Wirtschaft/Karriere

Das Talent liegt auf der Seitenstraße

Alle Unternehmen wollen Talente. Die besten Köpfe für die offenen Positionen. Das bedeutet einen Umbruch im Recruiting. "In Spitzenpositionen die richtigen Talente zu finden wird künftig wichtiger", sagt Karl Lang, stv. Leiter Human Resources CEE bei der Siemens AG und Autor des Buchs "Personalmanagement 3.0". Lang ortet diverse Herausforderungen für die Personalsuche: Die Erwartungen an die Arbeitgeber hätten sich verändert, die Entwicklungen in Social Media würden rasant zunehmen und die Jungen würden heute lieber per Smartphone über Online-Plattformen Jobs suchen. Das zeigt auch die Studie "Recruiting Trends 2015", die Personaler aus 1000 Unternehmen in Deutschland befragte. Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel, der Kultur- und Wertewandel, Social Media, die Mitarbeiterfluktuation, die Mobilität der Bewerber – all das stellt Personaler in Unternehmen vor neue Herausforderungen.

Künftig würden laut Karl Lang zwei Trends wichtig: Active Sourcing – also Talente über Netzwerke und Online-Plattformen wie Xing anzusprechen. Und Mobile Recruiting über Smartphone-Apps. Siemens hat vor mehr als fünf Jahren einen internen Talentepool à la Xing etabliert: "Ab dem ersten Tag wird der Mitarbeiter darin registriert, er kann sein Profil erstellen. Über die Plattform findet interne Job- und Mitarbeitersuche statt". Die Angst, der Vorgesetzte komme so auf einen abtrünnigen Mitarbeiter darauf, sei "old fashioned": "Die Vorgesetzten sollten stolz auf ihre Talente sein und sie dem Konzern zeigen." Auch die Einführung einer Smartphone-Karriere-App überlegt Siemens derzeit. "Generell ist man in Österreich am Personalmarkt in Sachen Innovation noch etwas im Hintertreffen", sagt Lang.

Konferenz für neue Wege

Um innovative Wege im Personalrecruiting und -management auszuloten, haben die Eventmacherinnen Victoria Schmied und Sindy Amadei eine ebenso innovative Fachkonferenz ins Leben gerufen: Am 23. und 24. September findet in Wien der HR Inside Summit (siehe unten) statt. "Auf Konkurrenzveranstaltungen fanden wir oft nur Frontalvorträge. Wir möchten ein bisschen mehr", sagt Schmied. In sogenannten "Interactive Sessions" diskutieren Experten und innovative Vorreiter mit den Teilnehmern. Unter den Speakers sind auch originelle Macher wie der Deutsche Heiko Fischer, der die HR abschaffen will (siehe unten) oder Italiens "Mark Zuckerberg" Matteo Achilli, der eine erfolgreiche eRechruiting-Plattform betreibt.

Der technologische Fortschritt verändert auch die Personalberatung, sagt Hermann Pavelka-Denk. Er hat 2012 im Alter von 32 seine eigene Personalberatung gegründet: "Die alten Prozesse der Executive Search haben ausgedient. Es wird zu wenig daran gedacht, wie man das Web und den technologischen Fortschritt nutzen kann, um an Kandidaten heranzukommen." Die Kundenbedürfnisse hätten sich geändert, "die Anforderungen an Jobs sind viel individueller geworden". Bei der Mitarbeitersuche setzt er auf Google, Xing, LinkedIn. "Facebook funktioniert allerdings besser bei Empfehlungen." Pavelka-Denk bietet auch die Möglichkeit für Bewerber, sich kostenlos im Karrierepool registrieren zu lassen.

Doch: Neben technologischen Fortschritten wird die traditionelle Suche bestehen bleiben, sagt Karl Lang: "Jobinserate wird es weiterhin geben."

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