Wirtschaft/Karriere

Mit dem Wissen in der Wolke

Vor wenigen Jahren noch wurde Cloud-Computing belächelt. Heute sind IT-Spezialisten mit Spezialisierung auf die virtuellen Datenwolken die gefragtesten ihrer Zunft.

Cloud-Computing, die Auslagerung von IT-Infrastruktur zum externen Dienstleister, ist der Trend schlechthin in Unternehmen. „Gefragt sind Experten, die sich mit der Einbindung der Unternehmensarchitektur und mit IT-Sicherheit befassen“, sagt Mark Frost, Geschäftsführer der Personalvermittlung Hays Österreich, die auf IT-Fachkräfte und Techniker spezialisiert ist.

Die Suche nach Cloud-Spezialisten gestalte sich in Österreich im Gegensatz zu SAP- oder Java-Entwicklern schwieriger, meint Frost. Einen großen Teil des Personals findet Hays in Deutschland und Großbritannien. „Hier haben sich die Firmen viel stärker mit Cloud-Computing auseinandergesetzt“, so Experte Frost.

Je größer, desto spezieller

Neben Cloud-Computing beeinflussen in Zukunft Trends wie Big Data, Business Analytics und Social Business die Anforderungen an IT-Fachkräfte, sagt Gehard Zakrajsek, Personalchef von IBM Österreich. Dabei gelte generell: „Je spezialisierter die Leute, desto nachgefragter sind sie.“ Besonders wenn es um neue Technologien gehe, „aktuell finden wir kaum SAP-Spezialisten mit Know-how über neue Module.“ Doch auch angeblich veraltetes Know-how wie die oftmals totgesagte Programmiersprache Cobol werde noch immer nachgefragt, meint Frost: „Die Wirtschaft scheint hier anders zu denken als vorhergesagt wurde.“ Die Nachfrage nach dem Wissen über bestimmte Technologien variiere zyklisch.

In Zukunft müssten sich die heimischen Spezialisten jedenfalls rüsten – denn der Trend zum Offshoring, also zum Auslagern des IT-Know-hows beispielsweise ins viel günstigere indische Bangalore, könnte von Deutschland bald nach Österreich schwappen.

Von „Codehackern“ im preisgünstigen Ausland, die Aufträge perfekt abarbeiteten, könnten sich heimische Spezialisten abheben. Und zwar, „indem sie Businessprozesse erkennen und hier beratend tätig sind“, sagt Frost. Personalchef Zakrajsek bestätigt, dass reines Produktwissen hierzulande nicht mehr reiche: „IT-Fachkräfte müssen sich Wissen über die Unternehmensorganisation ihrer Kunden aneignen und Know-how über Hard- und Software mit Service zusammenbringen.“ Daher rät er IT-Absolventen früh zum Einstieg in die Projektarbeit. Wichtiger als das Sammeln von Kurszertifikaten sei laut Frost am Arbeitsmarkt jedenfalls „das Lernen durch Hands-on-Erfahrung.“

Weltweit suchen 18 der 30 führenden Volkswirtschaften verzweifelt nach qualifizierten Fachkräften. Österreich liegt international mit einem ausgeglichenen Arbeitsmarkt im Mittelfeld, dennoch ist hierzulande die Lage bei den Fachkräften angespannt. Das ergab der „Hays Global Skills Index 2013“. Die Ursachen sind die starke Nachfrage und der damit verbundene hohe Druck auf die Löhne in hoch qualifizierten Berufsfeldern und regulatorische Hürden.

Laut Hays ging die Zahl der offenen Stellen in der zweiten Hälfte 2012 zurück, da viele Exportfirmen die Entwicklung in ihren Absatzmärkten abwarteten. Mit der steigenden Stabilität forcierten die Firmen im ersten Halbjahr 2013 ihre Personalsuche wieder. Banken und Hightech-Unternehmen würden im Bereich Forschung und Entwicklung Personal aufstocken.

Generell wächst die IT-Branche in Österreich: Die Firmen kamen 2012 auf einen Gesamtumsatz von 57,5 Mrd. Euro – mit einem Plus von 5,6 Prozent.