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Christkindls Markt

Der Geruch gebrannter Mandel, das Gefühl von heißem, picksüßem Punsch im Magen, die Kälte nagt an den Zehen, matschiger Schnee und Langos-Reste an den Schuhen. Richtig: es muss Weihnachtsmarktzeit sein.

Gestern, Freitag, eröffnete der größte Weihnachtsmarkt: Der Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz. Er folgte damit einigen Anlassmärkten, die die Saison bereits früher eröffnet haben.

Lange Monate der Planung und des Aufbaus sind überstanden. Ab jetzt wird verkauft und für besinnliche Stimmung gesorgt. Hoffentlich. Denn nicht alle Aussteller beenden die Saison mit einem guten Umsatz, manche machen sogar Verluste. Auch das Geschäft mit Weihnachten ist ein Risiko, das allerdings trotzdem viele bereitwillig eingehen wollen. Möglicherweise, weil vermutet wird: da ist durchaus Geld zu holen.

Einen Stand zu ergattern, ist nicht leicht. Alle Jahre wieder werden Gerüchte über eine intransparente Vergabe der Standplätze laut. Die Veranstalter würden bestimmte Bewerber bevorzugen, heißt es. Denn die 1.018 „Standelplätze“ sind heiß begehrt. Das hat handfeste Gründe. Vergangenes Jahr gab es, laut WKO, acht Millionen Besucher auf den Wiener Adventmärkten. Und die ließen sich das Ambiente,die Speisen, Getränke und Geschenke rund 100 Millionen Euro kosten.

Für wen ist es aber tatsächlich ein Geschäft?

Begibt man sich auf die Suche nach einer Antwort, ist diese kaum zu finden. Zuständige Ämter, Veranstalter und vor allem Aussteller sind im Dauereinsatz. Man bitte um Verständnis – leider keine Zeit für Gespräche, heißt es auf Anfragen.

Außerdem: Über Umsätze und Gewinne möchte niemand reden. Ganz nach der Manier: Über Geld spricht man nicht. Über die Kosten der Standmiete wird aber aufgrund der hitzigen Debatte in der Öffentlichkeit sehr wohl gesprochen. Und die lassen aufhorchen: Die Miete ist abhängig von der Art des Gewerbes und der Größe des Standes. Wobei überall die Gastronomiestände am teuersten sind, Charity meist kostenlos und Kunsthandwerk am günstigsten ist.

Auf dem Rathausplatz variieren die Preise zwischen 2.000 Euro und 28.000 Euro. Noch exklusiver ist der Kultur- und Weihnachtsmarkt Schloss Schönbrunn. Hier zahlen Gastronomie-„Standeln“ zwischen 17.000 und 56.550 Euro für eine aufgebaute, versicherte und beschriftete Hütte – mit Stromanschluss, aber ohne Verbrauch.

 

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Tamara Cmyral bekocht die Marktbesucher in Schönbrunn nun schon zum zehnten Mal – und zwar in einer der teuersten Hütten. Seit einiger Zeit bietet sie ihre Speisen auch beim Ostermarkt in Schönbrunn an. Vier Monate im Jahr arbeitet sie mit der Vor- und Nachbereitung für den jeweiligen Stand. „Aufs Jahr verteilt ergibt sich daraus aber nicht mehr als eine Nebeneinkunft – wie eine Teilzeitbeschäftigung.“ Davon leben könnte sie nicht. Man verdiene eigentlich erst in den letzten Wochen, erklärt sie. Warum sie es macht? „Aus Freude an der Sache“.

Aber die Zeiten seien schwieriger geworden, weiß auch Gabriele Schmidle, Geschäftsführerin von MTS, die u.a. den Schönbrunner Markt organisieren. Die Konkurrenz sei groß. „Früher hätte man als Aussteller vielleicht das ganze Jahr davon leben können. Unter den heutigen Bedingungen und den strengeren Regulierungen ist das kaum möglich.“Auch Cmyral klagt:„Die Weihnachtsmärkte sprießen aus dem Boden wie die Schwammerl. Der Markt ist gesättigt.“

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„Wir haben vor 26 Jahren
in Schönbrunn begonnen,
da gabe es vier Christkindlmärkte in Wien. Heute sind sie überall.“

Gabriele Schmidle, Geschäftsführerin MTS

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Nur von den weihnachtlichen Einkünften kann auch das Familienunternehmen „Peter’s Seasons“ nicht leben . Während des Jahres betreiben sie zudem noch einen Dekorationsartikelhandel. Zur Weihnachtszeit verkaufen die Weihnachtsstandbetreiber seit 35 Jahren handbemalte Weihnachtskugeln – und zwar auf mehreren Märkten gleichzeitig. Zu Ostern gibt es handbemalte Ostereier. „Es ist sicherlich nicht so, dass man davon reich wird. Aber es erfüllt das Herz“, erklärt Pamela Priess, die den Familienbetrieb mittlerweile leitet.

Traumjob Aussteller

1.018 Weihnachtsmarktstände gibt es heuer. Wie in jedem Jahr hat es auch heuer viel mehr Bewerber für die exakt 1.018 Weihnachtsmarkthütten in Wien gegeben als Standplätze. Die auserwählten Aussteller reisen zum Teil extra für die Weihnachtsmarkt-Saison aus dem Ausland an, häufig aus den Nachbarländern, die weiteste Anreise hat ein Brite.  Beim Weihnachtsmarkt am Spittelberg etwa sind   ein Drittel der „Standler“ nicht in Österreich ansässig.    Auch vor dem Schloss Schönbrunn werden etwa zehn Prozent der Hütten von Unternehmern betrieben, die dafür eigens einreisen.  20 Märkte gibt es heuer in Wien.

Wo sind die größten Märkte der Stadt?

  1. Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz (152 Stände)
  2. Weihnachtsmarkt am Spittelberg (146)
  3. 3. Kunstadventmarkt vor der Karlskirche (82)
  4. 4. Kultur- und Weihnachtsmarkt Schloß Schönbrunn (80)
  5. 5. Weihnachtsmarkt Am Hof ( 76)