Boys Club - Macht und Missbrauch bei Axel Springer
Von Jennifer Corazza
„Wie ist so etwas überhaupt möglich“, fragt die Investigativ-Reporterin Pia Stendera im Podcast „Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer“. Sie bezieht sich auf den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Dieser soll seine Machtposition im Axel Springer Verlag jahrelang missbraucht und junge Frauen durch sexuelle Verhältnisse in die Abhängigkeit getrieben haben.
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In seiner Gunst zu stehen, schien viel wert. Bis die New York Times 2021 die Vorwürfe öffentlich machte und Reichelt seinen Job verlor. Doch er soll kein Einzelfall sein.
Um zu verstehen, wie Machtsysteme innerhalb des Medienkonzerns funktionieren, spricht das Recherche-Team mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern. Die Bereitschaft ist zunächst gering. Es braucht monatelange Überzeugungsarbeit, unzählige Telefonate, E-Mails und Briefe, um das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen, erzählt Stendera.
„Sie fürchten um ihren Job, aber manchmal auch um ihre Sicherheit“, fasst die Journalistin zusammen. Und doch nehmen über 40 Personen ihren Mut zusammen. Eine davon: Nora, die ein Volontariat bei der Bild beginnt und damit ihrem Traum vom Journalismus ein Stück näher kommt. Doch schnell wird ihr klar: Wenn sie etwas werden will, muss sie sich mit Reichelt gutstellen. "Nein" zu sagen schien irgendwann unmöglich.
Noras und viele weitere Erzählungen, die im Podcast ans Tageslicht kommen, gehen unter die Haut. Und geben Einblicke in ein System, das jahrelang gut funktionierte und erst durch die mediale Aufmerksamkeit bröckelte. Der Konzern bezog keine Stellung innerhalb des Podcasts. Alle acht Folgen sind seit Mai abrufbar.