Geschäftsidee passen.
Christöphl: Das ist gar nicht so einfach, sie zu finden. Wir haben alle besucht, bei denen wir einkaufen, haben uns alles genau angeschaut und auch einen Fotografen mitgehabt.