Club 20-Veranstaltung: „Heute gleicht Österreich einer Festung“
Branchen geraten zunehmend unter Druck. Der Fachkräftemangel ist längst ein Arbeitskräftemangel. Die Demografie arbeitet gegen die Wirtschaft – zu viele Pensionierungen treffen auf zu wenige Einsteiger auf dem Arbeitsmarkt. Den Ausgleich schaffen könnten Arbeitskräfte aus dem Ausland, aber die kommen nicht oder wollen nicht kommen. Warum?
Darüber diskutierte am vergangenen Mittwoch im Club 20 (Intercontinental Wien) eine hochkarätige Runde. Auf dem Podium Jésus Crespo Cuaresma (WU-Wien), Eco-Austria-Direktorin Monika Köppl-Turyna, Unternehmer Damian Izdebski (Techbold) und Gastronom Sepp Schellhorn. Bis auf Schellhorn haben alle Experten einen Migrationshintergrund.
Dass Österreich für qualifizierte Arbeitskräfte dennoch unattraktiv ist, liege an einer fehlenden Willkommenskultur sowie enormen Bürokratiehürden. Als Beispiel nannte Damian Izdebski die Rot-Weiß-Rot-Karte einen Verhinderer, der Prozess würde „viel zu lange dauern und Menschen ausschließen“.
Der KURIER ist Medienpartner des Club 20.
Rückblick und Ausblick
Migration in Österreich war eine Erfolgsgeschichte. Arbeiter aus Ungarn, Polen und der Türkei hielten in den vergangenen 100 Jahren die heimische Industrie am Laufen. „Heute aber gleicht Österreich einer Festung“, sagt Schellhorn. Dabei würde ein einprozentiger Anstieg der arbeitsfähigen Bevölkerung durch Migration zu einem Wertschöpfungsanstieg von rund zwei Prozent führen.
Das errechneten WU-Wissenschafter für das Buch „Migration als Chance für Wachstum und Wohlstand“, das im Zuge der Veranstaltung präsentiert wurde und konkrete Reformvorschläge enthält. Ebenfalls vorteilhaft sei der hohe Zugang von Migranten zum Unternehmertum, erklärte Crespo Cuaresma. Denn Migranten würden eine 27 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, zu gründen.