CEO der Woche: Christoph Boschan ist Chef der Wiener Börse
KURIER: Haben Deutsche einen anderen Zugang zur finanziellen Vorsorge? Die Aktienquote ist ja im Nachbarland deutlich höher.
Christoph Boschan: Die staatliche Fürsorge ist größer in Österreich, die Pflicht des Einzelnen auch etwas zu tun, geringer. Grundsätzlich sind die Deutschen und die Österreicher sich aber nicht so unähnlich.
Wie haben Sie das Thema Aktien für sich selbst entdeckt und wann haben Sie erstmals in Aktien investiert (und in welche)?
Mit 17 und einem Fonds von DWS. Und dann wurde ich wohl ein Kind des Neuen Marktes (Segment der Deutschen Börse für Tech-Aktien, Anm.).
Wie sorgen Sie heute für sich und Ihre Familie vor? Auch Sparbuch und Bausparer?
Es kommt auf die richtige Mischung an, das heißt: breit gestreut und in Anlageformen, die verständlich sind. Nur wer langfristig orientiert und regelmäßig investiert, kann sich auf Dauer den Zinseszinseffekt zunutze machen.
Wie ist Ihre Reaktion, wenn einmal ein Investment schiefgeht?
Gerade bei Aktieninvestments lernt man schnell, dass es unterjährig an Börsen immer auf und ab geht. Wer Weitblick und Geduld hat, kann bedeutende Renditen erzielen.
Gut gesagt
"Dass die Österreicher trotz Nullzinsen und über-
teuerter Immobilien ihre Liebe zu Aktien noch nicht entdeckt haben, führe ich auf mangelndes Wissen zurück. Um den Kapitalmarkt als Wohlfahrts-
Verteilungs-Maschine allen zugänglich zu machen, muss auch der Staat einen Beitrag leisten.“
Werdegang
Der 40-jährige Berliner Christoph Boschan ist promovierter Jurist und seit September 2016 Vorstandschef der Wiener Börse und ihrer Holding. In den vergangenen zwanzig Jahren war er für verschiedenste Börsen tätig, zuletzt als Co-CEO bei der Börse Stuttgart sowie Vorstand des Handelssegments Euwax.
Davor machte der gelernte Wertpapierhändler berufliche Stationen bei Equiduct-Trading London, in der Börse Berlin sowie bei Tradegate. Zu den Hobbys des Managers zählen Sport und Kunst.
Boschans Mission
Sein Ziel ist es, die Interessen der Börse, der gelisteten Unternehmen und ihrer Aktionäre durchzusetzen. Dazu gehören etwa neue Handelszeiten und Segmente, aber auch der Wille, die seit einigen Jahren bestehende steuerliche Schlechterstellung von Wertpapieren zu beenden; all das durchaus positiv emotional und mit pointierten Aussagen. Seit seinem Amtsantritt stieg das Handelsvolumen an der Wiener Börse deutlich.