Brexit, der Studi-Albtraum
Von Nicole Thurn
Sie wollte im Zentrum des Europäischen Films arbeiten, nun ist ihre Zukunft ungewiss. Denn mehr als die Hälfte der Briten haben dazu "No" gesagt. Magdalena Starzer, 23, studiert an der University of London Film- und Fernsehproduktion. Ihren Master schließt sie im September ab. Danach weiß sie nicht, wie es weitergeht: "Ursprünglich dachte ich, dass ich hierbleibe. Aber wenn die Produktionsfirmen ihre Headquarter in London auflösen, weil das EU-Funding wegfällt, hat das wenig Sinn." Plan B ist Deutschland.
So wie Magdalena Starzer geht es allen österreichischen Auslands-Studierenden derzeit in Großbritannien. Sie wissen nicht, was kommt. Die nächsten, ein, zwei Jahre wird sich der Brexitnoch nicht auswirken, danach könnten Mobilität und der Zugang zu Universität und Arbeitsmarkt eingeschränkt werden.
Für Maximilian Czernin, 21, der gerade an der London School of Economics studiert, war der Brexit "ein bisschen ein Schock". Czernin würde gern ein Masterstudium anschließen und ein paar Jahre in Großbritannien arbeiten: "Die Folgen sind für mich persönlich völlig unklar. Ich befürchte im schlimmsten Fall höhere Studiengebühren und keine Erlaubnis mehr, in London zu arbeiten." Auch Jakob Kanz, 20, studiert an der University of Warwick VWL und Philosophie. Er macht sich Gedanken über die Erhöhung der Studiengebühren: "Für EU-Bürger und Briten sind es 8000 Pfund pro Jahr, für Angehörige aus Drittstaaten drei Mal so viel. Laut Universität wird sich für uns in den nächsten zwei Jahren nichts ändern." Auch sein für EU-Bürger kostengünstiger Studentenkredit sei für die nächsten zwei Jahre gesichert. Was dann passiert, ist offen.
Pendeln als Ausweg
Eine Variante, mögliche Aufenthaltsbeschränkungen zu umgehen, ist, zu pendeln. "Die großen Universitäten bieten geblockte Lehrveranstaltungen", sagt Pauline Wachter. Die Wienerin pendelt ein Mal pro Monat an die University of Liverpool, wo sie den Master in Angewandter Psychologie macht. "Mit dem Tourismusvisum ist das kein Problem", sagt die 37-Jährige. Ab Herbst 2017 will sie das Doktorat an der University of Oxford anschließen. Das Pendeln wird sie fortsetzen, "für mich hat der Brexit insofern kaum Folgen."
Der Brexit gefährde auch studentische Austauschprogramme wie Erasmus, sagt Stefan Zotti, Leiter des Österreichischen Austauschdienstes. Großbritannien lag im Studienjahr 2014/15 mit 542 Outgoing-Studierenden auf Platz 4 der beliebtesten Destinationen – nach Deutschland, Spanien und Frankreich. Wer im Herbst ein Auslandssemester auf den Inseln machen will, hat noch keine Nachteile. Zotti hofft, dass Großbritannien das Erasmus-Programm als Partnerland der EU über Sonderzahlungen statt bisher über EU-Mitgliedsbeiträge finanziert, "denn der Hochschul- und Innovationsraum in Europa ist ohne Großbritannien undenkbar."