Wirtschaft/Karriere

Du musst ein Schwein sein, um nach oben zu kommen – oder?

„Du musst ein Schwein sein in dieser Welt“, sang schon die deutsche Kultband „Die Prinzen“ in den Neunzigerjahren. Und tatsächlich hält sich der Mythos bis heute, dass die weniger Guten – die Tyrannen, die machthungrigen Schufte oder Ellenbogen-einsetzenden Schweine – es eher an die Spitze schaffen, als die Netten und Zuvorkommenden. Ganz so falsch lag man mit dieser Vermutung nicht, denn je weiter oben Menschen in Unternehmen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie „dunkle Eigenschaften“ wie Narzissmus, Psychopathie oder Machiavellismus (Erlangung von Macht, unabhängig von Recht und Moral) mitbringen. Das belegen verschiedene Studien, etwa eine der Western University in Kanada.

Schweinischer Erfolg

Auch zwei Salzburger Psychologinnen Sandra Julia Diller und Eva Jonas forschten 2020 an dem Phänomen und machte dabei interessante Erkenntnisse: Nicht ihre durchtriebene Persönlichkeit per se würde Menschen mit den Eigenschaften der sogenannten dunklen Triade erfolgreich machen, sondern ihre Zielsetzung. Sie seien machtorientiert und sehr strategisch, könnten sogar Empathie und Wertschätzung zeigen, sofern es sie zum Erfolg bringt. Sie hätten sogar gelernt, den Eindruck zu vermitteln, als wäre ihnen die Meinung anderer wichtig. Jedoch ist auch nur das ein Teil ihrer ausgeklügelten Strategie, schreiben die Forscherinnen.

Doch Beschäftigte leiden häufig unter dem Verhalten solcher Führungskräfte. Sie berichten von niedriger Zufriedenheit und hoher emotionaler Erschöpfung. "Angestellte verlassen Manager und nicht den Arbeitsplatz", postet etwa Lunia Hara, eine Expertin für empathische Führung, auf LinkedIn. Studien und Umfragen belegen den Gedanken - liegt es oft an der Führungskraft, wenn Menschen beschließen, ihren Job zu kündigen.

Empathische Führung

In einer Arbeitswelt, in der Arbeitgeber um die besten Talente kämpfen und jedes On- und Offboarding Zigtausende Euros kostet, ist das aber keine Option mehr. Sofern sich ein Unternehmen nicht wirtschaftlich ruinieren will. Empathische Führungskräfte sind also spätestens jetzt auf dem Vormarsch - und letztlich auch die Zukunft, so Lunia Hara in einem Interview mit Global Digital Women. Schließlich würden auch Mitarbeitende immer mehr soziale Fähigkeiten von ihren Vorgesetzten einfordern. Und sitzen im Zuge des Arbeitskräftemangels womöglich am längeren Ast.

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Was empathische Führungskräfte auszeichnet? Sie stellen die Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Haben Interesse daran, diese zum Erfolg zu führen und nicht nur Leistung und Gewinn für das Unternehmen zu erzielen, so Hara.

Mit gemütlichem Verhätscheln habe das übrigens nichts zu tun, merkt die Expertin an. Empathische Führung wäre herausfordernd und sehr aktiv. Ständige Selbstreflexion wäre eine klare Voraussetzung. In einem Posting fasst Hara zusammen: "Wenn man die Prinzipien empathischer Führung der gesamten Belegschaft näherbringt, dann kann das wie ein Katalysator auf das gemeinschaftliche Wachstum wirken."

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